Wo diese Tage eigentlich Pferde und ihre Reiter über Hindernisse springen sollten, herrscht gähnende Leere: Verlassen und leer präsentiert sich das Reitstadion in Donaueschingen. Das traditionsreiche Internationale S.D. Fürst Joachim zu Fürstenberg-Gedächtnisturnier (CHI) in Donaueschingen fällt 2025 aus – und die kurzfristige Absage hat tiefe Spuren hinterlassen.

Erst am 27. August, also gut drei Wochen vor Beginn, erfuhren Stadt, Beteiligte und Dienstleister von der Entscheidung des Veranstalters Schafhof Connects, die für Reitsport-Fans und die gesamte Region überraschend kam. Während Geschäftsführer Andreas Haller von der Reitturnier Donaueschingen GmbH die Auswirkungen beschreibt, erklärt Veranstalter Matthias Rath die Hintergründe und blickt bereits auf 2026.

Überraschung für die Reitturnier GmbH

Für die Reitturnier Donaueschingen GmbH, die als Vertragspartner der Stadt fungiert und eng mit den Organisatoren zusammenarbeitet, kam die Absage völlig unerwartet. Geschäftsführer Andreas Haller betont: „Grundlegende wirtschaftliche Schwierigkeiten, die Einfluss auf die Durchführung hätten, wurden uns zu keinem Zeitpunkt vom Veranstalter kommuniziert.“

Noch bis vor wenigen Wochen habe man keinen Anhaltspunkt für Probleme gesehen. Im Gegenteil: Die Zusammenarbeit 2024 sei vertrauensvoll verlaufen, das CHI 2024 sei rundum gelungen gewesen, so Haller.

Andreas Haller, Geschäftsführer der Reitturnier Donaueschingen GmbH
Andreas Haller, Geschäftsführer der Reitturnier Donaueschingen GmbH | Bild: Stadt Donaueschingen

Das plötzliche Wegbrechen der Veranstaltung hat für die Reitturnier Donaueschingen GmbH wie auch für die Stadt erhebliche Konsequenzen. Denn das CHI gilt als Aushängeschild und Imageträger weit über die Region hinaus.

„Das Wegfallen einer solchen Leuchtturmveranstaltung kann nicht ohne weiteres kompensiert werden“, so Haller. Besonders betroffen seien auch lokale Unternehmen in Hotellerie und Gastronomie sowie Sponsoren, Dienstleister und die zahlreichen freiwilligen Helfer, die fest mit dem Event gerechnet hatten.

Veranstalter begründet abrupten Schritt

Matthias Rath, geschäftsführender Gesellschafter der beauftragten Agentur Schafhof Connects, begründet die Absage mit einer Kombination wirtschaftlicher und sportlicher Faktoren. „Am Ende war es das Gesamtbild, das keine sichere Durchführung mehr zuließ“, so Rath.

Ein Defizit im sechsstelligen Bereich sei bei einer Austragung unausweichlich gewesen. Daher habe man sich, nach intensiven Analysen und Gesprächen mit Stadt und Fürstenhaus, für die kurzfristige Absage entschieden.

Matthias Rath, Geschäftsführer von Schafhof Connect.
Matthias Rath, Geschäftsführer von Schafhof Connect. | Bild: Roger Müller

Die Ankündigung wenige Wochen zuvor, die Qualität der Reiternennungen sei ausschlaggebend, relativiert Rath im Nachhinein: Es habe nicht nur die sportliche Beteiligung, sondern das Zusammenspiel mit den finanziellen Rahmenbedingungen im Vordergrund gestanden.

Zwar sei der Schritt kurzfristig gefallen, doch nach den internen Berechnungen habe es keine Alternative mehr gegeben. „Uns war wichtig, verantwortungsvoll zu handeln und eine nachhaltige Lösung zu finden – auch wenn dies leider sehr kurzfristig erfolgte.“

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Blick auf 2026

Die Reitturnier Donaueschingen GmbH hat nach Hallers Worten bereits klare Erwartungen für die Zukunft formuliert. Man wolle von Schafhof Connects innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums konkrete Pläne und Konzepte sehen, wie das CHI Donaueschingen 2026 gesichert auf dem gewohnten Niveau stattfinden könne.

„Der Veranstalter hat einen gültigen Vertrag über fünf Jahre und sich eindeutig dazu bekannt, die Veranstaltung im kommenden Jahr durchzuführen“, sagt Haller. Über Konsequenzen sowie weitere Schritte werde man nun in den zuständigen Gremien beraten.

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Rath selbst blickt optimistisch nach vorne: „Das CHI ist nicht aufgehoben, sondern auf Herbst 2026 verschoben.“ Die Ausrichtung sei festes Ziel, jedoch brauche es eine stabilere finanzielle Basis. Neben Stadt und Fürstenhaus setzt er vor allem auf zusätzliche Unterstützung durch regionale Partner. Damit das Turnier wieder im internationalen Kalender sichtbar wird, seien langfristige Engagements entscheidend.

Rückerstattungen und Schadensbegrenzung

Im Zuge der Absage standen viele Beteiligte vor der Frage, wie mit bereits gezahlten Ticketpreisen, Sponsorengeldern und Gebühren für Caterer und Gastronomen umgegangen wird. Rath versichert: „Alle bereits geleisteten Sponsorengelder und Standgebühren werden in vollem Umfang zurückerstattet.“

Kurios: Bis 17. September war überraschenderweise noch der Ticketshop offen. Interessierte konnten also noch drei Wochen nach der Absage Tickets erwerben. Das sei nun behoben und der Ticketshop geschlossen worden. Auch die Rückabwicklung der Ticketkäufe sei bereits in Vorbereitung, so Rath.

Viele Partner hätten trotz der Enttäuschung mit großem Verständnis reagiert. „Wir stehen im engen Austausch mit allen Sponsoren und Dienstleistern und sorgen für eine transparente und zeitnahe Abwicklung“, so Rath.

Enttäuschung vor Ort

Bei Stadt, GmbH und Unterstützern überwiegt jedoch die Ernüchterung. Die Absage bedeutet nicht nur einen Imageschaden, sondern auch konkrete wirtschaftliche Einbußen für die Region. Hotels, Gaststätten und Zulieferer hatten auf die Besucherströme gesetzt, die jetzt ausbleiben. Für viele ehrenamtliche Helfer, die sich auf ihren Einsatz gefreut hatten, platzt die Veranstaltung ebenfalls kurzfristig.

Obwohl die Rückkehr des CHI im Jahr 2026 zugesichert ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen, ob Schafhof Connects die Weichen so stellen kann, dass das Aushängeschild des internationalen Reitsports in Donaueschingen tatsächlich mit der gewohnten Strahlkraft zurückkehrt. Auch in der nächsten Gemeinderatssitzung am Dienstag, 23. September steht die Zukunft des Reitturniers auf der Agenda.