Die Helios Kliniken setzen seit Jahren auf Clusterbildung. Das Überlinger Spital ist seit November 2022 eng mit der Rottweiler Klinik vernetzt. Moritz Lang ist Geschäftsführer beider Häuser, und auch bei der Ärzteschaft gibt es zunehmend Mediziner, die ihre Arbeitszeit auf zwei Standorte aufteilen. So fungiert Markus Kröber seit Juli 2025 als Chefarzt für die Orthopädie und Unfallchirurgie in beiden Häusern. In anderen Abteilungen fehlt das Personal, weshalb die Geburtenstation zurzeit geschlossen ist.
Arzt wechselt nach Bedarf den Standort
Markus Kröber hat in Freiburg studiert, wo er sich später auch habilitierte. Im Rahmen seiner beruflichen Stationen war er unter anderem zehn Jahre in St. Gallen und Luzern tätig, bevor er für vier Jahre nach Hamburg ging. Seit 2018 ist Kröber Chefarzt in der Helios Klinik Rottweil und nun auch in Überlingen, seinem Wohnort. Wie kann die Aufteilung einer Stelle auf zwei Standorte gelingen? „Das geht, indem man gut organisiert und strukturiert ist, gute Teams mit erfahrenen Oberärzten an beiden Standorten hat und die Teams personell ausbaut“, antwortet Markus Kröber. An beiden Klinikstandorten habe er zusammen mit seinen Teams eine Situation geschaffen, die es zulasse, dass „ich nach Bedarf den Standort wechseln kann, je nachdem, ob ich gerade in Überlingen oder in Rottweil gebraucht werde.
Der erste Eindruck sei, dass dies gut funktioniert, so Markus Kröber. Natürlich müsse man die Skeptiker erst einmal überzeugen, indem man gute Arbeit leiste. Aber er will mehr als das: „Wir machen nicht nur weiter wie bisher, sondern erweitern unser Leistungsangebot.“

Klinik will Wirbelsäulenzentrum aufbauen
Die Spezialgebiete von Markus Kröber sind die Sportmedizin und die Wirbelsäulenmedizin. Beides war bisher nicht oder nur „marginal“ am Helios Krankenhaus verortet. „Wir wollen hier ein großes Wirbelsäulenzentrum aufbauen und die Sportmedizin etablieren.“ Überlingen habe einerseits eine relativ alte Bevölkerung, die häufig von Rückenleiden betroffen ist. Gleichzeitig sei Überlingen auch eine Sportstadt mit vielen Vereinen, die teilweise auf höchstem Niveau agieren, wie beispielsweise die Segler, fügt der Mediziner an. „Soweit ich das einschätzen kann, können wir Sportler künftig aus Sicht des Leistungssports medizinisch noch intensiver betreuen, als das heute schon der Fall ist.“
Privat engagiert er sich im Überlinger Fußballverein
Der Sport liegt Markus Kröber am Herzen. Der begeisterte Fußballer hat selbst einst in der dritten Liga gespielt und brachte sich als Sportmediziner ein. „Beim HSV und dem KSC war ich sportmedizinisch tätig und habe Erfahrung in der Betreuung von Profisportlern“, berichtet er. Heute ist er im FC Überlingen als Jugendtrainer aktiv und bereits vor einem Jahr hat er zusammen mit einem Oberarzt die sportmedizinische Betreuung im Verein übernommen. „Daher weiß ich, was wichtig für Sportler ist. Es geht darum, innerhalb kürzester Zeit agieren zu können, und das wollen wir bieten“, sagt der Mediziner und stellt sein neues Angebot vor.
Mit Verlässlichkeit beim Image punkten
Ab Oktober soll es jeden Montagvormittag eine spezielle sportmedizinische Sprechstunde geben. Das mache gerade am Tag nach den Wettkämpfen Sinn, entlaste die Ambulanz und biete den verletzten Sportlern Betreuung durch einen Facharzt. Auch die benachbarte radiologische Praxis sei mit im Boot, um im Bedarfsfall innerhalb von 24 Stunden eine Kernspintomografie durchzuführen.
Den zweiten neuen Schwerpunkt bei der Orthopädie wird die Wirbelsäulenmedizin einnehmen. Hier seien junge Menschen mit angeborenen Verkrümmungen ebenso gut aufgehoben wie ältere. „Es gibt eine große Anzahl von Verletzungen an der Wirbelsäule. Wir decken die ganze Palette ab, sowohl konservativ wie Korsettbehandlung, Schmerztherapie oder Infiltrationen, bis hin zu hochkomplexen Eingriffen beispielsweise bei Frakturen oder Tumoren“, erläutert Markus Kröber. Ihm sei bewusst, dass sie an einem nicht gerade „allerbesten“ Image bei der Bevölkerung arbeiten müssten. Gerade im Bereich Orthopädie und Chirurgie habe es Vakanzen und Wechsel auf der Chefebene gegeben. „Da wollen wir jetzt Konstanz reinbekommen!“
Helios soll weiter Vollversorgung anbieten
Mit Hinblick auf die angestoßene, aber gerade pausierende Krankenhausreform erläutert der Chefarzt, sie wollten „die Chancen“ nutzen. „Wir wollen uns gut aufstellen, um mit Expertise, Qualität und Zahlen zu zeigen, dass wir unseren Patientinnen und Patienten die beste Medizin bieten.“ Für den Standort sei es unheimlich wichtig, dass das Helios in Überlingen weiterhin die Vollversorgung bieten kann.