Es rattert, stampft und klingelt. Eine mit Dampf betriebene Lok fährt über den Hafenplatz. Das Symphonische Blasorchester spielt auf der Wiese unter unter Bäumen. Der Aussichtsturm im Kreuzinger Park ist Leinwand für Projektionen. Die Kreuzlinger Ausgabe des Seenachtfest, das Fantastical, bewegt sich zwischen Party, Erlebnis und Picknick.
Nach Angaben der Veranstalter kommen rund 28.000 Gäste (vergangenes Jahr 22.000) am Samstag, 9. August, zum Festgelände zwischen Hafenareal und Seeburgpark. Höhepunkt ist ein Feuerwerk, das von drei Schiffen abgefeuert wird. Das Publikum klatscht mehrfach spontan Beifall.
Die Organisatoren sind zufrieden, ebenso die Kantonspolizei Thurgau und die Schweizer Seepolizei. Sie verzeichnen keine schweren Unfälle oder Delikte. Eine Person war renitent und wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen, 21 Personen wurden wegen Störungen vom Gelände verwiesen.
Das Kreuzlinger Seenachtfest und das in Konstanz gehen zeitgleich über die Bühne. Höhepunkt in beiden Städten ist das Feuerwerk, welches Konstanz in Frage stellt. Markus Baiker, Präsident des Fantansticals, sagt, in Kreuzlingen werde in jedem Fall geböllert, egal, wie Konstanz sich entscheide. Überhaupt sind die Feste völlig unterschiedlich. Das fängt damit an, dass nur die Stadt Kreuzlingen 70.000 Franken an Festzuschuss gibt, wie Markus Baiker sagt.
Was ist anders als beim Konstanzer Seenachtfest?
Das Fest in der Konstanzer Nachbarstadt ist ein Zusammenspiel zwischen rund Gewerbetreibende und Vereinen aus Kreuzlingen. Und so gibt es gänzlich ungewöhnliche Angebote wie eine Raucher-Lounge für Menschen, die Zigarren auf einem Ledersofa genießen wollen.
Rund 30 Sponsoren hat das Fantastical, und das ist nicht zu übersehen. Es stehen Autos auf Containern, auf dem Hafenplatz wirbt Bitcoin Bodensee mit einem riesigen Stand samt Fernseher und Lautsprecher.
Jede Bude sieht auf dem Fantastical anders aus, es gibt die mit Kokos gedeckte Hütte, edle Konstruktionen aus Metall und einen Stand, der echte Feuersäulen in den Himmel schickt. Freilich wünschen sich die Veranstalter, dass Gäste an den vielen Essens- und Getränkestände konsumieren. Sie verbieten das Picknick aber nicht. „Wir lassen den gesunden Menschenverstand walten“, sagt Markus Baiker.

Konstanzer Regeln sorgen in Kreuzlingen für Staunen
Anders als in Konstanz darf man in der Schweiz seinen Liegestuhl mitbringen, das eigene Essen und in Maßen auch Getränke. Pro Person sind 1,5 Liter Flüssigkeit in allen Verpackungen zugelassen, außer in Glas. Marco Kasper und Oliver Fritz entspannen in Liegestühlen. Oliver Fritz hält eine Plastikflasche mit von zuhause mitgebrachten Biers in der Hand.
Sie zeigen sich erstaunt über die Konstanzer Regeln. Sie schütteln den Kopf, dass Konstanz für künftige Seenachtfeste das Feuerwerk in Frage stellt. Kommentar von Kasper: „Dann nimmt man der Bevölkerung auch das noch weg.“ Fritz sagt: „Wir haben das, alles andere ist egal.“
Stephan Soyer ist mit dem Seenachtfest verbunden. „Das ist meine Kindheitserinnerung“, sagt der 44-Jährige. Er kennt die Sause in Kreuzlingen und die in Konstanz. „Beide haben ihren Charme.“ Jetzt ist er mit seinen beiden Kindern auf der Kreuzlinger Seite. Die neun Jahre alte Tochter Melina musste keinen Eintritt zahlen. Einige Angebote allerdings kosten extra.

Etwa beim Rummel (Lunapark), aber auch im Westerndorf, das inmitten des Festgelände aufgebaut ist. Die Preise für Aktionen sind allerdings moderat. Für einen Franken kann man sich zum Beispiel auf einem Automatikbullen im Rodeo üben. Und freilich locken Essens- und Getränkestände. Stephan Soyer lacht: „Man darf nicht das Rechnen anfangen.“
Es gibt aber auch kostenfreie Angebote wie Workshops im Tanzen, die vielen Musikbars und Spiele. Auf dem Spielplatz im Kreuzlinger Park sind Hüpfburgen und aufblasbare Abenteuermeilen aufgebaut, eine Kegelbahn und Holzkästen mit Extraspielen. Dort lässt die vier Jahre alte Nayeli den roten Ball über ein Xylophon tanzen.
Qual der Wahl: Streetparade in Zürich oder Fantastical?
Ihre Eltern Dunja und Jimmy Longo aus Eglisau wären beinahe nach Zürich zur Streetparade gefahren. Doch dann entschieden sie sich fürs Fantastical. Sie sagten, auf diesem habe ihre Tochter sicherlich mehr Spaß. Mitten auf dem Festgelände steht ein Barber-Shop, ein Herrenfriseur, im Freien. Kjell Peperkamp sitzt vor einem Tischchen mit Spiegel.

Torre Leonardo schneidet ihm die Haare zugunsten von Togo. Die Einnahmen gehen an den gemeinnützigen Verein, welcher sauberes Trinkwasser und Bildung in die Dörfer bringt. Gregor Oriesek rattert mit einer Dampflok übers Festgelände. Was ihn an an der alten Technik fasziniert: Sie sei solide und immer reparierbar.