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Leserbrief zum Artikel Martin-Walser-Platz. Dieser Brief stammt von Winfried und Evelyn Krämer aus Überlingen:

Keine Ehrung

Das ist absolut keine Ehrung für den wohl bekanntesten Bürger Überlingens: Der Kulturausschuss hat auf Vorschlag von OB Zeitler entschieden, einen „Martin-Walser-Platz“ in Südlich Härlen vorzusehen, einem erst im Planungsstadium befindlichen Wohnviertel im Außenbereich Überlingens. So eine wichtige Entscheidung kann man nicht ohne vorherige öffentliche Diskussion treffen. Das zeugt erneut davon, dass OB Zeitler kein Gespür für die Stadt und für die Verbundenheit Martin Walsers mit unserer Stadt besitzt.

Martin Walser ist mit dem See verbunden und das sollte bei einer Ehrung unbedingt berücksichtigt werden. Auf dem Landeplatz hat er sein Denkmal. Und hier in diesem Bereich sollte sich eine Möglichkeit finden lassen, ihm die Ehre zu geben, die er verdient. Diese schnelle Entscheidung, übrigens knapp in einem unterbesetzten Ausschuss getroffen, kann nicht und darf nicht endgültig sein. Abgesehen davon, dass die Familie noch nicht einmal angefragt wurde, sollte der Gemeinderat mit Zeit eine Lösung finden, die der Stadt und dem Namen Walsers Ehre macht. Und was die Benennung des zentralen Platzes in Südlich Härlen angeht, da würden sich andere Namenspatrone finden.

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Zum selben Artikel meldete sich auch Dietram Hoffmann aus Überlingen zu Wort:

Nicht einbezogen

Gegen den sachlichen Bericht von Sabine Busse ist nichts einzuwenden, aber gegen das darin beschriebene Geschehen. Als Nußdorfer fühlt man sich einerseits geehrt, dass die Stadt den in diesem Sommer verstorbenen Nußdorfer Schriftsteller Martin Walser mit einem Platznamen ehren will. Andererseits verwundert es doch, dass ihm diese Ehre in einem Neubaugebiet am Rande der Kernstadt widerfahren soll. 1967 hat das Ehepaar Walser sich nach langer Suche für ein Haus am Bodensee entschieden, das unter anderem ein Zimmer für jede der vier Töchter bot. Nach einigen Umbauten im Haus zogen sechs Walsers 1968 dort an der Straße Zum Hecht in der selbstständigen Gemeinde Nußdorf ein.

Sieben Jahre später wurde Nußdorf zwar in Überlingen eingemeindet. Am 31. Mai 2011 stellte Walser allerdings in einem Interview fest, dass er dafür gewesen sei, „dass es [Nußdorf] selbstständig blieb“, nachzulesen in „Nußdorf im 925. Jahr“ Seite 298 f. Die Walsers sind also Nußdorfer geblieben, auch wenn sich das kommunalpolitische Geschehen stärker in Überlingen und durch die Überlinger Verwaltung abspielte als bisher in der selbstständigen Gemeinde Nußdorf. Wenn ich den Bericht im Südkurier richtig verstanden habe, wurden weder die Familie noch der Ortschaftsrat in die Entscheidungsfindung mit einbezogen. Dies sollte unbedingt noch geschehen, denn es gibt in Nußdorf Alternativen zu dem Platz, für den sich der Kulturausschuss entschieden hat, Alternativen ohne die in Nußdorf „herrschende Ruhe“.

Im Neubaugebiet Südlich Härlen soll Martin Walser ein Platz gewidmet werden. Links zeigt einen Entwurf des Gebiets. Rechts ist der Platz ...
Im Neubaugebiet Südlich Härlen soll Martin Walser ein Platz gewidmet werden. Links zeigt einen Entwurf des Gebiets. Rechts ist der Platz für das Gebiet Südlich Härlen neben dem Helios-Spital zu sehen. | Bild: Planstatt Senner GmbH / Jürgen Gundelsweiler

Auch Volker Knapp aus Markdorf äußert sich zu dem Vorschlag, Martin Walser im Neubaugebiet Südlich Härlen einen Platz zu widmen:

Mehr Zeit nehmen

Der Kulturausschuss hat sich bemüht, für einen neuen Platz in einem Neubaugebiet im Außenbereich von Überlingen einen passenden Namen zu finden. So weit, so gut – als Verwaltungsakt. Aber wenn es um die Erinnerung an einen verdienten Mitbürger geht, sollte stattdessen von der anderen Seite her gedacht werden: Welcher Ort wäre am besten in welcher Weise geeignet, dem Andenken an Martin Walser in würdiger Weise gerecht zu werden? Ein neuer, bisher wenig bekannter Platz am Rande der Stadt erfüllt diese Anforderung wohl kaum.

Die Darstellung des Schriftstellers als traurig-komischer Bodenseereiter auf dem Lenk-Brunnen am Landungsplatz aus dem Jahre 1999 ist zwar sehr publikumswirksam, aber es braucht doch etwas mehr, um einen berühmten deutschen Schriftsteller zu ehren, der über 50 Jahre hier gelebt hat und kürzlich in seinem Haus in Nußdorf verstorben ist. Ich schließe mich der Meinung an, dass der Gemeinderat sich die Zeit nehmen sollte, eine bessere Lösung zu finden. Es wäre sicher auch sinnvoll, die Familie Walser und den Ortschaftsrat von Nußdorf in die Auswahl mit einzubeziehen.

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Andreas Martin aus Überlingen erinnert an Werner Gürtner, der das Stadtbild mehr geprägt habe. Nach ihm sei noch keine Straße benannt:

Ich wundere mich

Es ist sicher aller Ehren wert, einen neu entstehenden Platz in Überlingen nach Martin Walser zu benennen – ein großer Name ist ja auch für die Stadt sehr schmückend. Gleichwohl wundere ich mich, warum noch keine Straße in Überlingen nach Werner Gürtner (1907 bis 1991) benannt wurde – immerhin hat er ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie kein anderer mit seinen Werken das Überlinger Stadtbild geprägt! Viele werden sie kennen, ohne sie bewusst wahrzunehmen oder mit Werner Gürtner in Verbindung zu bringen. Zum Beispiel den „Fischerjunge-Brunnen“ beim Badhotel, den „Reiher-Brunnen“ beim Kursaal, „Vater und Sohn“ vormals am ehemaligen Kurmittelhaus nun am See beim alten Badehäuschen, den „Tschake-Brunnen“ auf dem Pflummernplatz“, den „Bachus“ in der Aufkircher Straße und auch den „Auferstandenen Christus“ an der Friedhofskapelle. Zwar sagte er von sich, er habe einen kleinen Geburtsfehler, weil er erst mit zwei Jahren in Überlingen eingewandert sei, aber er lebte die meiste Zeit seines Lebens in Überlingen und brachte sich nicht nur mit seinen Werken aktiv ins Stadtleben ein und hat somit mehr für die Stadt Überlingen und ihre Bürger und Bürgerinnen getan als mancher berühmterer Zeitgenosse!