Nachdem am Freitag öffentlich bekannt wurde, dass der Überlinger Schriftsteller Martin Walser gestorben ist, ging es rasend schnell. Zahlreiche Medien veröffentlichten die Todesnachricht. Dabei geriet die Frage, wann Walser gestorben ist, etwas ins Abseits. Doch der Reihe nach.
Auch die Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war bereits im Laufe des Freitags darüber informiert, dass Walser gestorben sei. Ihr Nachruf lag vorbereitet in der Schublade, und so veröffentlichte die Zeitung, in der der verstorbene Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki als Redakteur gearbeitet hatte, nur zwölf Minuten nach Erscheinen des SÜDKURIER-Berichts ihre eigenen Recherchen. Keines der beiden Medienhäuser wusste bis zu diesem Zeitpunkt gewiss, an welchem Tag der berühmte Schriftsteller Walser verstorben ist. Klar war am Freitag lediglich, dass ein Leichenwagen schon in den Tagen zuvor gesehen wurde. Ein Todestag wurde in den Berichten von SÜDKURIER und FAZ bis dahin jedenfalls nicht genannt.
Allerdings trafen andere Medien offenbar die Fehlinterpretation, dass Walser am vergangenen Freitag verstorben sei, an dem Tag, an dem die ersten Nachrufe, im SÜDKURIER und zwölf Minuten später in der FAZ, online gingen. Der am Wohnort Walsers erscheinende SÜDKURIER und die im Feuilleton gut informierte Redaktion der FAZ, so lautete vermutlich die falsche Annahme, würden wohl gleich am Tag des Ablebens davon erfahren.
Das Online-Lexikon Wikipedia aktualisierte noch am Freitagabend ihre Seite zu Martin Walser und bezog sich dabei auf Medien, die angeblich wüssten, wann Walser verstorben war. Demnach war der 28. Juli der Todestag.
Als dann auch noch Walsers Hausverlag, der Rowohlt-Verlag, eine Todesnachricht verschickte und hierbei den Freitag als den Sterbetag benannte, war es quasi amtlich – aber eben immer noch falsch. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ wiederum berief sich auf den Rowohlt-Verlag und schrieb ebenfalls vom Freitag. „Es muss sich um einen Übermittlungsfehler gehandelt haben, der kurz vor Veröffentlichung unserer Pressemitteilung am vergangenen Freitag aufgetreten ist“, teilte eine Sprecherin des Rowohlt-Verlags auf Nachfrage mit.
Rückkehr zum 26. Juli
Mittlerweile versicherte der Rowohlt-Verlag, dass das Sterbedatum der 26. Juli sei – also der Mittwoch. Es darf davon ausgegangen werden, dass Verlag und Familie Walser mittlerweile Kontakt hatten. Auf unsere Anfrage hin bat die Familie um Verständnis, dass sie noch keine Presseanfragen beantworten wolle, was nachvollziehbar ist, weil in Nußdorf nicht nur ein berühmter Schriftsteller betrauert wird, sondern eben auch der Ehemann, der Vater, der Opa.
Sogar in einem Nachruf der Stadt Überlingen in den Todesanzeigen, die im SÜDKURIER am Samstag erscheinen werden, wird nur darauf Bezug genommen, dass er „letzte Woche“ gestorben sei. Das städtische Standesamt müsste es ja eigentlich wissen. Auf Wikipedia steht mittlerweile das Datum vom 26. Juli. Wie der SÜDKURIER aus dem persönlichen Umfeld Walsers erfuhr, war es wohl tatsächlich dieses Datum.