Es ist 11.39 Uhr als Marco Bentivegnas Handy klingelt. Er ist aufgeregt. Er hat auf diesen Moment gewartet. Bentivegna meldet sich. Am anderen Ende spricht Oberbürgermeister Jan Zeitler. Er informiert den 34-jährigen Gastronomen, der Gemeinderat habe entschieden, ihm die Verantwortung über die Uferpark-Gastronomie zu übertragen. So schildert Bentivegna im Gespräch mit dem SÜDKURIER, wie er die Übergabe des verwaisten Geländes an ihn erlebt hat. „Endlich“, dachte er sich. Das Warten hat ein Ende. Seit der Ausschreibung im Juni machte er Schritt für Schritt das Bewerbungsverfahren mit. Eine Geduldsprobe. Nun sagt er: „Ich bin froh, dass wir es hinter uns haben.“

Glückwünsche und Doppelbelastung

„Seitdem klingelt mein Handy ununterbrochen“, erzählt er. Allein während des Gesprächs mit dem SÜDKURIER dreimal. Ein kurzer Blick verrät, an diesem Tag sind es bereits 17 entgangene Anrufe und dutzende ungelesene Nachrichten. „Die meisten sind Glückwünsche“, sagt Bentivegna. Aber auch Brauereien melden sich und Vertreter von Kassensystemen. Sie wollen sich ihm andienen. Er wartet ihre Angebote ab. Sie bieten Zapfanlage, Sonnenschirme, Bierdeckel – alles Dinge, die er sonst selbst bezahlen müsste.

Seit der Bekanntgabe klingelt Marco Bentivegnas Handy ununterbrochen.
Seit der Bekanntgabe klingelt Marco Bentivegnas Handy ununterbrochen. | Bild: Rasmus Peters

Dass er nun auserkoren wurde, hat er auch seiner Anstrengung zu verdanken: Als Wirt der Container-Bar auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände konnte er sein nun versprochenes Areal bereits kennenlernen. Eine Doppelbelastung für den Co-Geschäftsführer des Restaurants „Basilico“ in Goldbach. „Ich habe drei Monate sieben Tage die Woche gearbeitet.“ Was das mit ihm gemacht hat? „Ich habe zehn Kilo abgenommen – sonst macht es nichts mit mir.“ Wenn er etwas wolle, strenge er sich eben an.

Noch ist viel zu tun

Wie es mit dem „Basilico“ in Goldbach weitergeht, das Bentivegna derzeit mit seinem Vater Giuseppe gemeinsam führt, weiß er noch nicht. Wahrscheinlich werde er es dann vollständig übernehmen. „Meine Präsenz ist auf jeden Fall voll hier unten“, sagt er, und sein Vater wäre bereit. Aber die Übergabe sei nur eine Sache von einer sehr langen Liste an Notwendigkeiten, denen sich Bentivegna nun zuwenden muss. Speisekarten müssen erstellt werden, ebenso Weinkarten und Personalstellen besetzt.

Die Holzfassade wird im Erdgeschoss derzeit durch Metall ersetzt.
Die Holzfassade wird im Erdgeschoss derzeit durch Metall ersetzt. | Bild: Rasmus Peters

Auch die Instandsetzungsarbeiten am Gebäude muss er noch abwarten. Derzeit wird im Erdgeschoss die Holzfassade gegen Metall getauscht. Was sonst noch getan werden müsse, wisse er nicht genau. Mit dem weiteren Zustand des Gebäudes ist Bentivegna zufrieden: „Wir könnten morgen hier anfangen“, sagt er. Mobiliar wie Tische und Stühle anschaffen und Kleininventar wie Teller und Besteck.

Ein neuer Name für das „Wohnzimmer der Einheimischen“

Eine weitere Aufgabe ist die Dachterrasse. Wer dort sitzt, kann nicht auf den See schauen. Daher will er die Ebene mit Hochtischen und einer mobilen Bar ausstatten, sodass seine Gäste auch über die Balustrade schauen können. À la carte Essen sei deshalb dort auch nicht möglich. Die Idee: „Oben den Abend einleiten oder nach dem Essen dort ausklingen lassen“, fasst Bentivergna zusammen. Im Innenbereich wird er etwa 30 Plätze mehr haben als bisher im „Basilico“. Dass es im Vergleich mehr Aufwand bedeutet, bezweifelt er, da er auf ein gut eingespieltes Team setze.

Die alten Fenster des Uferparklokals warten darauf, abtransportiert zu werden.
Die alten Fenster des Uferparklokals warten darauf, abtransportiert zu werden. | Bild: Rasmus Peters

Am Ende soll im Uferpark „ein Wohnzimmer für die einheimische Gesellschaft“ entstehen. Jeder Gast sei willkommen, keine Bestellung zu klein. Im März 2026 soll es zum Start eine Eröffnungsparty geben. Auch medial will Bentivegna den schlafenden Riesen Uferpark wiedererwecken unter neuem Namen, da den bisherigen eine schlechte Aura umgebe.

Eine logische Entscheidung

Gegen wie viele Bewerber er sich durchsetzte, ist nicht bekannt. Neben Florian Witt war in eingeweihten Kreisen noch von einem Tuttlinger Gastronomen als Interessenten die Rede. Die Stadtverwaltung schweigt sich darüber mit der Begründung aus, dass das Vergabeverfahren ein verwaltungsinternes Verfahren sei.

Florian Witt bewarb sich auf die Gastronomie im Uferpark. Nun freut er sich, das Gelände bald als Gast besuchen zu können.
Florian Witt bewarb sich auf die Gastronomie im Uferpark. Nun freut er sich, das Gelände bald als Gast besuchen zu können. | Bild: Rasmus Peters

Mitbewerber Witt erhält um 16.30 Uhr eine Mail von der Stadt, dass der Uferpark anderweitig vergeben wurde. Die Nachricht nahm er gefasst auf, schildert er. Er wolle weiterhin in Überlingen etwas aufbauen. „Marco wünsche ich alles Gute und freue mich, als Gast hinkommen zu dürfen.“ Er habe sich ohnehin gedacht, Bentivegna erhalte den Zuschlag.

Noch ist nichts unterschrieben

Der 42-jährige Gastronom kommentiert: „Er ist hier bekannt und selbst Koch, deshalb ist es eine logische Entscheidung.“ Das bestätigt die Stadt indirekt in ihrer Pressemitteilung, die den neuen Pächter ankündigt: „Mit Herrn Bentivegna hat die Stadt einen erfahrenen Gastronomen als Geschäftspartner gewinnen können, der in Überlingen verwurzelt ist.“

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Der nächste Meilenstein wird für den Gastronomen, mit der Stadtverwaltung die Einzelheiten seines Pachtvertrags zu verhandeln. Denn unterzeichnet ist bislang noch nichts.