Seit dem 16. September gibt es Tagespreise in der Bodenseetherme Überlingen. Dabei handelt es sich um ein „nachfrageorientiertes“ Preismodell, sagt Amelie Gianmoena, stellvertretende Betriebsleitung und Leiterin der Marketingabteilung. Die Schweizer Software Price Now berechnet täglich anhand vorhandener Daten der bisherigen Besucherzahlen und erwarteter Auslastung den Eintritt.
Wer früher bucht – maximal sechs Wochen im Voraus sind möglich –, kommt günstiger weg. „Und zwar garantiert“, wie Therme-Betriebsleiter Max Sandreuther gegenüber dem SÜDKURIER sagte. Dass sich der Preis später wieder reduziere, wie es etwa bei Hotels oder Fluggesellschaften öfter passiert, sei ausgeschlossen. Was halten die Besucher davon?
Irritationen durch höhere Preise
„Wir waren schon erst einmal überrascht und etwas irritiert.“ Das Ehepaar Ursula und Gerhard Bumiller kommt aus dem Umkreis Singen und besucht in der Herbst- beziehungsweise Wintersaison einmal wöchentlich die Bodenseetherme Überlingen. Seit der Umstellung auf ein dynamisches Preismodell am 16. September, müssen sie allerdings höheren Eintritt bezahlen: „Der Andrang kam uns jetzt nicht so viel vor, trotzdem mussten wir zusammen sieben Euro mehr zahlen.“ Dennoch betonen die beiden: „Wir möchten das Ganze jetzt erst mal ausprobieren, bevor wir uns eine Meinung dazu bilden.“
Spontane Besuche können teuer werden
Günther Hornstein ist ebenfalls Dauergast in der Überlinger Therme. Seit dem neuen Preismodell war er dort zwar noch nicht zu Besuch, hat aber bereits eine deutliche Haltung dazu: „Im Prinzip ist es eine Preiserhöhung.“ Der 67-Jährige sei ein Freund von klaren Verhältnissen, diese sind nun seiner Ansicht nach nicht mehr gegeben. Allein schon, weil man sich vor einem spontanen Besuch immer online erkundigen müsse, wie hoch der aktuelle Preis sei. „Ich fand den Preisunterschied der Wochentage zum Wochenende schon klar genug“, sagt Hornstein. Das Modell sei zwar zukunftsorientiert, müsse man damit aber nicht automatisch gutheißen.

Touristen sind enttäuscht
Auch Urlauber sind überrumpelt von dem neuen Preismodell. Joachim Burke ist wenig begeistert. Er hat den Umstieg hautnah miterlebt und war am Sonntag, 14. September, bereits zu Besuch in der Überlinger Therme. „Da war es noch günstiger, obwohl mehr los war“, sagt Burke. Er und sein Begleiter wurden vom Personal der Therme dann darüber informiert, dass ab dem 16. September das „nachfrageorientierte“ Preismodell geben wird. Davon ausgehend freuten sie sich auf die voraussichtlich niedrigeren Preise unter der Woche – da wäre die Auslastung für gewöhnlich schließlich nicht so hoch. An der Kasse erlebten sie am Tag der Einführung jedoch eine Enttäuschung: Obwohl laut Joachim Burke „deutlich weniger“ los war, mussten sie mehr bezahlen. Baden gingen sie trotzdem.
Gäste suchen nach Alternativen
In einem Leserbrief an den SÜDKURIER äußerte sich Ernst Obermeier zu dem neuen Modell der Therme. Darin bezeichnet er die Einführung als „Preistreiberei“. Der Überlinger berichtet, dass er an dem Tag des Umstiegs 22 Euro, anstatt wie bisher 19 Euro zahlte. Dies entspräche einer Erhöhung um 15 Prozent. Schon der Wechsel von dem Ticket für einen eineinhalbstündigen Besuch auf drei Stunden und der damit verbundenen Preiserhöhung von 5 Euro bemängelt er. „Wie weit das ‚dynamische System‘ meine nächsten Besuche berechnet, wage ich nicht zu sagen.“
Obermeier berichtet außerdem von einem Gespräch in der Therme mit einem Paar aus Bodman, bisherigen Stammkunden. Diese würden jedoch fortan in die Therme Bad Dürrheim ausweichen. „Da ist der Eintrittspreis billiger und das Parken im Gegensatz zu hier mit fünf Euro sogar kostenlos“, hätte das Paar ihm berichtet.

Es gibt auch positive Stimmen
Andreas Pross ist seit dem Bau der Therme vor fast 22 Jahren fester Bestandteil der Stammkundschaft und hat bereits 21 Wertkarten erworben. Diese kann man mit 200 Euro oder mit 500 Euro aufladen und erhält damit einen Rabatt von 20 Prozent auf den regulären Eintrittspreis. Pross betrachtet das neue Preismodell als positive Entwicklung: „Es ist modern und man hat die Chance, wenn man gut vorausplant, viel günstiger wegzukommen,“ so der 67-Jährige. Er habe bei seinem Besuch an der Kasse vom Personal einen Flyer mit QR-Code ausgehändigt bekommen. „Da wurden mir dann alle Fragen beantwortet.“ Der ehemalige Orgelbauer sei zwar nicht sehr technikaffin, aber „Man muss sich eben etwas schlaumachen und dann klappt das schon.“
Insgesamt hat der SÜDKURIER mehrere Personen angesprochen, doch viele wollten sich unmittelbar nach dem Thermenbesuch nicht zur Thematik äußern.