Oskar Müller ist endlich auf der Rennstrecke. Nachdem der 19-Jährige aus dem Deggenhausertal im vergangenen Jahr seinen Bruder Felix Müller bei den Rennen unterstützt hat, möchte er nun selbst aktiver seine Rennkarriere vorantreiben. Bisher war das nicht möglich gewesen, da die Priorität auf dem Schulabschluss gelegen hat. Nun hat Oskar Müller sein Abitur in der Tasche und eine Ausbildung zum Mechatroniker begonnen. Wenn es zeitlich möglich ist, möchte er nun einzelne Rennen fahren und hat dafür in der Rennserie Norddeutsche ADAC Börde Tourenwagen Cup (NATC) eine Möglichkeit gefunden.
Nachdem Felix Müller im vergangenen Jahr in seiner ersten Rennsaison in der Pfister-Racing-Tourenwagen-Challenge (PRTC) als Vizemeister abschlossen hat, ist es um die zwei Brüder ruhiger geworden. Der 23-Jährige ist in dieser Saison auch nicht angetreten, da er sich auf andere Sachen in seinem Leben konzentriert habe, erzählt Oskar Müller, schließlich sei die Teilnahme an Rennen sehr zeit- und kostenintensiv.

Teilnahme an Testtag am Hockenheimring
Doch immer wieder ergibt sich die Möglichkeit, an einzelnen Testtagen teilzunehmen und Rennen zu fahren. Das macht Oskar Müller beispielsweise im November 2024, als er für das Racing-Team Markgraf am Hockenheimring in einem BMW 318ti Cup Gas gibt. „Ich saß ja sehr lang nicht mehr in einem Rennauto“, sagt der 19-Jährige, der aber dennoch sein Ziel nicht aus den Augen verloren hat.
Von Teamchef Tobi Markgraf, mit dem er auch einige Runden drehen durfte, habe er viele gute Tipps erhalten und auch die Bestätigung, dass er Talent habe, berichtet Oskar Müller. „Ich bin dann immer schneller gefahren und die Zeiten waren gar nicht so schlecht“, sagt Müller. „Aber finanziell konnte ich mir die Serie nicht leisten und habe es dann erstmal wieder sein lassen.“ Daher ist es umso wichtiger, über Testtage Rennpraxis zu erhalten, gute Ergebnisse einzufahren und diese zukünftigen Sponsoren präsentieren zu können.
19-Jähriger wird auf Rennserie NATC aufmerksam
Seitdem ist fast ein Jahr vergangen. Oskar hat sein Abitur gemacht, ist umgezogen und hat eine Ausbildung begonnen. „Da musste der Rennsport etwas in den Hintergrund rücken.“ Über Social Media wird er schließlich auf die Rennserie NATC aufmerksam, die auf der Rennstrecke Oschersleben (nahe Magdeburg) stattfindet und es Hobbypiloten ermöglicht, zu überschaubaren Kosten in einem professionellen Rahmen Motorsport betreiben zu können. „Das ist eine kleinere und günstigere Rennserie mit unterschiedlichen Fahrzeugen in den gleichen Klassen“, berichtet Oskar Müller. Es gibt auch speziell einen Youngster Cup, in dem immer mal wieder freie Fahrerplätze vergeben werden.

So läuft der Renn-Samstag in Oschersleben
Und so nutzt Oskar Müller seine Chance und nimmt im August an einem Rennwochenende teil. Am Samstag stehen zwei Rennen an, dazu jeweils Training und Qualifying. „Mir ist es einfach wichtig, gute Ergebnisse zu erzielen und so auf mich aufmerksam zu machen.“ Im ersten Rennen gelingt das nicht ganz so wie geplant.
Zwar erwischt Oskar Müller trotz Nervosität, wie er selber einräumt, einen guten Start, doch dann macht er in der zweiten Runde einen Fahrfehler und landet im Kiesbett. Aus diesem kann er sich nicht selber wieder freifahren und muss von einem Radlader rausgezogen werden. Am Ende wird er Vorletzter. „Das hat mich sehr genervt und mich etwas zurückgeworfen.“
Doch viel Zeit zum Ärgern und Analysieren bleibt nicht, da direkt das zweite Rennen ansteht. Hier läuft es besser und der 19-Jährige landet auf dem vierten Platz. Es wäre sogar mehr drin gewesen, doch kurz vor Ende des Rennens gibt es einen „Code 60“, der eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h für alle Fahrzeuge und ein Überholverbot bedeutet. Doch es reicht sogar für einen Pokal und Bruder Felix Müller sowie weitere Familienmitglieder freuen sich vor Ort mit ihm.
Weiter Erfahrung sammeln und dranbleiben
Als Fazit nimmt er mit, dass er Erfahrung sammeln konnte. Die Serie findet nur auf der Strecke Oschersleben statt und andere Fahrer kennen die technisch sehr anspruchsvolle Strecke laut Oskar Müller „in- und auswendig“. Auch wenn Oskar Müller nun weiter im Motorsport Vollgas geben möchte, steht die Ausbildung an erster Stelle. „Alles weitere wird sich dann in den kommenden Jahren ergeben“, ist der 19-Jährige zuversichtlich.
Er will weiter trainieren und psychisch und körperlich fit bleiben. Auch wenn ein Rennen nur so etwa 20 Minuten dauert, braucht es dazu Energie und Kraft. Und dies wird Oskar Müller brauchen, wenn er ab Frühjahr 2026 wieder an einzelnen Tagen an den Start gehen möchte. Vielleicht dann auch in einem gemeinsamen Rennen mit seinem Bruder.