Die letzten Wochen waren regnerisch in der Bodenseeregion. Doch während in Konstanz im gesamten Juli 2025 knapp 125 Liter Regen pro Quadratmeter fielen, erlebten die Menschen im österreichischen Bundesland Vorarlberg einen deutlich nasseren Monat: Dort fielen laut der österreichischen Presseagentur durchschnittlich 341 Liter Regen pro Quadratmeter.
Besonders viel regnete es in den letzten Julitagen in Bregenz. Dort stellten Meteorologen eine Regenmenge von knapp 103 Litern Regen pro Quadratmeter innerhalb eines Tages fest. Laut dem Österreichischen Rundfunk mussten Keller ausgepumpt werden, einige Straßen waren unbefahrbar. Vergleichbare Szenen gab es im gleichen Zeitraum etwa im nur rund 40 Kilometer entfernten Konstanz nicht. Wieso ist das Wetter am Bodensee so unterschiedlich?
Am Pfänder bleiben die Regenwolken hängen
„Das liegt vor allem an den westlichen Winden“, sagt Ulrich Kümmerle, der beim Deutschen Wetterdienst in Freiburg arbeitet. Durch den Wind ströme die Luft über den Bodensee und mit ihr die Regenwolken. Diese stoßen dann auf der österreichischen Seite des Bodensees an die Berge.
„Am Pfänder werden die Regenwolken ausgepresst wie eine Zitrone“, sagt Kümmerle. Es komme dann zu Stauniederschlägen, wie sie in dieser Woche in Bregenz auftraten. Konstanz hingegen profitiere davon, noch im Regenschatten des Schwarzwaldes zu liegen.
Das sorgt laut Kümmerle dafür, dass es in Konstanz meist nicht so stark regnet. „Deshalb kann man in Konstanz manchmal im Café sitzen, während die Menschen in Bregenz ihren Regenschirm aufspannen müssen“, sagt Kümmerle.
Kein Lake Effect am Bodensee
Wenn die Wolken über den Bodensee ziehen, nehmen sie außerdem Feuchtigkeit auf, die auf der anderen Seeseite als Regen wieder herunterkommt. Manchmal wird das als „Lake Effect“ (zu deutsch: See-Effekt) bezeichnet. Das ist aber so nicht richtig, sagt Ulrich Kümmerle: „Der Lake Effect heißt eigentlich Lake Effect Snow und ist aus Nordamerika bekannt.“
Dort trete er im Winter auf, wenn kalte Polarluft über große, warme Wasserflächen zieht. Die Luft wird warm und feucht und steigt immer weiter auf, bis sie sich abkühlt und als Regen wieder herunterkommt. So kommt es zu lokalen Niederschlägen, die oft mit starkem Schneefall verbunden sind. Auch an der deutschen Ostseeküste wurde der Lake Effect Snow im Winter schon beobachtet.
„Am Bodensee kann man aber nicht von einem Lake Effect sprechen“, sagt Kümmerle. Die lokalen Niederschläge seien höchstens eine stark abgeschwächte Form, die dem Phänomen des Lake Effects ähnelt.