Als Christoph Teufel im Frühjahr 2024 die Geschäftsführung der Rengoldshauser Hof GmbH übernahm, machte er sich zunächst einmal ein Bild von dem Hofgut, das seit 1932 biologisch-dynamisch bewirtschaftet wird und somit einer der ältesten und größten Demeter-Höfe der Welt darstellt. „Wir waren hinter hohen Hecken versteckt und hatten einen ‚family-and-friends-Charakter‘, eine Art Kommune, die heute nicht mehr zum Leben reicht“, erzählt der 50-Jährige, ohne jemandem Vorwürfe machen zu wollen.
Ihm war schnell klar: „Wir mussten uns öffnen, denn wir waren zu wenig bekannt.“ Eine eigene Identität als Starschuss für eine sanfte Implementierung in den Köpfen der Menschen: „Es war uns wichtig, der Öffentlichkeit zu vermitteln, für was wir stehen“, erläutert Christoph Teufel: „Nämlich für die Erzeugung von Demeter-Produkten, da wir das für ein plausibles Konzept halten und es gute Gründe dafür gibt.“
Neben Nachhaltigkeit zählt jetzt auch Genuss auf dem Rengoldshauser Hof
Die Gärtnerei sowie die Landwirtschaft des Hofguts arbeiten nach der Kreislaufwirtschaft – einem System, das sich die natürlichen Kräfte der Tiere und des Bodens nutzt. „Wir verwenden weder Herbizide noch Pestizide“, erklärt er. „Wir laden alle Menschen ein, sich ein Bild von unserem Hof zu machen.“
Nachhaltigkeit und Gesundheit waren schon zuvor feste Bestandteile der Philosophie – der Genuss spielt seit rund einem Jahr eine immer größere Rolle. Genau hier kommt Jochen Fecht ins Spiel. Christoph Teufel war lange Zeit Stammgast in dessen Konstanzer Restaurant San Martino. Als der Sterne-Koch im Frühjahr 2024 schloss, um fortan an Berater und Kochdozent seine Brötchen zu verdienen, war der Weg zur Zusammenarbeit geebnet.
„Ich war bis dahin auf konventionell hergestellte Produkte fixiert, weil die einfach greifbarer und bezahlbarer waren“, erzählt der 54-Jährige. 3,50 Euro zum Beispiel für eine Demeter-Gurke waren ihm „suspekt, wenn du im Supermarkt eine für 80 Cent bekommst“, wie er lachend ausführt.
„Doch hier bin ich dann so richtig aufmerksam geworden auf die Qualität von Bio- und Demeter-Gemüse. Wenn du eine Tomate oder eben eine Gurke von hier probierst und in der Küche verarbeitest – das ist eine ganz andere geschmackliche Welt, da benötigt man gar nicht so viele Gewürze“. Der höhere Preis ergibt sich aufgrund der intensiveren Pflege, die die Produkte bei der Demeter-Landwirtschaft benötigen.
Wie Sternekoch Jochen Fecht den Demeter-Hof am Bodensee voranbringt
Auch die Nutztiere werden nach strengen Regeln gehalten: Die Kühe haben die Möglichkeit, selbstständig den Stall zu verlassen und auf die Wiese zu gehen; die Aufzucht der Kälber findet Mutter-gebunden statt; die Kühe behalten ihre Hörner, sie haben ausreichend Platz, um sich nicht gegenseitig zu verletzten. In der achtmonatigen Weidesaison fressen die Tiere ausschließlich Gras auf der Weide. In der Stallsaison erhalten sie Heu; Getreideschrote und Silage werden nicht verfüttert. „Man merkt dem Fleisch sofort die artgerechte Haltung der Tiere an“, sagt Jochen Fecht voller Überzeugung.
Er ist seit Sommer 2024 als gastronomischer Berater im Rengoldshauser Hof tätig. Schnell hat der Sternekoch realisiert, dass es auf dem Gelände an Möglichkeiten zum kulinarischen Verweilen fehlte – und setzte sich für einen Ausbau des Hof-Cafés ein. Stück für Stück wurden Küchengeräte besorgt, der Außenbereich mehr und mehr bestuhlt, ein provisorisches Zelt mit Sitzgelegenheiten aufgestellt. Parallel dazu machten die Macher des Hofes sich daran, den mittlerweile neu eröffneten und deutlich größeren Hofladen umzusetzen.
Der Rengoldshauser Hof bietet darüber hinaus Bildungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an: zum Beispiel Erlebnis- und Bauernhofpädagogik oder Seminare zum Thema Ernährung und Gesundheit.
Neben dem Hofladen befindet sich das neue Bistro, das am 10. Oktober eingeweiht wird. „Von Dienstag bis Samstag haben wir von 9 bis 18 Uhr mit unterschiedlichen Karten geöffnet“, erzählt Jochen Fecht, der die Köche schult, mit ihnen neue Rezepte ausprobiert und umsetzt. „Klar ist aber auch, dass wir uns auf dem Hof keinen Sternekoch leisten können“, antwortet Christoph Teufel lachend auf die Frage, ob Jochen Fecht irgendwann ein Restaurant auf dem Areal öffnen würde.
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