Alkohol, eine aggressive Grundstimmung und schließlich Gewalt: Es sind Aspekte, die leider häufiger zusammenspielen und auch heute noch für so manche Körperverletzung sorgen. Doch im Sommer 2012 führten sie in Radolfzell zu einer Tragödie. Ende Juli gerieten ein damals 40-jähriger Mann und eine Gruppe junger Leute in einen Streit. Dabei wurde der 40-Jährige schließlich von einem Cityroller am Kopf getroffen und schwer verletzt. So schwer, dass er ins Koma fiel.

Erst gesteht der Falsche

Wie der SÜDKURIER nach der Tat berichtete, war ein vermeintlicher Täter bald gefunden: Zwar seien die jungen Leute nach dem Vorfall mit einem Auto geflüchtet, im Rahmen einer Sofortfahndung jedoch in Singen erwischt worden. Ein 15-Jähriger gestand, saß zehn Tage in Untersuchungshaft, widerrief dann aber sein Geständnis. Wie aus damaligen Artikeln hervorgeht, hatte er wohl den wahren Täter, einen 19-Jährigen, schützen wollen, weil der zuvor bereits wegen eines bewaffneten Raubüberfalls zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Verhandlung vor dem Landgericht Konstanz begann im Februar 2013 und offenbarte, was sich damals zugetragen hatte. Angeklagt war der 19-Jährige wegen schwerer Körperverletzung und falscher Verdächtigung – weil der 15-Jährige die Tat zunächst auf sich genommen hatte.

Erst wird gestritten, dann eskaliert es

Vor Gericht schilderte der 19-Jährige, der sich neben dem Raubüberfall auch schon wegen Ladendiebstahls und gefährlicher Körperverletzung hatte verantworten müssen, den Tatablauf aus seiner Sicht. Wie der SÜDKURIER damals schrieb, hatten die jungen Leute Alkohol getrunken, aus der Gruppe heraus sei der 40-Jährige am René-Moustelon-Platz in Radolfzell provokativ angesprochen worden.

So berichtete der SÜDKURIER 2013 über die Gerichtsverhandlung.
So berichtete der SÜDKURIER 2013 über die Gerichtsverhandlung. | Bild: Marinovic, Laura

Wie der 19-Jährige erklärte, soll der 40-Jährige daraufhin auf die Gruppe zugegangen sein und einen Jugendlichen geschubst haben. Es sei zur Prügelei gekommen, laut dem 19-Jährigen sei der Mann außerdem mit einer abgebrochenen Flasche auf einen 18-Jährigen losgegangen. Ganz so eindeutig stellte sich das vor Gericht jedoch nicht dar: Ein anderer Zeuge bestätigte das, der 18-Jährige selbst sprach laut SÜDKURIER-Bericht jedoch von einer intakten Flasche. Weitere Zeugen sprachen von „Schubsen, Prügelei und einer drohend erhobenen Flasche in der Hand des ‚älteren Mannes‘“, wie es in einem Artikel heißt.

Akute Lebensgefahr nach Rollerwurf

Zur Katastrophe kam es laut damaligem Bericht erst, nachdem die Auseinandersetzung eigentlich schon beendet war. Aus ein paar Metern Entfernung warf der 19-Jährige den Cityroller auf den 40-Jährigen – weil er eine weitere Attacke auf sich und seine Gruppe vermeiden wollte, wie er angab. Vor Gericht berichtete der 19-Jährige, er habe „nicht damit gerechnet, dass so etwas Schlimmes passiert“.

Doch die Folgen waren schwerwiegend: Laut dem Notarzt habe „akute Lebensgefahr“ bestanden, der Mann wurde mit Schädel-Hirn-Trauma an einen Chirurgen übergeben, der ihn operierte. Zwar überlebte der damals 40-Jährige, jedoch lag er mit schweren Lähmungen im Koma. Seine Ärzte gingen nicht davon aus, dass er jemals wieder aufwachen werde.

Das könnte Sie auch interessieren

Verurteilung nach Jugendstrafrecht

Für seine Tat entschuldigte sich der junge Mann vor Gericht, vor einer Verurteilung bewahrte ihn das jedoch nicht. Seine Strafe lag nach Jugendstrafrecht bei sechs Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Damit blieb das Gericht nur etwas unter den von der Staatsanwaltschaft geforderten sieben Jahren. Miteingerechnet in seine Strafe waren 22 Monate aus der Bewährungsstrafe wegen des bewaffneten Überfalls.