Die Erschließungsarbeiten sind beendet. „Wir feiern die Einweihung des Neubaugebiets ‚Südlich Härlen‘“, begrüßte Oberbürgermeister Jan Zeitler am Mittwoch, 30 Juli, die Vertreter von Baufirmen, Anliegern und des Gemeinderats und nannte dies einen „besonderen Tag für Überlingen“. Ein gutes Jahr hatten sich die Erschließungsarbeiten seit dem Spatenstich im Juni 2024 hingezogen, unter anderem aufgrund des aufwendig gestalteten Entwässerungskonzepts innerhalb des Quartiers. 25.000 Kubikmeter Erde seien in diesem Zeitraum bewegt, 1600 Tonnen Asphalt ausgebracht und 2000 Meter Abwasserleitungen verlegt worden, umriss der OB die Dimensionen. Rund 3,7 Millionen Euro habe die Kommune investiert, weitere 470.000 Euro das Stadtwerk am See.

„Südlich Härlen“ sei mehr als „nur ein Baugebiet“, betonte Zeitler vor diesem Hintergrund. „Unsere Aufgabe wird es sein, hier nicht nur Wohnraum zu schaffen, sondern für ein lebendiges Quartier zu sorgen.“ Dies solle zudem so gestaltet sein, dass es allen Generationen und „sozialen Anspruchsgruppen“ gerecht werden könne. Insgesamt sollen rund 400 Menschen in dem Wohngebiet leben.
Für Krankenschwestern und Senioren
Er wünsche sich, dass hier eine Krankenschwester mit ihrer Familie wohnen könne, dass Seniorinnen und Senioren ein neues Zuhause finden, „vielleicht auch externe Schüler des Salem College“, erklärte der OB mit Blick auf die Geschäftsführer Moritz Lang vom Helios Spital und Thomas Obitz von der Schule Schloss Salem, die unmittelbar benachbart sind. Dann könne hier eine Gemeinschaft entstehen, die sich durch das Zusammenleben mehrerer Generationen gegenseitig bereichere. Zeitler: „Genau das ist unser Ziel.“
Wann kann man sich bewerben?
In der Abteilung Grundstücksmanagement laufen die Vorbereitungen für die Beratungen und die anschließende Ausschreibung der Wohnbauflächen. Es werde eine Richtlinie vorbereitet, erklärte Oberbürgermeister Jan Zeitler, in der die Kriterien für die Bewerbungen auf die Wohnbauflächen, die Auswertung der Bewerbungen und die Zuteilung der Bauplätze geregelt wird. Nach Kalkulation und Festlegung aller Konditionen werden die neuen Baugrundstücke öffentlich ausgeschrieben. „Erst ab diesem Zeitpunkt können Bewerbungen für das neue Baugebiet ‚Südlich Härlen‘ eingereicht werden“, betonte der OB. Im Bebauungsplan ist ganz überwiegend ein Geschosswohnungsbau ausgewiesen. Diese Baugrundstücke werden nur als langfristige Erbbaurechte vergeben. Es entstehen Wohnbauflächen der Stadt Überlingen sowie des Spital- und Spendfonds Überlingen. In den Gremien behandelt werden soll das Thema am 29. September (Verwaltungsausschuss), am 6. Oktober (Spitalausschuss) und am 8. Oktober abschließend im Gemeinderat, beziehungsweise dem mit allen Stadträten besetzten Stiftungsrat.

Überwiegend Geschosswohnungsbau
Der Seeblick und bei klarem Wetter die Sicht auf das Alpenpanorama machten das Gebiet zu einem besonders attraktiven Standort. Mit den Vergaberichtlinien für die Grundstücke werde sich die Verwaltung mit den zuständigen Gremien demnächst beschäftigen. Sie sollen nicht verkauft, sondern auf der Basis des Erbbaurechts vergeben werden. Damit das Quartier nicht zu einem Spekulationsobjekt werde, sondern dem Spital- und Spendfonds und der Stadt „dauerhaft über die Erbpacht diene“. Dies sei auch ein Vorteil für Interessenten, die hier investieren wollen. Lediglich drei kleinere Privatgrundstücke im unteren Bereich, die in die Fläche eingebracht wurden, können mit Einfamilienhäusern bebaut werden. Auf den anderen Flächen ist überwiegend Geschosswohnungsbau geplant.
Wie gefragt das Wohngebiet ist, deutete OB Jan Zeitler mit einem persönlichen Erlebnis an. Ihn habe bereits vor einigen Jahren ein „Family Office“ auf dem Weg in den Skiurlaub in die Schweiz angerufen. Gemeint ist damit der Vermögensverwalter einer wohlhabenden Familie. Dieses habe die Frage gestellt: „Können wir das ganze Baugebiet kaufen?“ Was ihn einigermaßen verblüfft habe. Dies zeige jedoch auch, dass die Stadt Sorge tragen müsse, dass das Gebiet auch seinem Ziel zugeführt werde, „bezahlbares Wohnen“ zu ermöglichen. „Ohne dass wir gleich über die Kriterien diskutieren“, sagte Zeitler und an Baubürgermeister Thomas Kölschbach gerichtet: „Wir haben hier die Chance zu beweisen, dass wir es hinkriegen.“
Regen versickert nach dem Prinzip Schwammstadt
Dass es hier bereits der zweite Anlauf für ein Wohngebiet war und der zweite erfolgreiche Wettbewerb auf dem gleichen Areal für sein Büro, daran erinnerte Landschaftsarchitekt Johann Senner, ehe er auf Bitten Zeitlers das Konzept „Schwammstadt“ erläuterte. Dahinter steckt das Prinzip, dass Regenwasser an Ort und Stelle versickert.
Schon vor rund 25 Jahren habe sein Büro in Zusammenarbeit mit dem damaligen Architekturbüro Reinhardt, Zohner und Partner einen Wettbewerb zur Bebauung hier gewonnen. Nachdem anschließend kein großer Bedarf für ein Wohnquartier gesehen worden war, gab es zwischenzeitlich Planungen für einen großen Hotelbetrieb an gleicher Stelle, die am Ende am vorgesehenen Konzept gescheitert sind. Dieses Mal war das Tübinger Planungsbüro Hähnig und Gemmeke der Partner, der auch dem Pflegezentrum Kontur gegeben hat.
Bäume seien ihm selbst ein besonderes Anliegen, sagte Senner. Er berief sich auf einen Satz aus „Mesmers Reisen“ („Wenn alles stört außer Bäumen...“), sowie auf „Überlingens großen Sohn Martin Walser“, wie Senner den Schriftsteller bezeichnete. Dessen Name solle auch am zentralen Quartiersplatz stehen, hatte OB Zeitler zuvor noch einmal deutlich gemacht. Das „Baumvolumen“ im Gebiet sei umso wichtiger, als die Menschen hier „sicher nicht in Tipis und Tiny Houses“ wohnen werden, betonte Senner und verwies auf die bereits gepflanzten Bäume, die teilweise auch in den Regenwassermulden stehen.