Die Stadt Konstanz will nachhaltiger, digitalisierter und lebenswerter werden – und setzt dabei auf das Konzept der Smart Green City. Bereits im Januar 2024 beschloss der Gemeinderat die Umsetzung von 17 Projekten. Viele davon wirken im Hintergrund, wie etwa die neue Klimadaten-Plattform oder die intelligente LED-Beleuchtung an der Europabrücke – für die meisten kaum sichtbar.

Seit Juni ist das anders: Mit dem Sommerort Pfalzgarten wird die Smart Green City erstmals unmittelbar erlebbar – mitten in der Altstadt und für ein breites Publikum. Im Rahmen des Projekts „Innenstadt von morgen“ schuf die Stadt Konstanz gemeinsam mit dem Stadtplanungsbüro Gehl aus Kopenhagen einen temporären Ort, der zeigt, wie städtischer Raum lebendiger gestaltet werden kann.

Durch einfache Maßnahmen der Technischen Betriebe Konstanz wie die Schaffung von Sitzgelegenheiten und Kräuterbeeten sowie durch Veranstaltungen zur Mittagszeit, die in Kooperation mit der Stadtbibliothek und der Altstadt-Pfarrei umgesetzt wurden, konnte ein „gelungener Anfang“ der Sommerorte geschaffen werden, wie Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn feststellt.

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Begeisterung statt Skepsis – so schön ist der Pflanzgarten

Ähnlich sieht es auch Marion Klose, Leiterin des Amts für Stadtplanung und Umwelt. Anfangs war sie skeptisch. Der Bereich sei schon schön. Inzwischen findet sie aber auch, dass der neben dem Münster versteckte Ort „ganz anders erlebbar gemacht wurde“. Projektleiterin Barbara Schaar freut sich, den Platz ausgewählt und dadurch einen Ruheort geschaffen zu haben. Ihr Ziel sei es dabei gewesen, „Plätze abseits des Trubels zu stärken. Für die Konstanzer. Nur so kann Innenstadt dauerhaft funktionieren.“

Und das ist gelungen, wie Tamara Bambusch von der Altstadt-Pfarrei berichtet. Aus ihrem Bürofenster kann sie den Platz beobachten. Der sonst eher triste Pfalzgarten sei von einem gemischten Publikum genutzt worden: morgens von Touristen, mittags vor allem von Konstanzern, die hier ihre Mittagspause verbrachten und abends von Jugendlichen.

Weitere Sommerorte

Vernebelungsanlage auf dem Augustinerplatz Video: Kirsten Astor

Erst im September verschwindet der Sommerort wieder

Auch die Pfarrei selbst nutze den Platz. In den heißen Junitagen wurden die Sitzungen nach draußen verlegt. Sie meint deshalb: „Uns wird es leidtun, wenn der Sommerort wieder weg ist.“ Ähnlich geht es vermutlich vielen. Als Schaar verkündet, dass der Platz – anders als ursprünglich geplant – bis in den September hinein bleiben soll, applaudieren die Zuhörer.

Später erklärt sie: „Wir haben festgestellt, dass es unmöglich ist, den Ort mitten im Sommer wieder abzubauen.“ Klar ist jedoch, der Rückbau wird kommen. Das haben die meisten Projekte der Smart Green City gemein. Sie sind Pilotprojekte, die neue Ansätze erproben sollen. Darüber hinaus wird auch der Platz für andere Nutzungen, etwa für St. Martin oder die Fastnacht, benötigt. Hinzu kommen bürokratische Hürden für eine dauerhafte Umgestaltung, erläutert Schaar.

Projektleiterin Barbara Schaar zieht bei Regen ein erstes Zwischenfazit zum Sommerort Pfalzgarten. Sie erzählt, wie der Ort entstanden ...
Projektleiterin Barbara Schaar zieht bei Regen ein erstes Zwischenfazit zum Sommerort Pfalzgarten. Sie erzählt, wie der Ort entstanden ist und dass er länger als geplant, bestehen bleiben wird. | Bild: Joshua Tress

Doch nach diesem Ausprobieren der temporären Maßnahmen an den drei Sommerorten Pfalzgarten, Augustinerplatz und Bodanplatz sollen nächsten Sommer wieder solche Orte geschaffen werden – dauerhaft und über die Stadtteile verstreut. Diesen Wunsch teilt Marion Klose mit vielen Konstanzern.

Die Leiterin des Amts für Stadtplanung und Umwelt sieht die „Anpassung an den Klimawandel als Pflichtaufgabe“. Sie stellt sich Flächen vor, die als „natürliche Klimaanlagen“ der Stadt funktionieren und insbesondere Platz für Konstanzer abseits von Konsum bieten. An heißen Tagen soll ein Durchatmen ermöglicht werden. Und genau hierbei hilft das Projekt „Innenstadt von morgen“ der Smart Green City.

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Nach dessen Abschluss sollen Handlungsempfehlungen zur dauerhaften Umgestaltung von urbanen Räumen entwickelt werden. Für Konstanz und andere Städte möchte das Team der Smart Green City herausfinden, welche Potenziale ein Ort entfalten kann, welche Maßnahmen besonders angenommen werden, welche für eine messbare Abkühlung sorgen, welche eine Atmosphäre schaffen, die die Aufenthaltsqualität steigert – und schließlich: was sich die Menschen wünschen.

Besucher nutzen den Ort gern zum Entspannen

Vor der Umgestaltung des Pfalzgartens gab es mehrere Formate der Bürgerbeteiligung. Vor allem der Stadtseniorenrat beteiligte sich, erzählt Hannah Horstmann vom Team der Smart Green City: „Jetzt sehen sie, was aus ihrem Mitwirken geworden ist.“

So wurde unter anderem der Wunsch nach Stühlen mit Armlehne erfüllt. Diese wissen auch Wolfgang Bandel und Elisabeth Schiffner zu schätzen. Bandel, der am Pfalzgarten, als er noch eine grüne Wiese war, aufwuchs und „die traurige Veränderung zum Kiesplatz“ erlebte, freut sich über den jetzt wieder „wunderschönen Platz“ und seine Stühle. Die Sitzplätze erinnern ihn an Urlaub in Frankreich.

Wolfgang Bandel und Elisabeth Schiffner genießen das Urlaubsgefühl in der Stadt.
Wolfgang Bandel und Elisabeth Schiffner genießen das Urlaubsgefühl in der Stadt. | Bild: Joshua Tress

Katharina Raub und ihr Sohn Luis aus Berlin sind dagegen hier, um Urlaub zu machen. Sie kommen jedes Jahr nach Konstanz. Dieses Jahr haben sie den umgestalteten Pfalzgarten als Ort der Entspannung für sich entdeckt. Katharina Raub ist sich sicher: „Wir kommen bestimmt nochmal her.“

Luis und Katharina Raub machen Urlaub in Konstanz. Der Pfalzgarten begeistert sie.
Luis und Katharina Raub machen Urlaub in Konstanz. Der Pfalzgarten begeistert sie. | Bild: Joshua Tress