Als Martin Walser im Juli 2023 verstarb, war neben der großen Trauer sofort der Wunsch da, diesen besonderen Bürger der Stadt zu ehren. Sehr schnell ergriff Bürgermeister Jan Zeitler die Chance und schlug vor, einen Platz im damals noch im Planungsstadium befindlichen Wohngebiet Südlich Härlen nach Martin Walser zu benennen. Der Schriftsteller hat sich zwar als Überlinger bezeichnet, aber stets betont, dass Nußdorf sein Lebensmittelpunkt war.
Der Platz direkt am See war für Martin und Käthe Walser ausschlaggebend, als sie 1967 ihr Haus kauften, das zudem genug Platz für die vier Töchter bot. 56 Jahre lang war hier Martin Walsers Lebens- und Arbeitsort.
Die Nußdorfer wollen ihren Mitbürger ehren
Während dieser Zeit entstand eine besondere Verbundenheit zu Nußdorfer Familien und Anwohnern. Daher ist es dem Ortschaftsrat ein besonderes Anliegen, dem berühmten Bürger einen Platz am See zu widmen. Ende 2023 beschloss das Gremium, den kleinen Park am Seeufer nach Martin Walser zu benennen.

Auch der Vorschlag der Deisendorfer Künstlerin, Daniela Einsdorf, mit einer Stele oder Skulptur den Dichter zu ehren, bekam viel Zustimmung. Seitdem sind die Planungen vorangeschritten, in denen Familie Walser, Daniela Einsdorf und Vertreter des Ortschaftsrats involviert waren. Für Ortsvorsteherin Anja Kretz war es von Anfang wichtig, die Trauerzeit abzuwarten und die Familie einzubeziehen.
Eine „Leseecke am See“ soll an Martin Walser erinnern
Mittlerweile können Günter Hornstein, Vorsitzender des Fördervereins Dorfgemeinschaft Nußdorf, und Anja Kretz ein Ergebnis vorweisen. An der Rückseite des Parks, der vielen vom Seeuferfest bekannt ist, soll eine „Leseecke am See“ entstehen. Der Entwurf von Daniela Einsdorf sieht eine Stele mit einer Bronzebüste vor, neben der ein oder zwei Bänke zum Ausruhen oder Lesen im Schatten der Bäume einladen. In dem Naturstein der Stele sollen die Lebensdaten von Martin Walser und Auszüge eines seiner Gedichte eingraviert werden. Darin thematisiert er die Übereinstimmung von See und Himmel und die besondere Stimmung, die diese Symbiose kreiert. Den Text hat Familie Walser ausgesucht. Die Büste zeigt den Dichter mit Hut, so wie man ihn von Fotos kennt, die ihn in seinem ungefähr 200 Meter Luftlinie entfernten Garten zeigen.

Besondere Begegnungen mit dem Schriftsteller
„Hier entsteht kein Denkmal, sondern eine Inspiration für das Lesen am See“, erläutert Günter Hornstein die Intention. Die Leseecke solle Herzstück des Parks werden. Anja Kretz ergänzt, dass sie den hinteren Bereich des Areals ausgewählt hätten, da hier meist Ruhe herrsche im Gegensatz zu dem oft belebten Teil am Ufer. Beide betonen, das Projekt sei ihnen ein persönliches Anliegen. „Wir können stolz sein, dass wir so einen Bürger in unserer Mitte hatten“, sagt Anja Kretz. Günter Hornstein fügt persönliche Erinnerungen an: „Die Begegnungen mit Martin Walser waren immer besonders.“
Der berühmte Schriftsteller habe sich hier stets als Mitbürger gefühlt. „Hier in Nußdorf hat das Familienleben stattgefunden, ganz bodenständig.“ Das sei auch an seinem 90. Geburtstag noch einmal deutlich geworden, als der Jubilar sehr emotional von Nußdorf gesprochen habe, erinnert sich Hornstein.
Für die Verwirklichung sind Spenden notwendig
Seit Familie Walser ihr Einverständnis zu dem Vorhaben des Fördervereins gegeben hat, wird dort die Umsetzung geplant. Die größte Herausforderung sei es, die benötigte Summe von rund 25.000 Euro zusammenzubekommen, so Günter Hornstein. Er hat bereits Spendenzusagen von Verlagen, bei denen Walser unter Vertrag war, und ortsansässigen Unternehmen sowie einige Kleinspenden erhalten. Aber noch fehlen 10.000 Euro, um den Plan in Auftrag geben zu können. „Wir würden das gerne im Laufe des Sommers in trockene Tücher bekommen“, erläutert Günter Hornstein. Für die Fertigstellung der Skulptur rechnet die Künstlerin mit sechs bis acht Monaten. Wenn alles glattgehe, könne im Sommer nächsten Jahres die Einweihung zusammen mit der offiziellen Namensgebung als Martin-Walser-Park stattfinden.