Als Kind gibt es viele Ideen, welche Erfindungen das eigene Leben grundlegend auf den Kopf stellen und zu Ruhm und Reichtum führen könnten. Im Regelfall bleibt das eine Wunschvorstellung. Den Freunden Andreas Baur, David Lickert, Finn Paluch, Jan Hartmann und Dominik Faißt gelang es, diesen Traum in die Realität zu verwandeln. Los ging es 2012. Die fünf Konstanzer bauten in ihrer Freizeit neben der Schule ihre erste Drohne. Heute führen sie ein Start-up, welches mit Millionenbeträgen hantiert und für die Bundeswehr Drohnen produziert.
Nach dem Abitur schien die Vorstellung vom eigenen Unternehmen erst einmal in die Ferne zu rücken. Jeder ging in eine andere Stadt, um zu studieren. Nachdem die ersten ihr Studium beendet hatten, sahen die Freunde 2020 in den fehlenden FFP2-Masken die Chance, ihr erstes Unternehmen zu gründen. Dank einer komplett automatisierten Produktion gelang eine „erste Erfolgsgeschichte“, sagt Dominik Faißt.
Doch als die Maskenpflicht fiel, musste eine neue Idee her. Diese war im Kontext des Ukrainekriegs schnell gefunden: die Drohnen, an denen sie bereits als Jugendliche gebastelt hatten. Also fragten die Tüftler ukrainische Politiker, ob Interesse an ihren Drohnen bestünde. Zu ihrer Überraschung folgte schnell eine Einladung vom ukrainischen Geheimdienst nach Kiew.

Nach der Demonstration ihrer Drohnen und den damit zusammenhängenden Erfahrungen mit dem Thema Krieg und Verteidigung, den Geschichten, welche ihnen erzählt wurden, war für sie klar: „Wir können keinen Softwareentwicklungsjob bei Siemens machen“, so Faißt. Stattdessen wollten sie der Abhängigkeit von chinesischen Drohnen des Herstellers DJI, welcher den Markt dominiere, entgegenwirken.
Ziel der Entwickler aus Konstanz war, eine Alternative zu schaffen, die ebenso eine hohe Verfügbarkeit, niedrige Kosten und hohe Nutzerfreundlichkeit in Kombination mit europäischer (Daten-)Sicherheit bietet. Um diesem Wunsch nachzukommen, gründeten die Freunde 2023 mit eigenem Geld das Unternehmen Highcat. Später konnten sie erste Investoren für ihr Projekt gewinnen. Mit dem erhaltenen Geld holten sie die Technologien für die Produktion nach Konstanz.
„Wir machen hier wirklich ein ‚Made-in-Germany-Produkt‘“
Heute kann das Unternehmen alle Bestandteile der Drohne selbst produzieren: von der Plattform über die Kamera bis zur Software. Nur Kleinstteile, wie einzelne Batteriezellen, müssen zugekauft werden. Diese Fertigungstiefe ermöglicht einen vergleichsweise günstigen Preis.
Mit um die 20.000 Euro liegt der Preis für eine Drohne nur rund 5000 Euro über jenem der Konkurrenzprodukte von DJI. Und das, obwohl bisher keine staatlichen Zuschüsse geflossen sind und in Konstanz produziert wird. „Wir machen hier wirklich ein ‚Made-in-Germany-Produkt‘“, sagt Geschäftsführer Dominik Faißt.
Bei den hergestellten Fluggeräten handelt es sich um Multikopter – ein Korpus mit mehreren Armen. Wie der Geschäftsführer erläutert, sind diese „flexibel in der Anwendung, aber begrenzt in ihrer Reichweite“. Das heißt: Die Drohnen sind zwar überall in der Luft einsetzbar, können aber nur Distanzen von zehn bis zwanzig Kilometer bewältigen.
Für solche Flugobjekte gibt es vier Anwendungsfelder: für Aufklärung, für Transport, als Abwehrsysteme oder zum Angriff. Highcat beschränkt sich darauf, nur für die ersten beiden Anwendungsfälle zu produzieren. „Als Unternehmen haben wir uns gegen Munition entschieden. Zumindest für andere Länder“, berichtet Faißt.
Highcat erhält Auftrag von der Bundeswehr: 20 Drohnen
So können die Multikopter dank ihres niedrigen Preises nicht nur für das Militär, sondern auch kommerziell vertrieben werden. Das unterscheidet das in Dettingen ansässige Unternehmen von anderen europäischen Herstellern. Bisherige Käufer kommen jedoch ausschließlich aus dem militärischen Bereich. Ende 2024 erhielt Highcat den ersten Auftrag von der Bundeswehr – 20 Drohnen. Nur wenig später folgte ein Auftrag für die Lieferung von 130 Drohnen an die Ukraine.
Das Start-up konnte so bereits um die drei Millionen Euro erwirtschaften. Dieses Geld zusammen mit weiteren Millionen von Investoren ermöglicht jetzt weiteres Wachstum durch Investitionen in die Fertigungskapazitäten. Diese werden auch benötigt. Weiteres Interesse bestehe nämlich schon – beispielsweise bei Spezialeinheiten der Polizei. Schon jetzt setzt die Polizei in allen Bundesländern Drohnen ein, um sich schnell einen Überblick zu verschaffen, um Einsätze zu koordinieren – nur eben Geräte hauptsächlich aus China.
Die Geräte von Highcat können im Moment aber noch nicht von der Polizei eingesetzt werden. Es fehlt die notwendige Zertifizierung für den öffentlichen Luftraum. Das Team arbeitet im Moment daran, die Anforderungen hierfür zu erfüllen. Trotzdem könne sich die Firma gar nicht mehr vor Anfragen von Interessenten und Investoren retten. Dominik Faißt ist überzeugt: „Das Produkt trifft heute direkt ins Schwarze“.
Die fünf Freunde haben es geschafft. Durch lange Arbeitstage und durchgearbeitete Wochenenden haben sie jetzt ein Level erreicht, von dem es mutmaßlich weiter nach oben geht. Sie haben ihren Traum verwirklicht.