„Es ist ein Kampf gegen Windmühlen“, sagt Arnold Hermann und schaut auf die öffentliche Toilette im Herosé-Park. Aus der Stimme des stellvertretenden Leiters vom Hochbauamt der Stadt Konstanz klingt Ratlosigkeit, wenn er über den Vandalismus auf den kostenlos zugänglichen WC-Anlagen der Stadt spricht.
Reinigung zweimal täglich – doch direkt danach ist wieder alles dreckig
Das größte Problem seien die vollgeschmierten Wände, aber auch verstopfte Toiletten und beschädigte Ausstattung würden immer wieder dafür sorgen, dass die Stadt „mit dem Reparieren einfach nicht mehr hinterherkommt“, wie es Hermann ausdrückt.
Besonders groß sei das Problem bei den häufig frequentierten öffentlichen Toiletten an der Marktstätte, auf Klein Venedig, im Herosé-Park und an der Schänzlehalle, erklärt Arnold Hermann. Zweimal täglich würden diese gereinigt werden, doch besonders gegen die Schmierereien gäbe es einfach kein Ankommen.

Wie schnell diese vollgeschmiert würden, davon kann Michaela Pfeiffer berichten. Die Assistentin der Amtsleitung wollte Bilder vom frisch sanierten WC an der Marktstätte machen. Einen Tag, nachdem die Sanierung abgeschlossen war, ging sie hin – zu spät. Schon wieder waren die Wände mit Graffitis vollgesprüht.
Besonders Schänzle, Herosé und Klein Venedig betroffen
Ein Mittel dagegen sei an vielen Stellen soziale Kontrolle, wie es Arnold Hermann nennt, also die Hemmschwelle für Vandalismus erhöhen, indem viele Menschen in der Nähe sind, die das Fehlverhalten anprangern könnten. Das könne beispielsweise durch ein an die Toilette angeschlossenes Kiosk funktionieren.
Bei den mobilen Toiletten, also denen am Schänzle, im Herosé-Park und auf Klein-Venedig, falle diese soziale Kontrolle aber weg: „Die Container stehen in einer Umgebung, in der niemand sehen und melden könnte, wenn dort jemand randaliert.“
Besonders deutlich zeige sich das am Container am Schänzle: „Der stand jahrelang am Zoll, da gab es überhaupt kein Problem mit Vandalismus – nach ein paar Wochen am Schänzle war er komplett vollgekritzelt.“ Um das zu ändern, müssten dort regelmäßig Ordnungsbehörden kontrollieren, oder dauerhaft jemand vor der Toilette sitzen – „aber das ist personell und finanziell nicht zu stemmen“, sagt Hermann.

„Könnten die Container jedes Jahr komplett austauschen“
Doch ist das Problem überhaupt in den Griff zu bekommen? Die Toiletten würden im Sommer an manchen Tagen tausendfach benutzt, „im Herosé könnten wir an heißen Sommertagen über die ganze Uferpromenade Container aufstellen und es wäre immer noch nicht genug“, sagt Hermann selbst. Außerdem genüge unter diesen tausend Menschen nur ein kleiner Prozentteil, der mutwillig Toiletten verstopft oder Wände beschmiert, um sie zu verschandeln.
Und zum Vandalismus kommt natürlich noch die schiere Benutzung selbst, die auch ihre Spuren hinterlässt: „Im Prinzip könnten wir die Container jedes Jahr komplett austauschen“, fasst Hermann zusammen, da helfe auch alles Putzen nicht. Der Container auf Klein Venedig, an dem sich auch die Strandbar See-Oase beteiligt, werde sogar zusätzlich einmal in der Woche von Grund auf gereinigt – bei anderen Containern sei das nur alle paar Monate nötig.
Kreuzlingen ist zufrieden mit öffentlichen Toiletten aus Chrom
Ein paar hundert Meter über der Grenze ist die Lage deutlich entspannter. Die öffentlichen Toiletten im Seeburgpark in Kreuzlingen sieht von außen aus wie neu, keinerlei Graffitis oder sonstige Beschädigungen sind zu erkennen. Schmierereien, Vandalismus? Von solchen Problemen kann Stanimir Simikic, Leiter des Werkhofs der Stadt, nicht berichten.
Seit 2021 ist die Toilette dort – wie die meisten in Kreuzlingen – komplett aus Chrom. „Wir sind mit dieser Variante der öffentlichen Toiletten sehr zufrieden, vor allem im Unterhalt haben wir fast keine Probleme – einfach weil man so gut wie nichts zerstören kann“, sagt Simikic. Wer einen Blick in eine der zwei Einzelkabinen wirft, versteht sofort, was Simikic meint.

Alles ist fest verschraubt, um hier zu randalieren bräuchte es schon viel Kraft und Zerstörungswut. Die Wände sind blitzeblank, was laut Simikic daran liegt, dass jegliche Schmierereien – die hier natürlich auch vorkommen würden – leicht von der Chromoberfläche abzubekommen seien.

Kosten von nicht mehr als 3000 Franken seien der Stadt Kreuzlingen durch Vandalismus in öffentlichen Toiletten dieses Jahr entstanden – rund 50.000 Euro weniger als die Konzilstadt bisher dafür berappen musste. Könnten die Anlagen aus Chrom also nicht ihrer Nachbarstadt als Vorbild dienen?
Chrom ist für Konstanz zu teuer
„So einfach ist es nicht“, sagt Arnold Hermann. Der Grund ist, wenig überraschend, das liebe Geld. Miete, Instandhaltung und Reinigung der Container in Konstanz sei alles finanziell nichts im Vergleich zu den Kosten für eine öffentliche Toilette aus Chrom oder Edelstahl. Natürlich, bei unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten würde eine solche Anlage in Betracht gezogen werden – aber die gäbe es nun mal nicht, die Toiletten konkurrieren im Haushalt mit den Ausgaben für Schulen und Sportanlagen, erklärt Herrmann.
Außerdem würden die Konstanzer Toiletten weitaus häufiger frequentiert werden, als die Kreuzlinger. Und zwei Einzelkabinen, wie es in Kreuzlingen Standard sei, seien an gut besuchten Orten wie Schänzle und Herosé schlicht zu wenig.
Wie geht es also weiter? „Um die Container aufzuhübschen, müssten sie alle zwei Wochen neu gestrichen werden, ansonsten müssen wir akzeptieren, dass sie eben aussehen, wie sie aussehen“, gibt Hermann zu.
Er ist sich aber auch sicher, dass der Großteil der Menschen die Toiletten benutzt, ohne sie zu verschandeln, deswegen versichert er: „Wir sind weit davon entfernt, die öffentlichen Toiletten kostenpflichtig zu machen oder die Nutzung ganz zu untersagen.“