Der Parkplatz unter der Schänzlebrücke wäre ein wirklich hässlicher Ort. Graue Wände, dunkel – so nah am malerischen Seerhein und doch so unansehnlich. Die Stadt Konstanz hatte jedoch die Idee, die Brückenpfeiler für Graffiti-Sprayer zu legalisieren, sodass nun die Wände in den buntesten Farben leuchten.
Wir haben zwei der Künstler getroffen, die erklären, dass es in ihrer Welt trotz aller Freiheiten feste Regeln gibt. Und dass sich hier in Konstanz einige bekannte Szenegrößen verewigt haben.
Wobei verewigt an dieser Stelle das falsche Wort ist, wie Noah Bartel klarstellt. Der Berliner hat seinen Freund Arvid Hofmann am Bodensee besucht und am Schänzle zwei Bilder auf die Pfeiler der "Hall of Fame" ("Ruhmeshalle", wie die öffentlichen Räume für Sprayer genannt werden) gesprüht.
Da der Platz endlich ist, die Phantasie der Dosenartisten aber keine Grenzen kennt, wird jedes der Werke zwangsläufig unter einem neuen verschwinden. „Ich weiß, dass auch meine Bilder irgendwann übermalt werden. Das mache ich ja auch“, sagt der 22-jährige Bartel. „Diese Kurzlebigkeit hat aber auch ihren Reiz.“
Ein Künstler, der etwas auf sich hält, löscht jedoch nichts einfach so aus. „Das neue Bild sollte sich dem Niveau des alten anpassen, und das sollte komplett überdeckt sein“, sagt Noah Bartel, der immer schaut, dass er ein Foto von seinen Graffitis macht, „damit ich etwas für mich habe“.
Eines seiner Konstanzer Werke wurde erst im Dunklen fertig. Und als der Student am nächsten Tag ein Bild machen wollte, hatte ein Fremder es – entgegen der Etikette – bekritzelt.
„Das macht man nicht“, ärgert sich Bartel, dessen Tag (also der Künstlername) NOC lautet.
Während Noah Bartel seit acht Jahren sprüht und inzwischen auch Auftragsarbeiten für Feuerwehr, Schulen oder Privatleute erledigt und Workshops mit Kindern gibt, betreibt sein Freund Arvid Hofmann die Graffitikunst weniger ernsthaft.
Dennoch freut er sich, dass er während des Jahres, das er nun schon in Konstanz wohnt, den Platz am Schänzle gefunden hat.
Den schätzen auch einige prominente Mitglieder der Szene, wie Noah Bartel erklärt. „Es sind schon Größen hier vertreten“, sagt er, „jemand der lange sprüht, kennt die.“
Zwei Bilder von Drik the Villain, der wie er aus Berlin kommt, erkennt er an der Brücke. Und auf der Seite des Radweges direkt am Rhein schwärmt er von der Loveletters-Crew, die mit fünf Personen eine ganze Pfeilerfront über viele Meter in ein Kunstwerk verwandelt hat.
Nicht auszudenken, wie trostlos es hier ohne die bunte Farbe aussehen würde.