„Das ist jetzt eben so!“, stellt Anja Kretz fest. Die Nußdorfer Ortsvorsteherin bezieht sich auf den Beschluss des Ausschuss Bildung, Kultur und Soziales (ABKS) vom 9. Oktober, einen im Neubaugebiet Südlich Härlen entstehenden Platz nach Martin Walser zu benennen. Trotzdem steht heute der Punkt „Ehrung Martin Walser“ auf der Tagesordnung der Ortschaftsrats-Sitzung.

In Teilort ist man nicht glücklich mit der Entscheidung der Stadt

In Nußdorf, wo Martin Walser 56 Jahre gelebt und gearbeitet hatte, bis er Ende Juli 96-jährig starb, sind nicht alle glücklich mit der Entscheidung der Gemeinderäte aus der Stadt, die keine drei Monate nach dem Tod des Schriftstellers im kleinen, aber beschlussfähigen Kreis – nur fünf Mandatsträger waren anwesend – Fakten schafften. Die Ortschaftsratssitzung in Nussdorf war mit neun Vertretern besser besetzt.

Die Vorgeschichte

„Wir haben einen wunderschönen Ort am See“

Dietram Hoffmann, ehemaliger Ortsvorsteher von Nußdorf, hatte sich mit einem Leserbrief an den SÜDKURIER gewandt und darauf hingewiesen, dass Martin Walser mit seiner Familie seit 1968 in Nußdorf gelebt habe, wo es „Alternativen für den Platz im Neubaugebiet gebe“. Was damit gemeint ist, stellt Anja Kretz den Räten vor. „Wir haben einen wunderschönen Ort am See, der bis jetzt keinen eigenen Namen hat“, beginnt sie.

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Anja Kretz beschreibt den kleinen Platz am Weg „Zur Forelle“, wo jedes Jahr im Sommer das Uferfest stattfindet. Die dort aufgestellten Bänke bieten einen direkten Blick auf den See und werden ganzjährig von Spaziergängern genutzt. Anja Kretz schlägt vor, den Ort „Martin-Walser-Park“ zu nennen, was direkt auf Zustimmung stößt.

Anja Kretz (rechts) stellt in der Ortschaftsratssitzung die Entwürfe von Bildhauerin Daniela Einsdorf vor. Neben ihr begutachtet Angela ...
Anja Kretz (rechts) stellt in der Ortschaftsratssitzung die Entwürfe von Bildhauerin Daniela Einsdorf vor. Neben ihr begutachtet Angela Fuchs das Modell einer Stele. | Bild: Sabine Busse

Bildhauerin Daniela Einsdorf möchte Skulptur schaffen

Das ist aber noch nicht alles. „Die Bildhauerin Daniela Einsdorf hat sich bei mir gemeldet“, fährt Kretz fort. Die Deisendorfer Künstlerin habe ihr zwei Modelle von Skulpturen geschickt, mit denen Walser im nach ihm benannten Park geehrt werden könnte. Daniela Einsdorf hat unter anderem die Bronzefiguren der Überlinger Trachtenfrauen im Rathausgarten geschaffen. Ihr erster Entwurf zeigt eine Stele mit dem Profil von Martin Walser als Schattenriss. Im Original könnte sie zwei Meter groß sein, aus Bronze gegossen werden und Platz für einen Text, beispielsweise ein Gedicht des Autors, sowie Namen und Daten tragen.

Noch eine Idee: Bank mit lebensgroßem Martin Walser

Als Alternative schlägt Einsdorf eine Bank mit der Figur des Autors in Bronze vor. Anja Kretz macht keinen Hehl daraus, dass dies ihr Favorit ist, und erinnert an Fotos, die den Autor in dieser Pose mit Blick auf den See zeigen. Ein weiterer Vorteil der Bank sei der Platz neben der lebensgroßen Figur, wo sich Leute zu ihm setzen und beispielsweise ein Selfie machen könnten. Das halte sein Andenken lebendig, so Kretz.

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Auswahl soll der Familie überlassen werden

Auch die Bank könnte auf der Rückseite mit einem Text von Walser versehen werden. „Die Auswahl möchte ich der Familie überlassen“, so die Ortsvorsteherin weiter.

Günter Hornstein (CDU), der sowohl Mitglied im Gemeinderat der Gesamtstadt als auch im Nußdorfer Ortschaftsrat ist, meldet sich als erster zu Wort. „Das ist eine geniale Idee!“. Er schildert noch einmal, warum die Umbenennung eines bestehenden Platzes keine Option sei. Zur Finanzierung der Bank, die er am liebsten umgesetzt sähe, schlägt er die Beteiligung des Fördervereins Dorfgemeinschaft Nußdorf vor.

Einstimmiges Votum des Ortschaftsrates

Dem schließen sich die anderen Ortschaftsräte an und votieren einstimmig für die Bronze-Plastik mit Bank im neuen Martin-Walser-Park, falls die Finanzierung gelingt. Anja Kretz ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass sie nun direkt Kontakt mit Käthe Walser aufnehmen und ihre Zustimmung einholen will. Die Stadt hatte nach der Namensfindung des Platzes einen anderen Weg gewählt. Auf die Anfrage des SÜDKURIER meldet die Pressestelle: „Baubürgermeister Kölschbach hat Familie Walser schriftlich über den Beschluss des ABKS, den Platz im neuen Baugebiet „Südlich Härlen“ nach Herrn Martin Walser zu benennen, informiert.“

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Das Schlusswort eines Ur-Nußdorfers

Das letzte Wort zu dem Thema ergreift der ehemalige Ortsvorsteher Rudolf Beck aus dem Zuschauerbereich. „Ich bin glücklich über den Martin-Walser-Park und die Bank. Vielleicht steigt er ja am Landungsplatz vom Pferd und setzt sich dazu.“