Die Nachricht war für viele ein Schock: Am 14. September öffnete das Urweltmuseum in der Torkel in Bodman zum letzten Mal seine Türen. Für den Förderverein Museum Bodman-Ludwigshafen ist es aber auch eine Chance. Denn er kommt so seinem Wunsch, ein Heimatmuseum zu eröffnen, einen gewaltigen Schritt näher.
Dabei bestehen die Pläne für das Museum bereits seit 15 Jahren, wie der Vereinsvorsitzende Tobias Jaklin jüngst im Gemeinderat ausführte. Ursprünglich sollte das Museum im Seeum in Bodman untergebracht werden, doch das wurde aus finanziellen Gründen schließlich nicht weiterverfolgt. Das Projekt kam zum Stillstand – bis jetzt.
Neuer Spielraum durch Aus des Urweltmuseums
Denn nun gibt es mit dem Freiwerden der Torkel neuen Spielraum. Jaklin stellte im Gemeinderat zwei Konzepte vor, wie dort ein Museumsbetrieb aussehen könnte. Der erste sieht vor, dass das Konzept des Heimatmuseums weitgehend übernommen wird, lediglich der Inhalt werde ausgetauscht.
Den Betrieb würden Teilzeitkräfte übernehmen und das Museum an die Tourist-Information angegliedert. Geöffnet wäre dann nur von Donnerstag bis Sonntag, zwischen Mai und Oktober. Ein gastronomisches Angebot sei in dieser Variante nicht vorgesehen. Der Ausbau könne schrittweise erfolgen.
So sähen mögliche Kosten aus
Jaklin geht in dieser Variante von einmaligen Kosten in Höhe von 185.000 Euro aus. Die laufenden Kosten würden sich seinen Rechnungen zufolge auf 88.000 Euro pro Jahr belaufen. Ein großer Batzen, nämlich 45.000 Euro, wären Kosten für die Angestellten.
Jaklin fasst es so zusammen: „Es wären relativ geringe einmalige Kosten, aber ein hoher Aufwand an laufenden Kosten.“ Er rechnete bei diesem Konzept – abzüglich von den erwarteten Einnahmen von rund 32.000 Euro – mit einem Minderbeitrag von fast 56.000 Euro, die ausgeglichen werden müssten. Deshalb machte Jaklin in der Sitzung deutlich, dass es sich nicht um die favorisierte Variante handelt.
Gastronomie soll Museum tragen
In der von Jaklin favorisierten Variante ist eine einfache Gastronomie an das Museum angegliedert. Die Idee: Museum und Gastronomie stärken sich gegenseitig. Die alte Torkelstube werde für ein gastronomisches Angebot und als Begegnungsraum genutzt, sei aber gleichzeitig auch Rezeption.
Der Wirt fungiere dabei auch als Museumsbetreiber. Damit sich das für ihn lohnt, schlägt Jaklin vor, dass dieser nur eine geringe Pacht zahlen muss. „Wir erwarten da einen großen Synergieeffekt“, so Jaklin. Der Betrieb sei in dieser Variante ganzjährig denkbar.

Auch bei den Kosten macht sich das dann bemerkbar. Wie Jaklin ausführte, sei bei diesem Konzept mit einmaligen Kosten von 280.000 Euro zu rechnen – fast 100.000 Euro mehr als beim anderen Konzept. Dafür würden sich seiner Rechnung zufolge die laufenden Kosten aber auf 49.000 Euro pro Jahr verringern. Die Bilanz weise dann nur noch ein Minus von 18.400 Euro aus.
Mit Wirt steht und fällt das Projekt
Jaklin machte aber auch deutlich, dass das Projekt natürlich damit stehe oder falle, dass ein geeigneter Pächter gefunden wird. „Ich bin aber überzeugt, dass die Stelle mit dem Konzept attraktiv ist“, so Jaklin. Zudem sei die Torkel schon als Ausstellungsfläche erprobt. „Das Museum lädt dazu ein, weitergeführt zu werden.“
Er sagte außerdem zu, dass der Förderverein bereit sei, einmalig 30.000 Euro für die Errichtung des Museums beizusteuern, und auch Spendenaktionen ins Leben rufen könne. Denn die Gemeinde verändere sich stetig, Identifikationsorte verschwänden. Daher sei eine Ausstellung, die das Heimatgefühl nach außen trägt, wichtig.
Die Ausstellung umfasst als Kernsammlung die Exponate der Familie Weber, die Artefakte aus dem Schloss Bodman und das Replikat der Busenwand, wie es in der Sitzungsvorlage heißt.
Konzept überzeugt Gemeinderat und Bürgermeister
Sowohl bei Bürgermeister Christoph Stolz als auch bei den Gemeinderäten kam die zweite Variante gut an. Stolz sagte: „Näher waren wir noch nie an einer Umsetzung dran.“ Er halte das Konzept mit Gastronomie für durchaus tragfähig. Gleichzeitig gab er der Variante eins eine Absage. Ihm wäre es lieber, wenn die Gemeinde nicht als Betreiber auftreten würde. „Da muss viel aus dem bürgerschaftlichen Engagement kommen“, befand er.
In die gleiche Kerbe schlug FW-Gemeinderätin Petra Haberstroh. Auch sie favorisiere das Konzept mit Gastronomie, sehe aber das Problem, dass ein Wirt gefunden werden muss, der das Ganze übernimmt. Viele Leute seien heute nicht mehr dazu bereit, in der Gastronomie zu arbeiten. Daher schlug sie vor, dass sich doch das gräfliche Haus in einem Verkaufsraum präsentieren könne. „So kann auch ein Teil der Kosten aufgefangen werden.“
Michael Koch, CDU, fragte sich, ob es nicht denkbar sei, dass der Förderverein als Betreiber auftritt, was Jaklin grundsätzlich bejahte. „Es gibt sicherlich Leute, die bereit sind, sich einzubringen“, so der Fördervereinsvorsitzende.
Auch Fraktionskollege Daniel Trisner zeigte sich überzeugt von dem Konzept. „Das ist für die Gemeinde eine unglaubliche Chance. Wir schaffen so ein Haus von hoher Qualität.“ Das bringe wieder Schwung in das Gebäude. „Lasst uns das gemeinsam versuchen“, so Trisner. Uwe Specht, FW, betonte: „Das Haus hat großes Potenzial.“ Und ÖDP-Rätin Erika Zahn bekräftige, dass es wichtig sei, dass die Torkel für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt.
Einen Zeitplan gibt es noch nicht
Wann das Museumskonzept letztlich umgesetzt werden kann, ist noch nicht klar. Bürgermeister Stolz betonte aber: „Es ist unser Wunsch, den Beschluss möglichst in der nächsten Sitzung zu fassen.“ An diesem Abend ging es darum, dem Gemeinderat erst einmal die Konzepte vorzustellen.