Die knapp 20 Teilnehmer, die sich am vergangenen Donnerstag, 18. Juli, zum SÜDKURIER-Stadtgespräch im Herosé-Park einfanden, konnten sich schnell auf eine Diskussionsgrundlage einigen: Viele der öffentlichen Orte in Konstanz wie beispielsweise das Schänzle oder eben auch der Herosé-Park sind wunderschön und ein Segen für die Menschen, die hier am See leben dürfen. Doch wie lässt sich dieser Raum so nutzen, dass sich alle wohlfühlen können? Dieser Frage widmeten sich die Anwesenden in eineinhalb Stunden angeregter Diskussion.

Schänzle, Seestraße und Herosé-Park sind „Lärm-Hotspots“

Für Michael Scholtz, Vorsitzender des Vereins Lärmschutzinitiative, liegt sowohl das größte Problem als auch dessen Lösung auf der Hand: Laute Musik halte Anwohner nachts wach und sorge über den ganzen Tag für eine Geräuschkulisse, die sich auf lange Zeit auch negativ auf die Gesundheit auswirken könne.

Wenn sich alle an die gesetzlichen Regeln wie die Nachtruhe ab 22 Uhr oder Dezibel-Vorgaben halten würden, gebe es dieses Problem erst gar nicht, so Scholtz. Da diese Regeln in Konstanz allerdings nur „wachsweich“ sanktioniert werden, halte sich niemand daran, moniert Scholtz.

Michael Scholtz, Vorsitzender der Lärmschutzinitiative, spricht sich für härtere Sanktionierung aus.
Michael Scholtz, Vorsitzender der Lärmschutzinitiative, spricht sich für härtere Sanktionierung aus. | Bild: Rindt Claudia

Der Bereich am Schänzle, der Herosé-Park und die Seestraße würden deshalb zu „Lärm-Hotspots“ werden. An diesen habe die Lärmschutzinitiative nun Soundsensoren angebracht, erklärt der Vorsitzende, der sich auch während der Diskussion am Donnerstagmittag nicht zu schade ist, eine Gruppe Jugendlicher zu bitten, die Musik leiser zu stellen.

Niklas Becker, Gemeinderat der Freien Grünen Liste, bezweifelt, dass strengere Strafen Besserung herbeiführen werden. Gerade für junge Leute, die oftmals in WG-Zimmern ohne Balkon oder Garten leben, brauche es besonders im Sommer Aufenthaltsorte im Freien – hier müsse auch Musik gehört werden können, findet Becker.

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Kein Konflikt zwischen Alt und Jung

Schnell zeigt sich in der Diskussion aber, dass die strittigen Punkte nicht einfach als Konflikt zwischen Alt und Jung abgetan werden können. So weist Christian Millauer, Vorstand der Bürgergemeinschaft Petershausen, darauf hin, dass nicht sich nicht nur junge Menschen abends an See und Seerhein aufhalten.

Wenn es dann doch lauter werden sollte, müsse man das Gespräch mit den Feiernden suchen. „Die wissen selbst oft gar nicht, wie laut sie eigentlich wirklich sind“, sagt Millauer. Natürlich sollten sich diese dann aber seiner Ansicht nach auch rücksichtsvoll zeigen.

„Die wissen selbst oft gar nicht, wie laut sie eigentlich wirklich sind“, findet Christian Millauer von der Bürgergemeinschaft ...
„Die wissen selbst oft gar nicht, wie laut sie eigentlich wirklich sind“, findet Christian Millauer von der Bürgergemeinschaft Petershausen. Er meint, dass man das Gespräch mit Feiernden suchen sollte. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Da stimmt auch der deutlich jüngere Becker zu, dem es darum geht, gemeinsam Lösungen zu finden. Einer seiner Vorschläge: Man müsse mehr Flächen, wie zum Beispiel Klein Venedig, besser nutzen, um die Situation an den beliebten Plätzen zu entzerren.

Seine Fraktionskollegin Gisela Kusche stimmt zu. Man müsse beginnen, gerade Klein Venedig attraktiver zu gestalten, damit die Menschen sehen, dass es dort vorangeht. Bis jetzt sei das Gelände neben dem Sea-Life nämlich nur eine große graue Fläche, findet Kusche.

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Wolfgang Treß vom Amt für Stadtplanung und Umwelt bestätigt, dass sich auch die Stadt der Situation auf Klein Venedig bewusst sei. Gerade dort prüfe man, wie man den öffentlichen Raum bestmöglich gestalten könne. Treß, der sich die Anliegen und Forderungen der Anwesenden notierte, versprach, diese mit in die Verwaltung zu nehmen.

„Wenn Angebote geschaffen werden, dann werden sie angenommen“

Mit deutlichen Worten und klaren Forderungen wandte sich Tino Schumann an die Anwesenden und die Stadt. Der Betreiber der See-Oase kann die Situation auf Klein Venedig einschätzen wie sonst vermutlich niemand und eines ist für ihn klar: „Wenn Angebote geschaffen werden, dann werden sie angenommen.“

Tino Schumanns Forderung in Richtung der Stadt ist eindeutig: „Macht die Dinge einfach, aber macht sie fertig.“
Tino Schumanns Forderung in Richtung der Stadt ist eindeutig: „Macht die Dinge einfach, aber macht sie fertig.“ | Bild: Rindt Claudia

In Zuge der Fußball-Europameisterschaft, deren Spiele auf der Großleinwand an der See-Oase zu sehen waren, bat Schumann die Technischen Betriebe Konstanz, Glascontainer auf dem Gelände aufstellen. Siehe da: Während der Spiele seien kaum mehr Glasflaschen auf den Boden geschmissen worden. Seitdem Fahrradständer auf Klein Venedig angebracht wurden, stehen die Fahrräder auch nicht mehr kreuz und quer auf dem Gelände, berichtet der Gastronom.

Es braucht den Dialog

Die Schlussfolgerung für Schumann ist klar: Wenn man nicht möchte, dass die Menschen ihr Geschäft nicht irgendwo verrichten, müsse man dafür sorgen, dass es saubere öffentliche Toiletten zur Verfügung stehen. Dass dies nirgends in Konstanz der Fall sei, könne er schlicht und ergreifend nicht nachvollziehen.

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Schumanns Appell an die Stadt ist kurz und eindeutig: „Macht die Dinge einfach, aber macht sie fertig.“ Die Anwesenden, die dieses Schlusswort mit Applaus honorierten, waren sich am Ende des SÜDKURIER-Stadtgesprächs in einem einig: Es braucht den Dialog, wenn etwas vorangehen soll.