In Möggingen geht der Fuchs um und hat bereits Enten, Hühner und Hasen gerissen. Nun planen Ortsverwaltung und Stadtjäger Kurt Kirchmann Gegenmaßnahmen. Neben Prävention und einer Vertreibung des Tieres steht auch dessen Tötung im Raum.

Ortsvorsteher Marc Rehm berichtet, die ersten Meldungen zu Fuchssichtungen seien vor etwa vier Wochen eingegangen. „Damals war es aber noch kein Problem. Ein Fuchs, der ab und zu mal in ein Dorf geht, ist nichts Außergewöhnliches“, so Rehm. Doch in den vergangenen beiden Woche habe das Ausmaß massiv zugenommen. „Der Fuchs treibt sich im ganzen Ort rum. Es ist nicht nur eine bestimmte Ecke betroffen, sondern er macht einen täglich Streifzug“, berichtet Rehm.

Fuchssichtungen in Möggingen, wie hier auf dem Dach eines Schuppens, nehmen zuletzt zu. Es ist sogar unklar, ob es sich nur um einen ...
Fuchssichtungen in Möggingen, wie hier auf dem Dach eines Schuppens, nehmen zuletzt zu. Es ist sogar unklar, ob es sich nur um einen oder mehrere Füchse handelt. | Bild: Marco Rehm

Es sei sogar möglich, dass mehr als nur ein Fuchs unterwegs ist oder dass dieser inzwischen einen festen Unterschlupf im Dorf hat und dieses gar nicht mehr verlässt. Auf der Suche nach Fressen klappere er Mülltonnen ab und reiße Beutel auf, selbst vor Menschen zeige er wenig Scheu. Außerdem habe der Fuchs im Ort bereits mehrere Kleintiere geschnappt.

Wie gefährlich ist der Fuchs?

Gefährlich schätzt Rehm die Lage dennoch nicht ein. „Das Tier zeigt keinerlei Aggressionen gegenüber Menschen oder größeren Haustieren und keine Anzeichen von Tollwut oder anderen Krankheiten. Er sieht jung und gesund aus, hat ein tolles Fell“, beschreibt Rehm, der den Fuchs selbst bereits aus wenigen Metern Abstand gesehen hat.

Seinen Bürgerinnen und Bürgern rät er jedoch, das Tier bei Sichtkontakt mit lauten Geräuschen, am besten metallischen, zu vertreiben. Auf keinen Fall dürfe man das Tier füttern. Auch Essensreste, Tierfutter und Futterschalen für Katzen oder Ähnliches sollte man ins Haus nehmen, um ihn nicht anzulocken. „Wir wollen dem Fuchs die Futtermöglichkeiten im Dorf entziehen, um ihn so aus dem Ort zu locken“, erklärt der Ortsvorsteher. Zudem will er einen Handzettel mit Informationen verteilen.

„Wir wollen dem Fuchs die Futtermöglichkeiten im Dorf entziehen, um ihn so aus dem Ort zu locken“, sagt Ortsvorsteher Marc Rehm.
„Wir wollen dem Fuchs die Futtermöglichkeiten im Dorf entziehen, um ihn so aus dem Ort zu locken“, sagt Ortsvorsteher Marc Rehm. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Denn andere Maßnahmen gegen den Fuchs sind nicht so leicht umzusetzen. So sei ein Abschuss innerhalb der Ortsgrenzen nicht möglich – wegen Kugelfanggefahr. Das bedeutet, dass die Gefahr zu groß ist, dass durch die abprallende Kugel jemand verletzt oder etwas beschädigt werden könnte. Jagdpächter Konrad von Bodman sind hier ohnehin die Hände gebunden. Aktiv werden kann stattdessen der Jäger Kurt Kirchmann, der eine Zusatzausbildung als Stadtjäger hat, und somit innerhalb von Ortschaften Tiere bejagen darf – allerdings mit begrenzten Mitteln.

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Stadtjäger berichtet von Probleme im Landkreis

So berichtet Kirchmann, dass auch er in einem Ort nicht einfach auf ein Tier schießen darf. Das Mittel der Wahl seien daher zunächst Aufklärung und Prävention, wie von Marc Rehm gewünscht. Im Möggingen müsse man jedoch einen Schritt weitergehen und auf Lebendfallen setzen, so Kirchmann. Denn der Wildtierbeauftragte des Landkreises, Steven Self, habe ihm enorm viele Beschwerden von Anwohnern weitergegeben und von Tierrissen berichtet. „Wir werden nun aktiv, ich werde in den kommenden Tagen eine Lebendfalle im Ortsgebiet aufstellen“, kündigt Kirchmann an. Der genaue Ort stehe noch nicht fest.

„Wer einmal in einer Falle ist, kommt in der aktuellen Situation nicht mehr lebend in die Natur zurück“, sagt Kreisjägermeister Kurt ...
„Wer einmal in einer Falle ist, kommt in der aktuellen Situation nicht mehr lebend in die Natur zurück“, sagt Kreisjägermeister Kurt Kirchmann. | Bild: Dominique Hahn

Sollte der Fuchs in die Falle gehen, erwartet ihn wohl der Tod. „Wer einmal in einer Falle ist, kommt in der aktuellen Situation nicht mehr lebend in die Natur zurück“, erklärt Kirchmann. Denn die Probleme mit Füchsen, aber auch anderen Wildtieren wie Dachs und Waschbär würden im gesamten Landkreis immer größer.

In Randgebieten von Konstanz könnten Anwohner beispielsweise nicht einmal mehr ihre Terrassentüre auf lassen, da Füchse reinkommen. „Die Probleme sind so groß, dass wir nicht wissen, wo wir zuerst aktiv werden sollen“, sagt Kirchmann. Es seien daher momentan alle Fallen im Einsatz, weshalb er für Möggingen erst einmal eine habe organisieren müssen. Schuld an der Situation sei der Mensch selbst. „Wir nehmen den Tieren bundesweit 70 Hektar Lebensraum am Tag. Deshalb drängen sie in Wohngebiete“, erklärt der Jäger.

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Anwohnerin will selbst Falle aufstellen

Doch womöglich greift nicht nur Jäger Kirchmann zu Gegenmaßnahmen. Eine Anwohnerin in der stark betroffenen Mühlbachstraße, die zu einem Gespräch mit dem SÜDKURIER nicht bereit ist und auch namentlich nicht genannt werden möchte, schreitet laut Kirchmann nun sogar selbst zur Tat. Denn auch normale Bürger dürfen Lebendfallen kaufen und auf ihrem eigenen Grundstück aufstellen, erklärt der Jäger.

Allerdings müssen die Fallen zertifiziert und registriert sein und man muss zuvor einen Fallenjagdlehrgang absolvieren. „Die Dame hat angekündigt, dass sie das im November tun wird, falls sie einen Platz bekommt, und dann eine eigene Falle aufstellen möchte“, berichtet Kirchmann. Ist das Tier in der Falle gefangen, müsste sie jedoch, wie jede andere Privatperson, dann erneut Kirchmann zur Hilfe rufen. Denn selbst töten dürfen Bürger ein gefangenes Tier nicht.

„Ich hoffe aber, dass der Fuchs zuvor schon in meine Falle geht und dann wieder Ruhe im Ort ist“, so der Jäger.