Mit einem Stundenlohn von etwas über 11 Cent wäre der Verdienst wohl ein Fall fürs Arbeitsgericht. Glücklicherweise ist hier aber nicht von Personen die Rede. Grob überschlagen entspricht das dem stündlichen Ertrag eines Überlinger Parkplatzes über ein Jahr gerechnet.

Nach Auskunft der Stadtverwaltung gibt es 690 dieser bewirtschafteten Abstellflächen für Fahrzeuge in der Überlinger Kernstadt. Unterteilt sind diese in sieben verschiedenen Zonen. Während Zone 1 mit 1,20 je 30 Minuten zu Buche schlägt, gibt es in Zone 6 das Tagesticket schon für 3,50 Euro. Je näher an der Innenstadt, umso teurer die Gebühren.

Welche Zone bringt am meisten Geld?

709.154 Euro brutto nahm die Stadt Überlingen im Jahr 2024 mit ihren bewirtschafteten Parkplätzen ein. Bußgelder wegen Parkvergehen sind darin nicht enthalten. Das heißt: Jeder einzelne Parkplatz in der Kernstadt generiert allein durch Ticketeinnahmen rechnerisch 1027 Euro pro Jahr, zumindest ohne die Unterhaltskosten gegenzurechnen. Denn natürlich: wo Einnahmen sind, sind auch Ausgaben. Und die Einnahmen sind wiederum kalkulierter Teil des Haushalts.

Die Parkgebührenzone 3 trug rund 264.400 Euro im Jahr den mit Abstand höchsten Betrag in die Stadtkasse bei. Ihr Einzugsbereich umfasst die Parkplätze gegenüber dem Bauamt in der Bahnhofstraße, die Hizlerstraßе sowie die Zimmerwiese am Bahnhof. 30 Minuten kosten hier 1 Euro.

Quelle: Stadt Überlingen, mapcreator.io / Südkurier-Grafik: Steller
Quelle: Stadt Überlingen, mapcreator.io / Südkurier-Grafik: Steller | Bild: Steller, Jessica

Es folgen Zone 4 (Hildegardring, Obertorstraße, Jörg-Zürn-Straße) mit 148.100 Euro und Zone 5 (Aufkircherstraße, Zahnstraßе, Strandweg, Askaniaweg) mit 122.100 Euro. Die Parkplätze in der Bahnhofstraße, Friedhofstraße und Jahnstraße bilden Zone 2. Sie generierten 81.500 Euro für die Stadtkasse. Zone 6 ist der Park and Ride-Parkplatz am Heliosspital. Er warf 75.900 Euro ab.

Der Parkautomat in der Überlinger Obertorstraße. 1 Stunde Parkzeit kostet hier 1 Euro. Damit zählt die Straße zu den günstigeren ...
Der Parkautomat in der Überlinger Obertorstraße. 1 Stunde Parkzeit kostet hier 1 Euro. Damit zählt die Straße zu den günstigeren Parkmöglichkeiten in der Stadt. | Bild: Rasmus Peters

Die teuerste Parkzone, Zone 1 in der Seestraße, ist zugleich die Einnahmenschwächste. Ob das mit dem Preis von 1,20 für 30 Minuten zusammenhängt, ist unklar. Die Einnahmen aus Tagestickets der Zone 7 werden nicht separat erfasst.

Friedrichshafen im Schatten Überlingens

Diese Einnahmen stehen übers Jahr 2024 Aufwendungen in Höhe von 136.144 Euro für den Unterhalt gegenüber. Vom Umsatz von 709.154 Euro abgezogen, liegt der Ertrag also bei 573.010 Euro und damit bei reine Einnahmen von rund 830,45 Euro je Stellplatz.

Damit erzielt Überlingen etwa 370 Euro mehr im Jahr pro Parkplatz als beispielsweise das größere Friedrichshafen. Die Zeppelin-Stadt unterhält etwa 2300 Parkplätze. Die jährlichen Gesamteinnahmen gibt die Häfler Stadtverwaltung mit 1,31 Millionen Euro an. Damit würde jeder Parkplatz in Friedrichshafen knapp unter 570 Euro Umsatz erzielen. Unterhaltskosten sind hier nicht verrechnet.

Auf gleichem Niveau wie Radolfzell

Um einen weiteren Vergleich zu geben: Die Stadt Radolfzell bewirtschaftet 412 Straßenparkplätze und etwa 1200 Stellplätze auf Flächen wie dem Messeparkplatz. Nach Angaben der Stadtverwaltung lagen die Einnahmen durch Parkgebühren im Jahr 2024 bei etwa 1,7 Millionen Euro. Das entspricht einem Umsatz von knapp 1054,60 Euro je Parkplatz. Also ähnlich wie in Überlingen.

Mit den vier Parkhäusern in Überlingen nahm das Stadtwerk am See knapp 2,7 Millionen Euro ein. Ab Oktober soll tagsüber jede angefangene ...
Mit den vier Parkhäusern in Überlingen nahm das Stadtwerk am See knapp 2,7 Millionen Euro ein. Ab Oktober soll tagsüber jede angefangene halbe Stunde 1,20 Euro kosten. | Bild: Rasmus Peters

In Überlingen kommen zu den 690 bewirtschafteten Parkplätzen noch vier Parkhäuser hinzu. Zusammen bieten die weitere 988 Plätze. Die Umsatzerlöse aus Kurz- und Dauerpark-Vorgängen im Jahr 2024 gibt das Stadtwerk am See als Betreiber mit knapp 2,7 Millionen Euro an. Davon entfielen je 0,8 Millionen Euro auf die Parkhäuser West und Therme, 0,6 Millionen auf das Parkhaus Stadtmitte und 0,5 Millionen auf das Parkhaus Post. Diese Werte sind jedoch nicht nicht Teil der vorigen Rechnung über die Straßenparkplätze in Überlingen.

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Sogar gratis Parken möglich

Wer will, kann sein Fahrzeug sogar kostenlos abstellen. Beispielsweise entlang der Nußdorfer Straße kann gratis geparkt werden. Ob ein Bereich bewirtschaftet wird oder nicht, sei nach Stadtangaben davon abhängig, ob es sich lohnt. Beispielsweise die Parkplätze beim Uferpark entlang der Straße werden nicht bewirtschaftet, sondern als Kurzeitparkplätze ausgewiesen. Mit Parkscheibe können Fahrzeuge dort zwei Stunden stehen. Warum sich die Fläche aber nicht lohnt, geht aus der Antwort der Stadt nicht hervor. Die Bilanz der anderen Flächen lässt anderes vermuten.