Grau, grau, grau. Sven Martin von der Bürgergemeinschaft Allmannsdorf-Staad (BAS) sieht in seinem Quartier viele betonierte Flächen und damit Inseln, auf denen sich die Hitze stauen kann. Bürger haben vorgeschlagen, wie diese grüner und damit kühler und angepasst an den Klimawandel werden könnten.
Doch bisher schaut Allmannsdorf-Staad in die Röhre. Martin beklagt, keine einzige Maßnahme zur Entschärfung der Hitzeinseln sei umgesetzt. Die Stadt bestätigt das. Es sieht nicht so aus, als würde sich das bald ändern. „Der Frust bei allen Beteiligten ist groß. Ein weiteres Jahr droht, ungenutzt zu verstreichen“, so Martin.

Weiter stellt er fest: „Das Umweltamt der Stadt Konstanz und die BAS sind sich einig, dass es dringend Maßnahmen zur Klimawandelanpassung braucht. Diese verhindern die Aufheizung des Stadtraums, entschärfen Hitzeinseln und schaffen durchgängige Klimakorridore.“ Er erinnert, dass zu Beginn des Jahres 2023 zwei Workshops abgehalten wurden. Im Ergebnis seien 200 Baumstandorte sowie Standorte für Trinkbrunnen und Flächenentsiegelungen festgelegt worden.
Zudem sei die Umsetzung für das Jahr 2023 in Aussicht gestellt worden. Die Bürgervereinigung habe Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn ein Klima-Programm fürs Quartier übergeben. „Darin enthalten sind 14 Maßnahmen, die bis zum Jahresende umgesetzt werden könnten.“ Doch das Gegenteil geschehe: In Allmannsdorf-Staad seien 2023 rund 30 Fällgenehmigungen für große Bäume erteilt worden, 20 weitere ältere Bäume seien vertrocknet. Es habe keine Ersatzpflanzungen gegeben.
Geld und Personal sind allerdings knapp
Auf Anfragen heißt es vonseiten der Stadt Konstanz: „In der vom Gemeinderat im März dieses Jahres beschlossenen Maßnahmenliste zur Klimawandelanpassung sind keine Maßnahmen explizit für Allmannsdorf und Staad enthalten.“ Es würden aber die Planungsgrundlagen für ein Konzept erstellt. Auch die von der BAS vorgeschlagenen Wanderbäume, Bäume in beweglichen Kästen als Vorbote einer dauerhaften Bepflanzung, bleiben erst einmal auf der Wunschliste.
Die Stadt Konstanz kennt das Begehren der BAS. Sprecherin Elena Oliveira schreibt auf Anfragen: „Speziell in den Straßenräumen möchte die BAS viele Bäume gepflanzt sehen, die mit großen Entsiegelungen und neuen Baumquartieren einhergehen würden.“ Zudem fordere sie die Entsiegelung von Plätzen und das Schaffen neuer Grünzonen.
„Das Amt für Stadtplanung und Umwelt war mit der BAS im Austausch, um konkrete Standorte auszuloten. Das Ganze bedarf allerdings Mittel und vor allem personeller Kapazitäten, die derzeit fehlen.“ Priorität bei der Anpassung an den Klimawandel, so die Stadtverwaltung, hätten derzeit andere Plätze, etwa der Stephansplatz.
Die Stadtverwaltung verweist auf die Aktion Klimabäume, an der sich alle Bürger der Stadt beteiligen und ihr Stadtviertel grüner machen können. Sie stellen private Grünflächen für die Bäume bereit, welche die Stadt verschenkt. In Allmannsdorf-Staad wurden in der vierten Tranche des Jahres 2022 rund 45 Bäume geordert und in der fünften Tranche 2023 etwa 50 Bäume.
Diese Maßnahmen hat die Stadt geplant
Grundsätzlich stehen Mittel bereit, um Plätze der Stadt dem Klimawandel anzupassen. Der Gemeinderat hat für den Doppelhaushalt 2023/24 eine Million Euro dafür beschlossen, davon 417.500 Euro fürs laufende Jahr und 582.500 Euro fürs Jahr 2024. Die Anpassung an den Klimawandel sei bei der nachhaltigen Stadtentwicklung ein wichtiger Baustein, teilt die Stadt Konstanz mit. Berücksichtigt werde dieser etwa bei der aktuellen Umgestaltung des Bahnhofplatzes.
„Im Rahmen der Sanierung des Platzes werden 32 Bäume neu gepflanzt, denn schattenspendende Bäume werden für die innerstädtische Aufenthaltsqualität künftig immer wichtiger.“ Es werde zudem ein Bewässerungssystem installiert, welches an die Regenrohre der umliegenden Gebäude angeschlossen ist. Denn Bäume bekämen grundsätzlich kein Trink-, sondern Regenwasser.
Weitere Maßnahmen gegen die Hitze: Über die ganze Stadt, inklusive der Ortsteile, seien über 20 Brunnen mit Trinkwasser verteilt, stellt die Stadt Konstanz fest. Auch die Renaturierung des Hockgrabens gehöre zu den Schritten für ein grüneres Konstanz. Mit dem Handlungsprogramm Freiraum und der Vorgabe zur Dachbegrünung seien zudem wichtige Planungsgrundlagen geschaffen worden.
Auf Privatflächen habe die Stadt indirekt Zugriff. Sie könne etwa in Bebauungsplänen die Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern durchsetzen, mit der Baumschutzsatzung verhindern, dass jeder Baum gefällt wird, oder zumindest Ersatzpflanzungen fordern. Es gebe Förderprogramme, etwa für Begrünung von Fassaden und Dächern. Diese könnten Eigentümer anregen, Anpassungen an den Klimawandel umzusetzen.