Die Tage werden kürzer und die Temperaturen fallen, der Sommer geht zu Ende. Bei den Hoteliers im Hegau wird es langsam Zeit für einen Kassensturz: Sind genug Touristen für eine erfolgreiche Sommersaison gekommen? Die Bilanz fällt unterschiedlich aus.

Sonia Joudi ist Geschäftsführerin beim Art & Style Hostel in Singen. Sie berichtet von einer durchwachsenen Sommersaison. Die Gästezahlen bis Mai seien noch stabil gewesen. Im Juni waren sie im Verhältnis zum Vorjahr sogar besser. Doch im Juli und August gingen die Zahlen aber nach unten.

Joudi macht das Wetter mitverantwortlich. Spontane Buchungen für den schnellen Hegau-Urlaub seien dann ausgeblieben. „Auf die haben wir vergeblich gewartet“, resumiert die Geschäftsführerin. Gerade im Hochsommer würde das Hostel eigentlich sehr stark von solchen Buchungen profitieren. Eine stabile Auslastung habe es nur bei Veranstaltungen wie dem Hohentwielfestival gegeben. Gruppenbuchungen von Schulklassen und Sportgruppen konnten nicht abhelfen. Sie finden laut Joudi eher außerhalb der Hochsommermonate Juli und August statt.

Rückgang der Geschäftsreisenden

Auch die Zahl der Geschäftsreisenden hat im Singener Art&Style Hostel laut der Geschäftsführerin Joudi abgenommen. Sie macht dafür die mitunter schwierige wirtschaftliche Lage verantwortlich. „Die Firmen sind einfach zurückhaltender“, berichtet sie. Der Rückgang sei bei den geschäftlichen Buchungen stärker als bei den Freizeitreisenden gewesen, doch Touristen konnten den Rückgang nicht ausgleichen: „Wir wären eigentlich froh gewesen, wenn wir dieses Loch mit mehr Freizeitreisen hätten füllen können“, berichtet Joudi. Die Zahl der geschäftlichen Buchungen habe im Herbst vergangenen Jahres zu schwanken begonnen und sei dann stetig geschrumpft.

Das Art & Style Hostel in Singen. In dem Gebäude befand sich früher die Singener Jugendherberge .
Das Art & Style Hostel in Singen. In dem Gebäude befand sich früher die Singener Jugendherberge . | Bild: Kilian Nagel

Siegfried Schaffer ist Vorsitzender der Konstanzer Kreisstelle beim Deutschen Hotel und Gaststättenverband (Dehoga). Er spricht auch für die Betriebe im Hegau. Auch er beobachtet einen Rückgang der geschäftlichen Reisebuchungen. Er sieht darin eine Weiterentwicklung aus den Coronajahren 2019 bis 2021. Persönliche Treffen bei Geschäftsreisen haben nun eine Alternative: „Man hat eines ganz massiv gelernt, und das ist das Gespräch über das Laptop und den Monitor“, so Schaffer.

Hegautourismus besonders wetterabhängig

Mit Blick auf das touristische Segment beschreibt Schaffer den Hegau als wetterabhängige Reiseregion. Die Vulkane würden nur bei entsprechendem Wetter zu Ausflügen in die Natur einladen. „Wenn es nass ist, können Sie nicht wandern und nicht Fahrradfahren“, erklärt er. Wie lange die Sommersaison in der Hotelbranche andauert, hängt laut Siegfried Schaffer auch vom Wetter ab. Sie beginne ungefähr im Mai und könne durchaus bis Ende Oktober andauern. Er berichtet auch, dass die Hotels durch Zusatzleistungen versuchen, die Aufenthaltsdauer der Gäste zu steigern.

Zu diesen zählen beispielsweise kostenlose Parkplätze oder mitnehmbare Lunchpakete. „Es sind keine riesigen Sachen, aber es sind kleine lukrative Benefits für die Gäste“, erklärt er. Auch die Hotels im Hegau bieten laut Schaffer entsprechende Zusatzangebote an. Er berichtet, dass man mit diesem Vorhaben in den vergangenen Jahren bereits Erfolg gehabt habe. Für den gesamten Landkreis gäbe es außerdem ein zusammenhängendes Konzept, bei dem sich Hoteliers gegenseitig Gäste zuspielen, wenn Ihre eigenen Kapazitäten bereits ausgelastet sind. „Das ist ein Zusammenhalten in der Hotellerie, was sehr positiv ist“, resümiert Schaffer.

Sommer sind das „Polster für den Winter“

Sonia Joudi berichtet, dass eine gute Auslastung im Sommer wichtig für die Rücklagen im Winter ist. „Sommer sind ja für uns immer das Polster für den Winter“, erklärt sie. Wenn es nicht gelinge, im Sommer genug einzunehmen, müsse man gegensteuern. „Dann müssen wir gucken, wie wir in der Nebensaison wieder neue Wege finden, das zu überbrücken“, so Joudi. Nach diesem durchwachsenen Sommer würde man sich jetzt wieder breiter aufstellen. Zum Beispiel werde man wieder mehr Buchungen von Schulklassen zulassen, anstatt diese Plätze für lukrativere Geschäfts- und Freizeitbuchungen offen zu lassen.

Ein Zimmer im Singener Art & Style Hostel. Wegen des durchwachsenen Wetters blieben sie in diesem Sommer oft leer, wie die ...
Ein Zimmer im Singener Art & Style Hostel. Wegen des durchwachsenen Wetters blieben sie in diesem Sommer oft leer, wie die Geschäftsführerin berichtet. | Bild: Kilian Nagel

Die Zahlen aus der Region

Siegfried Schaffer von der Konstanzer Kreisstelle des Deutschen Hotel und Gaststättenverband (Dehoga) sieht eine gute Auslastung für die Sommersaison 2025. Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg hat eine Erhebung zu den Hotelzahlen aus der Region durchgeführt. Für Juli und August lagen die Daten zunächst noch nicht vor. Schaffer berichtet aber, dass sich Verbandsmitglieder positiv über den August geäußert hätten. Er verweist auf die Zusatzleistungen, um Gäste zu einem längeren Aufenthalt zu motivieren. Eine positive Entwicklung bei der Übernachtungszahl gab es in Singen, wo sie im Mai 2024 bei 20.395, und im Mai 2025 bei 21.639 Übernachtungen lag. Der Vergleich der jeweiligen Juni Monate zeigte ebenfalls eine Steigerung an.

Positive Entwicklungen für beide Monate gab es auch in Engen, wo beispielsweise die Zahlen für den Mai von 1559 auf 1885 Übernachtungen stiegen. In Rielasingen-Worblingen stiegen die Zahlen im Mai im Vergleich zum Vorjahr zwar an, sie fielen jedoch im Juni ab. In Rielasingen-Worblingen steigerte sich die Übernachtungszahl für den Mai noch, im Juni fiel sie aber wieder ab. In Gottmadingen schnitten sogar beide Monate im Jahr 2025 schlechter ab als im Vorjahr.

In einigen Hegaugemeinden ist für Mai und Juni außerdem eine Abnahme der Aufenthaltsdauer erkennbar. Der Durchschnittswert der beiden Monate ging von 2024 auf 2025 in einigen Gemeinden leicht nach unten. So etwa in Engen, Rielasingen-Worblingen und Singen. In Gottmadingen blieb die Durchschnittsdauer gleich. In den genannten Gemeinden lagen die Werte zwischen durchschnittlich 1,7 und 1,95 Tagen.

Anmerkung der Redaktion: Der SÜDKURIER hat im Rahmen der Recherche noch weitere Hotelbetriebe im Hegau angefragt, jedoch gab es bis zum Redaktionsschluss keine Rückmeldung.