Wie können die Bürger vor Extremwetterlagen geschützt werden? Diese Frage beschäftigt die Konstanzer Stadträte immer mehr. Die Verwaltung hat zwar schon einen Katalog mit Sofortmaßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel aufgestellt, doch so einfach, wie es sich alle wünschen, ist die Ausführung nicht.
Bereits im vergangenen Jahr habe die CDU den Antrag auf Erstellung eines Hitzeaktionsplans gestellt, erinnerte CDU-Stadtrat Daniel Groß im Gemeinderat. Die Frage sei: „Wie können wir vulnerable (lat.: verwundbar, verletzlich) Gruppen schützen und in Sicherheit bringen“, schilderte er.
Die Vorberatung hatte im Technischen und Umweltausschuss (TUA) stattgefunden. „Da sind uns einige Zähne gezogen worden“, bedauerte Groß, womit er weniger auf den Hitzeaktionsplan, sondern auf die vorgesehenen Sofortmaßnahmen abzielte.

Der Grund: Bei dem Sofort der Maßnahmen, die vor allem Hitzeinseln in der Stadt entschärfen sollen, hapert es nämlich, und zwar aus vielerlei Gründen. Beispiel Trinkbrunnen: Ein solcher kostet zwischen 12.000 bis 15.000 Euro. Nicht nur das, wie Wolfgang Treß vom Amt für Stadtplanung (ASU) im TUA erläuterte. Es bräuchte auch planerischen Vorlauf.
Immer eine Sache des Geldes
Beim Thema Klimawandel spielen Bäume eine wichtige Rolle. Allerdings: Für die Realisierung eines einzigen Baumquartiers – Baum plus Fläche mit Befüllung für den Pflanzkorpus – müssten Kosten in Höhe von 8000 bis 12.000 Euro kalkuliert werden, so Treß. Gleichzeitig müssten die Bestandsquartiere saniert werden, damit die Bäume Zukunft hätten.
Viele Stadträte wünschen sich, dass Flächen entsiegelt werden. Doch auch das sei nicht überall – vor allem nicht rasch – möglich und müsse vorab geplant werden. Um schnell eine positive Wirkung zu erzielen, will die Verwaltung mit temporären Maßnahmen starten. Treß spricht von Bäumen und Großsträuchern in Pflanztrögen, sogenannte „mobile Pflanzungen“, und von „smarten“ Schirmen.
Die Mitglieder im TUA zeigten ihre Enttäuschung, wie beispielsweise Anne Mühlhäußer (FGL). „Es geht schleppend. Wir sind noch nicht wirklich im Tun“, sagte sie. Auch der Schirm-Idee kann sie nicht wirklich etwas abgewinnen, denn: „Ein Baum ist ein Baum und Natur hat ein anderes Flair.“

Bäume gehören in die Erde
„Bäume in Trögen kann nur ein Kompromiss sein. Der Wurzelraum ist kleiner und man muss häufiger gießen“, meinte auch Heinrich Fuchs (CDU). Er fügte an: „Ich leide mit jedem Baum mit, wenn ich sehe, er hat nicht genug Wasser.“ Auch Daniel Groß stellte fest: „Ein Baum gehört in den Boden.“ Er erinnerte an die Pflanztröge an der Marktstätten-Unterführung. „Die Gießaktion hatte über 40.000 Euro gekostet“, rief er in Erinnerung.

„Herr Groß legt den Finger in die Wunde“, bekannte Wolfgang Treß und erklärte, die Technischen Betriebe hätten „kategorisch Nein gesagt“ zu zusätzlichen Bewässerungsstandorten. Auch hier gehe es um personelle Ressourcen und finanzielle Mittel.
Und wie steht es mit den Anträgen der FGL, was Begrünung und Klimawandelanpassung der Marktstätte und des Augustinerplatzes anbelangt? Die Konzepte sollen dem TUA voraussichtlich Ende April vorgelegt werden.
Noch ein heißes Thema
Neben den Maßnahmen zur Klimawandelanpassung gibt es noch ein weiteres heißes Thema: Wie schützt man die Bevölkerung, insbesondere Kinder und alte Menschen, bei langanhaltenden Hitzeperioden? Die CDU stellte deshalb den Antrag, einen Hitzeaktionsplan zu erstellen.
„Das müssen wir angehen“, so Daniel Groß. Es gehe in einem ersten Schritt vor allem darum, die Menschen zu sensibilisieren und Handlungsempfehlungen auszusprechen, sei es mittels einer Internetseite, auf der alle Informationen gebündelt seien, einer App oder Broschüren. Darauf aufbauend sollten weitere Maßnahmen formuliert und konkretisiert werden.
Bloß kein Bürokratiemonster
Hier stelle sich allerdings die Frage, wer dafür zuständig sei; Bund-, Land oder Kommune, merkte Alfred Reichle (SPD) er. Vor allem will er wissen, wie viel Personal benötigt würde und wie hoch die Kosten wären. Und vor allem: „Es sollte kein Bürokratiemonster werden“, so Reichle.

Der Gemeinderat beschloss einstimmig, dass die Verwaltung einen Hitzeaktionsplan erarbeiten soll. Verwaltungsdezernent Thomas Traber sicherte zu, die Zuständigkeiten, die Kosten und den benötigten Personalaufwand abzuklären und zu eruieren, welche Themen von der Stadt Konstanz zu bearbeiten seien.
Das Ergebnis werde dem Gemeinderat zu gegebener Zeit zur Entscheidung vorgelegt. Traber machte deutlich, dass es kein triviales Thema sei. Spannend würde letztlich die Umsetzung des Aktionsplans, was wiederum Geld koste.