Kürbiskerne sind sicherlich fast jedem schon begegnet. Sei es beim Kochen oder Halloween-Köpfe schnitzen. In den meisten Fällen landen sie im Biomüll – manche vielleicht noch auf dem einen oder anderen Feld. Aber Kürbiskerne können noch viel mehr – auf jeden Fall die von Öl-Kürbissen. Sie sind dunkel und haben eine relativ dünne Hülle. Wenn man sie trocknet, sind sie sehr schmackhaft. In der Steiermark kennt man die Kerne auch sehr gut, denn dort machen sie genau aus diesen Kernen das berühmte Steirische Kürbiskernöl.

So sehen die getrockneten Kerne des Ölkürbis aus.
So sehen die getrockneten Kerne des Ölkürbis aus. | Bild: Jäckle, Reiner

Das gibt es aber nicht nur in der Steiermark, sondern auch am Bodensee. Genauer gesagt: in Kluftern. Bettina und Georg Arnold haben nämlich 2017 auf ihrem Obsthof ebenfalls begonnen, Kürbiskernöl zu produzieren. Und die Anfänge hatten es in sich: „Wir haben das Kürbiskernöl in der Steiermark kennengelernt und uns gewundert, warum es das bei uns nicht gibt“, erzählt Bettina Arnold. „Da bei uns die klimatischen Bedingungen für den Kürbisanbau sehr gut sind, haben wir es dann probiert.“

Mit Macheten auf dem Acker

Ihr Mann Georg kann sich noch gut an das erste Jahr erinnern: „Wir waren mit Macheten auf dem Acker und haben Tausende Öl-Kürbisse geerntet“, sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Die Leute haben sicher gedacht, dass die Arnolds jetzt spinnen.“ Danach wurden die Kürbisse von Hand aufgespaltet und mit einer Spachtel ausgenommen. „Es war eine unglaubliche Arbeit“, erinnert sich Georg Arnold. Für das zweite Jahr hat sich das Ehepaar Arnold dann gerüstet: Zum einen wurde eine Erntemaschine angeschafft, so dass die Kürbisse direkt auf dem Feld ausgenommen werden und nur noch die Kerne mit einem Teil des Fruchtfleisches auf den Hof kamen. Zum anderen wurde die Reinigung optimiert. Allerdings kam erschwerend hinzu, dass es im zweiten Jahr einen nahezu kompletten Ernteausfall gab.

So tröpfelt das gepresste Öl aus der Schneckenpresse. Für einen Liter Öl benötigt man bis zu drei Kilogramm getrocknete Kerne.
So tröpfelt das gepresste Öl aus der Schneckenpresse. Für einen Liter Öl benötigt man bis zu drei Kilogramm getrocknete Kerne. | Bild: Jäckle, Reiner

Mittlerweile sind die Abläufe optimiert. Nach der Ernte werden die Kerne gewaschen und getrocknet. „Auch hier haben wir Lehrgeld bezahlt“, fügt Bettina Arnold hinzu. „Mittlerweile haben wir ein Heizgebläse.“ Nach zwei Tagen werden die Kerne von der Trocknung genommen und weitere Monate in der Abwärme der Apfel-Kühlräume getrocknet, bis am Ende nur noch acht Prozent Feuchtigkeit darin sind. Danach sind sie reif für die sogenannte Schneckenpresse.

So sieht das Kürbiskernöl vom Obsthof Arnold verpackt aus.
So sieht das Kürbiskernöl vom Obsthof Arnold verpackt aus. | Bild: Jäckle, Reiner

Drei Kilo Kerne für einen Liter Öl

„Für einen Liter Öl benötigen wir zweieinhalb bis drei Kilo Kerne“, erklärt Georg Arnold. „Das sind etwa 30 bis 40 Kürbisse.“ Im Vergleich zum Steirischen Kürbiskernöl bleibt das aus Kluftern komplett naturbelassen und unfiltriert. Es bleibt nach dem Pressen noch ein wenig stehen, so dass sich die letzten Inhalte absetzen und so das tief grüne und klare Öl schließlich in die optisch ansprechenden Blechdosen abgefüllt werden kann. Selbst das Etikettieren passiert von Hand.

Das könnte Sie auch interessieren

Da die Kerne deutlich länger als das Öl halten, hat der Obsthof Arnold das gesamte Jahr über Kerne auf Lager und presst das Öl erst nach Bedarf. „Und der ist sicher vorhanden, auch wenn wir noch lange keine schwarzen Zahlen schreiben“, sagt Georg Arnold mit einem Lachen. Dass sehr viel Idealismus dabei ist, zeigt sich, wenn man die Presse sieht. Dort tröpfelt das Öl lediglich heraus. Um einen Liter Öl zu bekommen, braucht es viel Geduld – sehr viel Geduld.

In der Küche ein Alleskönner

Doch wenn Bettina Arnold davon redet, zu was das Öl passt, kommt sie regelrecht ins Schwärmen: „Es schmeckt herrlich zu Feldsalat, in Pesto oder zu Kartoffelbrei“, sagt sie. „Ein Geheimtipp ist Vanilleeis mit Kürbiskernöl.“ Allerdings, so betont sie, sollte man das Produkt keinesfalls erhitzen. Auf warme Speisen sollte es erst nach dem Kochen oder Garen hinzugefügt werden.

Das sind Ölkürbisse, aus deren Kerne das Kürbiskernöl hergestellt wird.
Das sind Ölkürbisse, aus deren Kerne das Kürbiskernöl hergestellt wird. | Bild: Jäckle, Reiner

Und eines betont das das Ehepaar ausdrücklich: „Die Herstellung des Kürbiskernöls ist eine Leidenschaft von uns“, so Georg Arnold. „Es macht einfach Spaß, etwas auszuprobieren und es immer weiter zu optimieren.“ Neben dem Kürbiskernöl gibt es vom Obsthof Arnold einen Bio-Apfelessig aus den eigenen Bio-Äpfeln. Dieser wird aber in einer Essigmanufaktur hergestellt. Beide Projekte betreibt die Familie mit sehr viel Leidenschaft. Dies ist auch notwendig, denn davon leben könnten sie nicht. Deshalb haben die Arnolds auf ihrem Obsthof in Kluftern auch noch Äpfel, Pfirsiche, Aprikosen und verschiedene Kürbisse. Außerdem gibt es in der Adventszeit Weihnachtsbäume von der eigenen Plantage.