Felix und Oskar Müller wollen durchstarten. Die Brüder aus dem Deggenhausertal haben ein gemeinsames Ziel: sie wollen Rennfahrer werden. Der Traum, den die beiden schon seit längerer Zeit haben, soll Wirklichkeit werden. Der 17-jährige Oskar besucht das Gymnasium Wilhelmsdorf und macht 2024 sein Abitur, sein 21-jähriger Bruder Felix macht bei RRPS in Friedrichshafen eine Ausbildung zum Mechatroniker. Doch wie wird man eigentlich Rennfahrer? Diese Fragen stellten sie sich vor einigen Monaten, als sie mal wieder über ihren Traum sprachen und erstmals ernsthaft der Gedanke aufkam, das professionell anzugehen.
Im Internet stoßen sie auf Pfister Racing
Über Recherchen im Internet stoßen sie auf das Team Pfister Racing, die seit vielen Jahren im professionellen Tourenwagen-Motorsport tätig ist und unter anderem Fahrersichtungen, Rennlizenzen und Rennserien anbietet. „Für uns ein guter erster Einstieg“, befindet Felix und meldet sich für die Fahrersichtung, die dazu dient den Teilnehmern einen Zugang in den Motorsport zu ermöglichen, an. Die Kosten für die Teilnahme betragen 700 Euro pro Person.
Besondere Vorkenntnisse braucht es nicht, Oskar hat zu diesem Zeitpunkt erst seit wenigen Wochen seinen Führerschein. „Groß gefahren bin ich noch nie“, so der 17-Jährige, der aber in seiner Freizeit fleißig am Simulator übt, den er von Felix bekommen hat. Der 21-Jährige hat dagegen schon Fahrpraxis, allerdings nicht auf einer Rennstrecke. „Mir macht Autofahren einfach Spaß“, so Felix, der auch privat gern an Fahrzeugen schraubt.
Gemeinsam verbindet sie die Faszination am Motorsport, was ihnen fehlt, ist die frühe Schule des Kartfahrens, die viele Rennfahrer im Kindesalter absolviert haben und von dort in den Motorsport gewechselt haben. Oskar und Felix hatten als Kinder ein anderes Hobby: Modellflugzeug. Doch von der fehlenden Erfahrung wollen sie sich nicht beirren lassen.
Fahrersichtung am Nürburgring
Ende Oktober ist es dann soweit. Bei der Fahrersichtung können die Brüder auf der Handlingskurs-Rennstrecke im Fahrsicherheitszentrum 2 am Nürburgring ihr Können zeigen.

Sie sitzen zum ersten Mal in einem Tourenwagen, ein Serienfahrzeug, das für den Rennsport umgebaut ist. Begleitet werden sie von einem Instruktor, der mit im Fahrzeug sitzt, Tipps gibt und sie anschließend bewertet.
In der Fahrersichtung inbegriffen sind außerdem Theorie-Inhalte, Flaggenkunde sowie ein Coaching und Seminar zur richtigen Pressearbeit, Marketing und Gewinnung von Sponsoren. Weiterhin erhalten die Brüder einen Überblick über die Tourenwagen-Einstiegsklassen.
Die besten Fahrer werden gefördert
Für die besten Fahrer der Sichtung ist eine weitergehende Förderung in die Tourenwagen-Rennserien Pfister-Racing Tourenwagen-Challenge (PRTC), RCN (Rundstrecken-Challenge-Nürburgring) und weitere Rennserien möglich.
Und Oskar und Felix Müller gehören innerhalb der 22 Teilnehmer zu den besten Fahrern. Diese Rückmeldung bekommen sie von dem Team vor Ort. „Uns wurde gesagt, dass wir ein sehr gutes Gespür haben, obwohl wir bislang keinerlei Rennerfahrung haben“, berichtet Oskar. Und Felix ergänzt: „Und dass wir das auf jeden Fall weiterverfolgen sollen.“

Erwerb der Rennlizenz für Automobilsport
Als nächsten Schritt müssen die Brüder nun die Rennlizenz für Automobilsport erwerben. Der Lehrgang findet im Februar 2024 in Steißlingen statt und beinhaltet sowohl theoretische als auch fahrpraktische Übungen. Anschließend möchten die Brüder in die Rennserie Pfister-Racing Tourenwagen-Challenge (PRTC) einsteigen und Erfahrungen sammeln. Die Einsteiger-Serie beinhaltet fünf Rennwochenenden.
„Wir wollen das auch nicht bei einer Saison belassen, sondern das langfristig betreiben“, so Oskar Müller. Die Unterstützung von Familie, Partnerin und Freunden ist ihnen sicher. Doch um dem Traum wahr werden zu lassen, brauchen Felix und Oskar auch finanzielle Mittel. Sie suchen nach Sponsoren, die sie auf dem Weg zu erfolgreichen Rennfahrern begleiten und unterstützen möchten.

Fit bleiben sowie Ausdauer und Kraft trainieren
Wie bereiten sie sich nun auf die Rennlizenz-Prüfung vor? Wichtig sei es, fit zu bleiben sowie Ausdauer und Kraft zu trainieren. „Wir saßen bei der Sichtung nur eine halbe Stunde im Rennauto, aber das war körperlich sehr anstrengend. Man muss voll konzentriert sein“, sagt Oskar Müller. „Je fitter man ist, desto leistungsfähiger ist man“, so Felix. Je nach Zeit, trainieren die Brüder gemeinsam.
Als Konkurrenten sehen sie sich nicht. „Ganz im Gegenteil, wir pushen uns gegenseitig und können voneinander lernen“, so Felix. Und auch auf der Rennstrecke werden sie vorerst nicht zu Konkurrenten, da sie in unterschiedlichen Klassen antreten werden. Und sollte es irgendwann soweit sein, dann gilt für beide ganz klar: fair bleiben.