Trödel und Tand – oder doch ein Schnäppchen? Das ist die Frage, vor der am Sonntag viele Markdorfer gestanden haben. Und keineswegs nur die, denn der Flohmarkt auf der Hauptstraße lockte auch zahlreiche Besucher aus dem Umland an. Zum Beispiel Anna Bazzanella aus Bermatingen, die außer einem medizinischen Ratgeber auch ein Paar ziemlich schicke italienische Schuhe erstanden hat. „Wenn sie mir nicht passen, verschenke ich sie weiter.“ Ohne Söckchen wollte sie nicht hineinschlüpfen. Darum ist noch ungewiss, ob die feinen Treter den Weg in ihren Schuhschrank finden. Ganz sicher ist sich die Bermatingerin hingegen in einem anderen Punkt: „Der Flohmarkt bringt richtig viel Leben in die Stadt.“ Und schon deshalb, sagt Anna Bazzanella, „sollte auch der normale Wochenmarkt am Donnerstag hier in der Hauptstraße bleiben“.
Streetfood-Stände sind dicht umlagert

Hier gibt‘s Waffeln. Dort reihen sich Menschen in die Schlange, um Fischbrötchen zu bestellen. Ein breites Angebot hat der „Alles Fisch“-Stand auf dem Volksbank-Parkplatz. Die Chips seien schon aus, erfährt eine Kundin. Dafür gibt es noch Kartoffelsalat. Sie ordert – und klingt kein bisschen enttäuscht deswegen. Begeistert ist Pascal Bauer, der schräg gegenüber des Fischverkäufers einen großen ungarischen Langos mit Speck erstanden hat. „Richtig, richtig gut“, schwärmt er.
Die Schlangen an den Streetfood-Ständen sagen im Grunde alles. Gut Duftendes weckt den Appetit – außerdem die Neugier beziehungsweise die Probierlust. Sabine Haller freut sich auf einen mit Vegetarischem gefüllten Burrito. „Mexikanische Restaurants findet man bei uns ja nicht so viele“, bedauert sie. Da komme ihr der Burrito-Wagen sehr zupass.
50 Gläser mit Motiven aus Markdorf

Doch zurück zum Trödel. Den gibt es zwischen Latscheplatz und Sparkassen-Kreisel die gesamte Hauptstraße entlang. Die kleine Gummi-Ente, die Anna Bazzanella ebenfalls aus ihrer Einkaufstasche gezogen hat, kaufte sie am Stand von Bettina Wiggenhauser. Diese bietet gleich ein ganzes Sortiment der gelben Quietschetiere an, neben Kaffee-Services, allerlei Haushaltsgeräten, wie zum Beispiel einem Apfelschäler. Und neben einer Kiste mit 50 Markdorf-Gläsern, die mit den verschiedensten Motiven bedruckt sind – bis zur evangelischen Kirche.
Glück aus Kindheitstagen

Rembrandts oder ähnliche sensationsträchtige Flohmarktfunde ließen sich zwar nicht entdecken – auf den ersten Blick. Strahlende Mienen begegneten trotzdem einige. Vanessa Weber etwa freute sich über ihr Furby. So heißen jene glubschäugigen Plüschtiere, die sprechen und sogar Schabernack treiben können. Sie habe ihr Furby als Kind heiß und innig geliebt, aber nicht hinreichend pfleglich behandelt. Umso glücklicher zeigt sich die junge Frau nun, hier auf dem Flohmarkt ein neues Exemplar kaufen zu können.
Und es gibt sie doch, die Raritäten

Sehr zufrieden sind auch die meisten Händler. Michael Witt hat in Michaela Zurell zumindest für die biedermeierlich gekleideten Zivilisten in seiner Zinnfiguren-Sammlung eine Abnehmerin gefunden. Yan Yan hat schon einiges Kinderspielzeug verkauft. Sie erzählt, dass es in China, wo sie herkommt, nichts mit europäischen Flohmärkten Vergleichbares gebe.

Oliver und Jessica Schrandt bieten viele hundert Schleich-Tiere an, daneben Playmobil-Figuren und Legosteine. Figuren hat auch Wilfried Koch im Angebot: Zizenhausener Terrakotten, die unter Sammlern heiß begehrt sind, wie es auf der Homepage von Stockach heißt, wo die Figuren bis zum Ersten Weltkrieg produziert wurden. Kurzum: Nicht unbedingt die Schatz-, aber die Raritätensammler kommen beim Markdorfer Flohmarkt unbedingt auf ihre Kosten.