Welche Art der Energie- und Wärmeversorgung soll im Klosteröschle, dem neuen Baugebiet im Süden des Ortsteils Bergheim, künftig zum Tragen kommen? Auf dem 3,5-Hektar-Areal sind Häuser mit bis zu 3,5 Stockwerken und Wohnraum für rund 400 Menschen sowie einigen Gewerbeflächen geplant.

Ingenieur stellt vier Varianten vor

In der Gemeinderatssitzung stellte Ingenieur Boris Mahler vom Stuttgarter Energie-Planungsbüro „EGS-plan“ eine Detailanalyse vor. Er legte den Räten dar, welche Verfahren zur Strom- sowie zur Wärmeerzeugung im Klosteröschle denkbar sind. Wie nachhaltig sie arbeiten würden. Und wie es um ihre Wirtschaftlichkeit bestellt ist.

Mahler stellte vier Varianten vor: Variante 1: Gaskessel plus Solarthermie; Variante 2: Luft-/Wasser-Wärmepumpe; Variante 3: Heizzentrale und Variante 4: Luft-/Wasser-Wärmepumpe plus Pelletkessel. Bürgermeister Georg Riedmann räumte ein, dass dies eine komplexe Thematik sei. Daher werde der Gemeinderat erst in der nächsten Sitzung im Oktober eine Entscheidung treffen.

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Variante 1 scheidet gleich aus

Eine der von Mahler vorgestellten Varianten – die dezentrale Installation einer Kombination von Solarthermie und Gaskesseln – schied sofort aus, da sie den gegenwärtig greifenden gesetzlichen Auflage zuwiderläuft. Anders sieht es mit der anderen dezentralen Variante aus, bei der jedes Gebäude mit einer Luft-/Wasser-Wärmepumpe ausgestattet wird. Mit einem System also, das die Wärme mittels Wassers in die Räume bringt. Wobei das Aufstellen von Luft-/Wasser-Wärmepumpen auf dem Klosteröschle dadurch erschwert wird, da die Grundstücke dort zu klein sind, als dass der nötige Abstand zu den Häusern eingehalten werden könnte. So wäre eine Installation auf dem Dach erforderlich.

Bei der dritten Variante kommen Erdsonden sowie Wärmepumpen zu Einsatz, die Strom per Photovoltaik und Wärme durch Solarthermie erzeugen, dabei aber auf Außenanlagen verzichten können. Demgegenüber funktioniert die Strom- und Wärmeerzeugung der vierten Variante zentral. Im Südosten des Areals würde eine Heizzentrale errichtet, die per Warmwassernetz die geplanten fünf Gebäudekomplexe des Gebietes mit Wärme versorgt. Bei allen vier Varianten wird davon ausgegangen, dass der Strom durch Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen erzeugt wird.

Hier beim neuen Verkehrskreisel am südöstlichen Zipfel des Baugebietes Klosteröschle könnte eine zentrale Wärmeversorgung, eine ...
Hier beim neuen Verkehrskreisel am südöstlichen Zipfel des Baugebietes Klosteröschle könnte eine zentrale Wärmeversorgung, eine Pelletanlage installiert werden, wo sie am wenigsten stört. | Bild: Jörg Büsche

Zentralversorgung ist am teuersten

Im Vergleich der drei übrig gebliebenen Varianten ist die semizentral funktionierende Lösung mit den höchsten Gesamtkosten verbunden. Während die dezentrale und die zentrale Variante ähnlich teuer ausfallen. Und eigentlich unterhielt sich das Gremium vor allem über die Varianten zwei und vier, nicht über die Variante drei, die mit rund 7,3 Millionen Euro die höchsten Kosten verursacht. Wobei die vierte, die zentrale Variante, so merkte Bürgermeister Georg Riedmann an, mit einer „sehr aufwändigen Bau- und Betriebsausschreibung“ verbunden wäre.

Bürgermeister Georg Riedmann merkte an, dass die vierte Variante mit einer „sehr aufwändigen Bau- und Betriebsausschreibung“ verbunden wäre.
Bürgermeister Georg Riedmann merkte an, dass die vierte Variante mit einer „sehr aufwändigen Bau- und Betriebsausschreibung“ verbunden wäre. | Bild: CDU
Variante vier ist aus Sicht von FDP-Stadtrat Rolf Haas „noch das geringste Übel“.
Variante vier ist aus Sicht von FDP-Stadtrat Rolf Haas „noch das geringste Übel“. | Bild: Thomas Zink

Variante vier sei aus Sicht von FDP-Stadtrat Rolf Haas „noch das geringste Übel“. Er gab aber zu bedenken, dass die Apparaturen einer zentralen Lösung unter Umständen zu mutwilliger Beschädigung verlocken könnten. So wie er es immer wieder in der Tiefgarage Biberacher Hof beobachte.

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Fördermittel als Unsicherheitsfaktor

Bedenken ganz anderer Art äußerte CDU-Stadtrat Simon Pfluger. Zumal das von Boris Mahler dargelegte Wirtschaftlichkeits-Szenario, sich im Laufe von nur zehn Jahren bereits erheblich verändert haben könnte. „Förderungen erweisen sich als ziemlich volatil“, befürchtet er späteres Ausbleiben fest einberechneter Gelder. Kerstin Mock, Fraktionssprecherin der CDU, fand die Variante zwei mit ihrer Luft-/Wasser-Wärmepumpe „recht charmant“.

Bedenken ganz anderer Art äußerte CDU-Stadtrat Simon Pfluger: „Förderungen erweisen sich als ziemlich volatil.“
Bedenken ganz anderer Art äußerte CDU-Stadtrat Simon Pfluger: „Förderungen erweisen sich als ziemlich volatil.“ | Bild: CDU

Büro berät der Vertragsanbahnung mit Investoren

Sabine Gebhardt (Grüne) erkundigte sich bei Boris Mahler, ob sein Büro Erfahrungen mit zentralen Versorgungsverfahren gemacht habe. Insbesondere kleinere Städte, so Mahler, griffen gerne darauf zurück. Und sein Büro berate bei der Vertragsanbahnung mit ausführungswilligen Investoren – wie zum Beispiel dem Stadtwerk am See. Kein Gefallen findet die zentrale Lösung bei Erich Wild. Der CDU-Stadtrat warnt: „Da braucht es einen Betreiber“, was die Kosten kaum noch kalkulierbar mache.