Je näher Parkplätze an der Altstadt liegen, umso teurer sind sie. Sieben unterschiedliche Parkzonen kennt die Parkgebührensatzung von Überlingen. Die Kosten reichen von gratis wie entlang der Nußdorferstraße bis 1,20 Euro je halbe Stunde wie am Mantelhafen. Vergleichbare Gebühren rufen die Parkhäuser auf. Für die hat das Stadtwerk am See eine Gebührenerhöhung von 20 Prozent für Anfang 2026 angekündigt.
Aber wie bewerten Bürger und Touristen bislang die Parkgebühren und wie werden die Parkmöglichkeiten eigentlich genutzt?
Parkhaus als sichere Lösung
Bianca Clauder aus Wald hat selbst zwei Jahre auf dem Burgberg gelebt und noch länger in Überlingen gearbeitet. Sie kennt die Parkmöglichkeiten in der Stadt. Sie findet: „Seit der Renovierung ist das Parkhaus sehr teuer geworden.“ Deshalb parkt sie lieber auf den Parkplätzen in der Obertorstraße, unweit des Wertstoffhofs.

Beim Friedhof seien zwei Stunden sogar umsonst, wenn man eine Parkscheibe auslegt. Diesmal habe sie es allerdings eilig gehabt, um kurz vor dem Urlaub ihrer Tochter Schuhe zu kaufen, und stellte ihr Auto im Parkhaus Stadtmitte ab. Dort sei meist ein Platz frei, und um sicherzugehen, fuhr sie eben ins Parkhaus.
Sie findet, wenn keine großen Veranstaltungen sind, reichen die Parkhäuser aus, andernfalls werde der Platz schnell knapp. Ihr Vorschlag: temporär eine Ackerfläche als zusätzlichen Abstellplatz anmieten und einen Shuttleservice anbieten. Unabhängig von Überlingen sagt sie: „Ich finde, das ganze öffentliche System ist hier unten ganz schön teuer“, fasst sie zusammen. Auf den Bus umzusteigen, sei keine günstigere Alternative. 13 Euro habe sie für Hin- und Rückfahrt in der Linie 500 von Aach-Linz nach Überlingen bezahlt. „Dafür hätte ich lange parken können“, kommentiert sie.

Auch für Anja Amoroso ist das Parkhaus die sichere Wahl. Mit ihrem Kind ist sie ins Parkhaus Post gefahren, um an der Promenade zu spazieren. Sie wohnt im Teilort Bambergen und sagt, wenn sie in die Stadt fährt, parke sie ausschließlich in Parkhäusern. „Um ab und zu in der Innenstadt zu parken, sind die Parkgebühren in Ordnung“, sagt sie.

Schwere Situation für Behinderte
Robert Nousch und Philipp Girschmann machen gerade Schichtwechsel auf dem Park-and-Ride-Parkplatz in der Kurt-Hahn-Straße. Sie betreuen einen Menschen mit Behinderung bei einem Krankenhausaufenthalt. Da sie dienstlich unterwegs sind, könnten sie die Parkgebühren absetzen, berichtet Philipp Girschmann. Dennoch möchten die beiden die Kosten für ihren Betrieb in Grenzen halten.
Robert Nousch weist darauf hin, dass insbesondere Menschen mit Behinderung unter der Parksituation leiden: „Für Personen ohne Einschränkung ist es möglich, auf diesem Parkplatz günstig zu parken und dann mit dem Bus oder zu Fuß in die Innenstadt zu gelangen. Menschen mit Behinderung aber können diesen weiten Weg nicht auf sich nehmen“, sagt Nousch.

Um die Parksituation für alle Beteiligten zu verbessern, könnten sich Philipp Girschmann und Robert Nousch vorstellen, mehr Parkplätze ins Gewerbegebiet zu verlagern und von dort aus einen zuverlässigen und regelmäßigen Shuttlebus fahren zu lassen.
„Wünsche mir niedrigere Gebühren“
Auch Ute Reinhold aus Sipplingen nutzt den Park-and-Ride-Parkplatz in der Nähe der Helios-Klinik. Sie wolle sich für einige Stunden mit einer Freundin treffen, sagt sie. Sie sei heute “zum ersten Mal so weit von einem Parkplatz“ gelaufen. Die Sipplingerin versucht besonders bei mehrstündigen Aufenthalten die hohen Parkgebühren der Parkhäuser in der Innenstadt zu vermeiden. Sie versuche auch ihr Glück beim Parkplatz am Friedhof, wo man zwei Stunden kostenlos stehen kann. Diese seien aber oft belegt. „Ich wünsche mir vor allem im Interesse der Einheimischen niedrigere Parkgebühren in Überlingen“, sagt Reinhold.
„Wir zahlen es gerne“
Das Ehepaar Andrej und Martina Melansek aus Tuttlingen kommt regelmäßig nach Überlingen. Der Einfachheit halber fahren sie üblicherweise ins Parkhaus Mitte und starten von dort. Was die Parkgebühren angeht, sagen sie: „Wir zahlen es gerne, weil wir gerne hier sind.“

Es sei eine Urlaubsregion, da müsse man mit höheren Gebühren rechnen, sagen sie. Außerdem sei es sauber. Die für Anfang 2026 angekündigte Gebührenerhöhung um 20 Prozent mehr würden sie ebenfalls zahlen: „Wenn wir es uns nicht mehr leisten können, bleiben wir zu Hause.“