Schüttet es wie aus Eimern, ist die Stadt vorbereitet – zumindest am Grenzbach. Bei Starkregen fließt das nicht in die Schweiz abgeleitete Wasser mit voller Wucht ins Paradies. Bis zu sieben Kubikliter, was an die 40 Badewannen entspricht, schlängeln sich dann pro Sekunde an der Grenze entlang. Der Bach kann aber maximal knapp über zwei Kubikliter führen, wie Untersuchungen des Tiefbauamts zeigten. Folglich musste gehandelt werden.

Tiefbauamtsleiter Uwe Kopf berichtet, dass bei einer solch kritischen Stelle der Hochwasserschutz nur durch einen Damm aus Beton, wie er sich jetzt am Ufer befindet, geleistet werden könne. Durch die bauliche Veränderung gelang es, die Häuser, ihre Keller und Bewohner im Paradies zu schützen. Mögliche zukünftige Schäden, die die Baukosten von rund 200.000 Euro erheblich überschritten hätten, könnten so verhindert werden, sagt Kopf beim Klimaspaziergang in Konstanz.

Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn (4. von rechts) und Tiefbauamtsleiter Uwe Kopf (2. von rechts) erklären die Maßnahmen zum ...
Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn (4. von rechts) und Tiefbauamtsleiter Uwe Kopf (2. von rechts) erklären die Maßnahmen zum Hochwasserschutz am Grenzbach. | Bild: Joshua Tress

Es geht um die Gefahrenabwehr

Um Gefahren wie diese abzuwenden, arbeitet die Stadt an weiteren Maßnahmen und Konzepten, um den zunehmenden Hitze- und Starkregenereignissen zu begegnen, sich an gegenwärtige und zukünftige Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und die Folgen zu minimieren.

„Die Stadt ist definitiv bereit, Geld für Klimawandelanpassung auszugeben. Wir müssen jetzt handeln und können nichts in die Zukunft verschieben“, stellt Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn fest. Denn in der Zukunft könnte es teurer werden.

In den vergangenen Jahren habe es immer mehr Starkregenereignisse in Konstanz gegeben. Die potenziellen Folgekosten eines Hochwassers übersteigen die der Anpassungsmaßnahmen: „Jetzt investieren, kostet ein Drittel“, erklärt Langensteiner-Schönborn.

Deshalb arbeitet Uwe Kopf momentan am vom Gemeinderat in Auftrag gegebenen Starkregenrisikovorsorgekonzept, ein Wort, mit dem er auch beim Scrabble gute Gewinnchancen hätte. Spätestens Anfang nächsten Jahres soll eine Karte zu den möglichen Wasserflüssen stehen.

Anhand dieser Karte kann die Feuerwehr weitere Maßnahmen planen. Ziel sei neben dem Schutz von kritischer Infrastruktur ein punktuelles Warnsystem, das die Menschen vorwarnt. Auch darüber hinaus nimmt die Stadt Geld in die Hand: 2023 stellte sie eine Million Euro bereit. Die Hälfte entfällt auf tatsächliche Investitionen, der Rest auf deren Planung.

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Es ist schon was in Bewegung

Mit dem Spaziergang im Zuge der bundesweiten Aktionswoche zur Klimaanpassung sollen die Bürger informiert und die Akzeptanz der Maßnahmen gefördert werden. „Wir wollen vor Ort zeigen, was in Bewegung ist“, sagt Bürgermeister Langensteiner-Schönborn. An neun Orten sollen die Maßnahmen für die Konstanzer sichtbar werden.

Etwa auf dem Spielplatz Stadelhofen. Dieser wurde im Frühjahr umgebaut. Wie Wolfgang Treß, Abteilungsleiter Umwelt und Grün beim Amt für Stadtplanung und Umwelt, erläutert, habe man zusätzlich zum klassischen Spielplatz eine „grüne Oase“ zu schaffen versucht.

Durch Sitzgelegenheiten und den Schatten der Bäume sowie die daraus folgende Abkühlung wurden Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen. Auch Trinkwasser ist an heißen Tagen dank eines Brunnens vorhanden. Das weiß Julia Denzlinger zu schätzen. Sie genehmigt sich auch schon während des Spaziergangs einen Schluck.

Julia Denzlinger erfrischt sich am neuen Trinkwasserbrunnen auf dem Spielplatz.
Julia Denzlinger erfrischt sich am neuen Trinkwasserbrunnen auf dem Spielplatz. | Bild: Joshua Tress

Sommerorte sind nur von kurzer Dauer

Weitere angepasste Plätze sind die drei Sommerorte: Pfalzgarten, Augustinerplatz und Bodanplatz. Als Teil von Smart Green City haben sie zum Ziel, Maßnahmen zu erproben und Daten zu erheben, um spätere Entscheidungen bei der Umgestaltung von Plätzen zu erleichtern und zu verbessern. Neben den schon seit einigen Wochen bestehenden Veränderungen am Pfalzgarten und Augustinerplatz kommen auch die Aktionen am Bodanplatz gut an, meint zumindest die Projektleiterin Barbara Schaar.

Rüdiger Salomon vom Stadtseniorenrat gefällt das Gelände ebenfalls. Er wünscht sich solche Orte allerdings auch in den Stadtteilen. Er erhofft sich ähnliche Treffpunkte, an denen man sich aufhalten und begegnen kann, ebenso in Dettingen, Dingelsdorf und den anderen Orten. Gerade für ältere Menschen, für die es eine höhere Belastung sei, in die Stadt zu kommen, könne man so auch die Chance auf soziale Kontakte bieten. Diese ermögliche der Platz nämlich. Auf ihm wurden vor allem Bäume aufgestellt.

Bei genauerem Hinsehen kann man an manchen der aufgestellten Bäume sogar winzige gelbe Früchte erkennen – kleine Äpfel, die essbar sind. Zudem gibt es Sitzgelegenheiten und einen Sandkasten zum Spielen. Neben der bereits ansässigen Gastronomie werden so zusätzliche, öffentlich zur Verfügung stehende Möglichkeiten zum Aufenthalt geboten.

Die Teilnehmer des Spaziergangs lauschen gespannt den Erklärungen zur temporären Umgestaltung des Bodanplatzes.
Die Teilnehmer des Spaziergangs lauschen gespannt den Erklärungen zur temporären Umgestaltung des Bodanplatzes. | Bild: Joshua Tress
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Es gibt nicht nur Provisorien

Nach September sollen die Veränderungen wieder verschwinden. Die Bäume werden im gesamten Stadtgebiet verteilt gepflanzt. Mindestens einer soll aber bleiben. Die entstandenen Kosten – etwa 200.000 Euro hat die Umsetzung der drei Sommerorte Pfalzgarten, Augustinerplatz und Bodanplatz gekostet – werden zu zwei Dritteln gefördert.

Dauerhaft hingegen sind die Neuerungen am Bahnhofplatz. Bei dessen Umgestaltung seien die Beschränkungen der Anpassungsmaßnahmen besonders spürbar gewesen, berichtet Uwe Kopf. Leitungen und Vorgaben der Feuerwehr beschränken das Machbare. 

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Es konnten zwar weniger Bäume als gewünscht gepflanzt werden, aber mit 30 Bäumen – die unterirdisch miteinander verbunden sind – sei es trotzdem gelungen, Ruheoasen zu schaffen, von denen Touristen wie Einheimische profitieren werden.