Um 6 Uhr war es mit der Ruhe am Michelhof in Furtwangen-Linach am Dienstag, 12. August, zu Ende. Spezialisierte Polizeikräfte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) aus Göppingen standen schwer bewaffnet, maskiert und mit Rammbock auf dem Gelände des Campingbetriebs „Zum Wilden Michel“ – dann folgte der Zugriff.
Geschäftsführer Urs Fischbach, der gleichzeitig auch den Club Omega in Donaueschingen leitet, wird diesen Moment am Dienstag wohl nicht so schnell vergessen. „Die kamen mit dem Rammbock durch die Tür“, so der 39-Jährige, der auf dem Hof wohnt.
Urs Fischbach: „Eine Stunde lang richtig Tohuwabohu“
Anschließend seien von den BFE-Beamten alle Privatwohnungen auf dem Hof durchsucht worden, „eine Stunde lang war hier richtig Tohuwabohu“. 16 Männer, Frauen und Kinder – inklusive Fischbach – seien währenddessen festgesetzt worden.
Die Aktion habe natürlich auch die Aufmerksamkeit der zahlreichen Feriengäste erregt. „Das war schon erst mal ein Schock – wir haben hier 100 Gäste“, so der Geschäftsführer, der sarkastisch ergänzt: „Da war hier ein bisschen Stimmung.“
Nach der Aktion habe er dann „erstmal eine Runde Bier springen lassen“ – die Durchsuchung sehe er locker. „Die haben gemerkt, dass sie bei mir an der falschen Adresse sind“, betont er.
Erste Stellungnahmen bereits am Dienstagabend per Video
Fischbach wandte sich noch am Dienstagabend, nur wenige Stunden nach den Durchsuchungen, in einem Video in den sozialen Medien an die Öffentlichkeit und erklärte die Hintergründe. „Heute hat hier eine Teambuilding-Maßnahme stattgefunden“, sagt er dabei mit einem Augenzwinkern.
Ermittlungen wegen möglicher Drogendelikte
Laut Polizeisprecher Daniel Brill ist der Hintergrund der polizeilichen Maßnahmen ein Verdacht wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. Fischbach sagt: Gefunden hätten die Beamten lediglich „diverse Drogen für den Privatkonsum“. Er bestätigt damit Ermittlungen wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Der Zoll sei hingegen wegen Schwarzarbeitern und möglichem Schwarzgeld dabei gewesen. Doch weder in Linach noch in Donaueschingen seien Schwarzgeld oder Schwarzarbeiter gefunden worden. „Alles, was uns jetzt fehlt, ist unser Gras für den Eigenbedarf“, sagt Fischbach.
Auch im Club Omega in Donaueschingen, der ebenfalls durchsucht worden war, sei kein Schwarzgeld aufgetaucht. „Wir haben dort ohnehin nur bargeldlose Bezahlung.“ Tatsächlich beschäftige er zwischen Mai und Oktober drei Spanier, die auch auf dem Michelhof wohnen. „Die sind hier das dritte Jahr in Folge und haben Arbeitsverträge“, so Fischbach.
Keine Auswirkungen auf Betrieb in Linach und Donaueschingen
Die Aktion habe deshalb keinerlei Auswirkungen auf den Betrieb – beim „Wilden Michel“ steht am Wochenende das Festival Bunter Lichterwald an, der Club Omega öffnet ebenfalls wie geplant.
Trotzdem wundert ihn die Polizeiaktion nicht. „Wir haben uns schon gedacht, dass was kommt“, so der Geschäftsführer. Er sieht sich einer Verleumdungskampagne von ehemaligen Mitarbeitern ausgesetzt, erklärt er. Von diesen habe man sich im vergangenen Jahr getrennt – sie hätten sich anschließend formiert und unter anderem über die sozialen Medien Vorwürfe verbreitet.
Deshalb seien auch die Lebensmittelüberwachungsbehörde und das Umweltamt gekommen. Fischbach ergänzt: „Die Vorwürfe waren völlig haltlos. Die sind dann wieder gegangen.“
Lob für die „super Arbeit“ der Polizei
Im März und April seien bei der Polizei Aussagen gemacht worden, woraufhin die Polizei Ermittlungen in die Wege geleitet hat. „Die müssen dem natürlich nachgehen“, zeigt der 39-Jährige Verständnis und lobt die „super Arbeit der Polizei“.
Die Beamten seien während den Durchsuchungen äußerst umsichtig gewesen. „Auch die Beamten hatten einen langen Tag. Doch sie waren super umgänglich und nett. Vielen Dank dafür.“
Festnahme oder keine Festnahme? Vehementer Widerspruch gegen amtliche Information
Einzig einer vorläufigen Festnahme widerspricht Fischbach gegenüber unserer Redaktion vehement. Dass er zu einer Dienststelle gebracht wurde, räumt er zwar ein. „Man hat mir aber gesagt, dass ich da auch selbst hinfahren kann.“
Der Anlass: Wie am Dienstag, 12. August berichtet wurde – basierend auf den Aussagen der Polizeibehörden – ist es im Rahmen der Razzien zu drei Festnahmen gekommen. Bereits im Video vom Dienstagabend stellt Fischbach klar: „Keiner wurde verhaftet, wir sind alle noch da.“
Aber wie erklärt sich dann die gestrige Information bezüglich der Festnahmen, welche die Behörden der Presse mitgeteilt haben?
Missverständliche Kommunikation
Der SÜDKURIER hakt bei der Pressestelle der Polizei nach, wie diese vermeintliche Falschinformation an die Öffentlichkeit kam. Die Erklärung ist einfach: „Herr Fischbach und zwei weitere Personen wurden vorläufig festgenommen“, so Polizeisprecher Daniel Brill. Wichtig dabei ist der Begriff „vorläufig“.
„Die Begrifflichkeiten werden im allgemeinen Sprachgebrauch sicherlich nicht so trennscharf definiert wie aus Sicht der Behörden. Die vorläufigen Festnahmen galten nur während der Maßnahmen, die unmittelbar getroffen werden mussten, und wurden im Anschluss daran wieder aufgehoben“, so Brill.
Heißt: Zwar wurden drei Personen festgenommen, aber nur im zeitlichen Rahmen der Durchsuchungen und niemand sitzt nun hinter Gittern. Abschließend seien die erkennungsdienstlich behandelt worden – das heißt: Fotos sind gemacht und Fingerabdrücke genommen worden.
Und haben sich die Vorwürfe aus Sicht der Behörden bestätigt? Brill erklärt lediglich, dass „Beweismittel festgestellt wurden“, die weiteren Ermittlungen laufen. Diese sind seinen Angaben zufolge bereits vor Monaten angelaufen. Beim Zollamt in Singen heißt es, dass „die Maßnahmen noch am Laufen sind“. Aber: „Die Feststellungen vom Zoll sind überschaubar.“

Neuanfang mit Omega im März 2025
Zum Hintergrund: Der Omega-Vorläufer, das ehemalige Delta in der Donaueschinger Raiffeisenstraße, wurde 2023 geschlossen. Davor war der Club jahrzehntelang fester Treffpunkt für die Fans alternativer Musik in der Region.

Zwar fand sich relativ schnell ein neuer Betreiber, doch nach nur einem halben Jahr war schon wieder Schluss. Den Neuanfang wagten dann Tobias Deusch und Urs Fischbach, welche die alte Discothek aufwendig über Monate hinweg renoviert, umgebaut und in Omega umbenannt haben.