Sophia Sandkühler und Stefanie Ritter haben sich vor einigen Monaten auf ein großes Abenteuer eingelassen. Die beiden Freundinnen – die 27-jährige Sophia Sandkühler kommt aus Markdorf, die 25-jährige Stefanie Ritter aus Liechtenstein – haben sich 2018 bei einem Auslandsaufenthalt in Indien kennengelernt. Nun haben sie eine Hütte in den Bergen gepachtet und zwar nicht, um darin Urlaub zu machen, sondern um als Hüttenwirtinnen Gäste zu bewirten und zu beherbergen. Für die beiden Frauen ging damit ein Traum in Erfüllung.
Intensive Monate mit langen Tagen
Seit 10. Juni 2025 ist die Pfälzerhütte oberhalb von Malbun/Liechtenstein geöffnet und seitdem leben Sandkühler und Ritter auch dort. Sie blicken auf intensive drei Monate zurück, die keine der beiden missen möchte. „Uns geht es gut“, sagen sie unisono im Video-Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Zwar sind die Tage lang, aber das passt schon. Wir haben allerdings nicht erwartet, dass so viel los sein wird“, sagt Sophia Sandkühler.
Zum Team gehören neben ihr und Ritter noch die Markdorferin Kim Bechinger und die Liechtensteinerin Arlene Schierscher sowie weitere Hilfskräfte. Bechinger ist für die Küche zuständig, Schierscher für den Service.

„Mit ganz viel Unterstützung, mit dem Team, Partnern, Freunden und Familie funktioniert alles sehr gut. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Sandkühler. „Es ist besser als erwartet, aber streng“, fügt Ritter hinzu. Unterschätzt hätten sie die Anforderungen nicht, beide Frauen haben einen entsprechenden beruflichen Hintergrund – Sandkühler hat ein abgeschlossenes Studium in Food-Management, Ritter ist ausgebildete Betriebswirtin und beide kennen die Gastronomie. Privat sind sie gern und viel in den Bergen unterwegs, auch Hütten sind für sie daher kein Neuland gewesen. „Uns war schon klar, dass es anstrengend wird“, sagt Stefanie Ritter.

Bis 22 Uhr ist in der Hütte Betrieb
Wer morgens für das Frühstück eingeteilt ist, muss zuerst aufstehen. Frühstück für die Übernachtungsgäste gibt es von 7 Uhr bis 8 Uhr. Nachdem diese aufgebrochen sind, werde es in der Hütte etwas ruhiger, bevor die ersten Tagesgäste kommen, berichtet Sandkühler. Die Zeit wird genutzt, um die Zimmer zu putzen. Ab 11 Uhr beginnt der A-la-Carte-Service, der bis 16 Uhr dauert. Ab 18 Uhr gibt es Abendessen für die Übernachtungsgäste, ab 20 Uhr werde es dann ruhiger und um 22 Uhr ist Bettruhe angesagt.
In der Küche wird hauptsächlich vegetarisch gekocht, genauso wichtig ist es dem Team, mit regionalen Zutaten zu arbeiten. Sie bieten zum Beispiel Käse an, der in einer nahegelegenen Sennerei hergestellt wird. Die Hütte hat den Vorteil, dass sie über einen Schotterweg mit dem Auto zu erreichen ist, so dass das Team beliefert werden kann oder im Tal selbst einkauft.
Ein Wunsch von Stefanie Ritter waren Hühner gewesen und dieser Wunsch konnte erfüllt werden, auch wenn der Fuchs schon zweimal zugeschlagen hat. Derzeit gibt es vier glückliche Hühner, die für frische Eier sorgen.
Mal fehlt der Strom, mal warmes Wasser
Die Hütte ist rund 100 Jahre alt und soll in den kommenden Jahren renoviert werden. Dass auch nicht immer alles optimal laufen wird, war den Frauen im Vorfeld klar. Und so gibt es eigentlich nichts, was sie nicht erlebt haben – vom Stromausfall bis zum nicht vorhandenen warmen Wasser. „Vielleicht gehört das irgendwie dazu. Wir waren da von Anfang an relativ entspannt“, sagt Sophia Sandkühler.
Viel vermisst hätten sie in den vergangenen Wochen nicht. „Wenn wir Lust auf Pizza hatten, dann haben wir uns das ermöglicht oder ein Aperol, um gemeinsam anzustoßen“, sagt Sophia Sandkühler. Klar sei man auf der Hütte in einer „eigenen, kleinen Welt, die wir selber gestalten“, lese weniger Nachrichten und kümmere sich hauptsächlich um das Wohl der Gäste.
Es gibt Wandertipps für die Gäste
„Wir haben ganz viele sehr nette Gäste“, sagt Stefanie Ritter. Die meisten kommen aus Deutschland, Schweiz und Österreich, aber auch aus den Benelux-Staaten. Sandkühler und Ritter stehen gern mit Tipps und Hinweisen für Wanderungen zur Verfügung. Die Pfälzerhütte sei gut zu Fuß zu erreichen, auch für Anfänger und Familien.
Ab der Pfälzerhütte werde es dann vom Niveau anspruchsvoller, erklären die Hüttenwartinnen. Sie haben nicht das Gefühl, dass sich Wanderer leichtfertig in Gefahr begeben – sei es aufgrund von falscher Ausrüstung oder unzureichender Tourenvorbereitung. Es gebe immer mal wieder Fälle, bei denen sich jemand verläuft, sich bei der Entfernung verschätzt, an seine körperlichen Grenzen kommt oder sich verletzt. „Wir hatten auch schon Bergrettungseinsätze. Das gehört dazu. Aber Gott sei Dank ist nie was Schlimmeres passiert“, so Stefanie Ritter.

Auch mal selbst die imposante Bergwelt genießen
Auch wenn der Alltag hektisch ist und es immer viel tun geben, so versuchen beide, sich auch Freizeit zu nehmen und die imposante Bergwelt zu genießen, die sie umgibt. „Jetzt wo die Saison langsam zu Ende geht, versuchen wir natürlich, noch mehr freizunehmen und rauszukommen“, sagt Stefanie Ritter. Noch bis Mitte/Ende Oktober sind sie auf der Hütte, dann wird alles für die Winterschutzhütte vorbereitet, die in den Wintermonaten geöffnet und mit Holzofen, Kochherd und 21 Schlafplätzen ausgestattet ist. Die Schutzhütte steht vor allem Skitourengehern zur Verfügung.
„Im kommenden Sommer sind wir wieder hier“, sind sich Sandkühler und Ritter sicher. Das Buchungssystem soll einfacher und digitaler werden, da sind sie mit dem Alpenverein im Austausch. Außerdem hätten sie dann gerne mehr Personal zur Verfügung, aber ansonsten würden sie keine großen Veränderungen vornehmen.