Lärm, Müll, Erbrochenes sowie Pöbeleien und Schlägereien – darüber klagten Anwohner des Gerberplatzes vor ziemlich genau einem Jahr. Insbesondere Tina Laakmann, die das dortige Biorestaurant Safran führt, erhob in einem offenem Brief diese Vorwürfe. Besonders an den Wochenenden und in den Abendstunden wurden die Zustände als schlimm beschrieben. Die Stadt setzte damals auf eine höhere Frequenz der Stadtreinigung sowie mehr Bestreifung durch die Polizei und bat Anwohner, in akuten Fällen diese sofort zu rufen. Zudem kündigte sie ein Gespräch von Oberbürgermeister Simon Gröger mit Betroffenen an. Wie hat sich die Situation auf dem etwas versteckt gelegenen Platz seither entwickelt?
Anwohner beklagen noch immer Probleme
Das sehen die Beteiligten offenbar etwas verschieden. So berichteten Anwohner im Frühjahr dieses Jahres dem SÜDKURIER schriftlich erneut von einer „anhaltenden und äußerst belastenden Situation am Gerberplatz, die viele Anwohner zunehmend in ihrer Lebensqualität einschränkt“. Seit Monaten sei es weiterhin zu massiven Ruhestörungen durch Gruppen von zehn bis 20 Jugendliche gekommen. Besonders in den Abendstunden würden diese sich lautstark versammeln, Müll hinterlassen und die Nachtruhe stören.
Zudem gebe es regelmäßige Klingelstreiche an Haustüren, in den Januarwochen Böllerwürfe auf Balkone, Alkohol- und Drogenkonsum in den Durchgängen zur angrenzenden Tiefgarage sowie zum Teil auch ein aggressives Auftreten gegenüber Anwohnern und Passanten. „Obwohl die Polizei mehrfach vor Ort war, bleibt die Situation unverändert. Viele Anwohner fühlen sich allein gelassen“, schrieben diese in einer Mail. Es bestehe dringender Handlungsbedarf.
Auch im September bekräftigt ein Anwohner auf SÜDKURIER-Nachfrage, die Situation habe sich zumindest abends kaum verbessern, die Schilderungen vom Frühjahr träfen noch immer zu.
Restaurantbetreiberin setzt auf Kameras – und sieht Besserungen
Positiver sieht Tina Laakmann vom Restaurant Safran inzwischen die Lage. „Die Situation ist besser geworden, aber noch ist nicht alles gut“, sagt sie. So habe es in der Folge ihres offenes Briefes seit Spätsommer 2024 tatsächlich mehrere Gespräche mit OB Gröger, dem Ordnungsamt, den Technischen Betrieben und der Polizei gegeben – zuletzt Anfang des Sommers. „Ich hatte das Gefühl, ich und die Probleme werden ernst genommen“, berichtet sie. Ob ihre Nachbarn als Privatpersonen auch so ernst genommen werden, wisse sie aber nicht.

Seither habe sich die Lage zumindest tagsüber stetig verbessert. Die Polizei kontrolliere den Platz öfter, komme bei akuten Anrufen auch sofort und nehme Beschwerden ernst. Das Ordnungsamt habe Gespräche mit der Teggingerschule geführt, seither bereiten deren Schüler in den Pausen weniger Probleme auf dem Platz, so Laakmann.
Sie selbst habe zudem Kameras installiert und ihre Terrasse mit Absperrband mit der Aufschrift „privat“ versehen. „Das hält die Jugendlichen ab“, sagt die Gastronomin. Ihre Terrasse sei seither nicht mehr verwüstet worden. Abends hat das Safran geschlossen und Laakmann ist dann nicht mehr vor Ort. Sie kette jedoch Tische und Stühle an, andere Anwohner würden Bänke vor den Häusern nass machen zur Abschreckung. Sie wisse von Beschwerden von Nachbarn.
Auch die TBR würde inzwischen besser und häufiger reinigen, allerdings sei Dreck noch immer das größte Problem auf dem Platz, findet Laakmann. Sie sagt zusammenfassend: „In den letzten Wochen war die Situation tagsüber ruhig. Ich hoffe, dass das nach den Schulferien so bleibt.“
Was sagt die Stadtverwaltung?
Die Stadt erklärt auf SÜDKURIER-Nachfrage, wann genau Gespräche mit welchen Anliegern stattgefunden und welche Ergebnisse diese gebracht haben, man habe insbesondere mit Tina Laakmann „in engem Austausch“ gestanden. Ein Brief eines Anwohners habe die Stadt laut Pressesprecherin Annabell Hauck jedoch erst diese Woche erreicht, dieser berichte darin von Lärm, Zerstörung, Belästigung und diversen Hinterlassenschaften. Ähnliche Beschwerden seien zudem in der Fragestunde einer Gemeinderatssitzung geschildert worden.
„Wir sammeln derzeit Hinweise aus der Bürgerschaft und stehen nach wie vor im Austausch mit der Polizei, der wir die Problemlage schilderten“, so Hauck weiter.
Nach konkreten Maßnahmen gefragt, berichtet Hauck, die Technischen Betriebe würden den Gerberplatz weiterhin anfahren und säubern. Mit der Polizei fänden regelmäßige Besprechungsrunden statt. Die Problemlage sei der Polizei bekannt, es gebe zusätzliche Streifen.
Als Reaktion auf die anhaltenden Beschwerden will die Stadt laut Hauck nun den Kontakt zu den betroffenen Bürgern aufnehmen und die Situation weiterhin im Blick behalten.