Auch die Frau, die ihr Leben an der Seite des Dichters verbrachte, Käthe Walser, hat kaum Verständnis für die Idee von Oberbürgermeister Jan Zeitler, im Neubaugebiet Südlich Härlen einen Platz nach Martin Walser zu benennen. „Mein Mann ist ein Nußdorfer gewesen“, sagt die Witwe am Telefon. Daher verstehe sie nicht, warum Zeitler und der Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales ihrem verstorbenem Mann den Platz in dem entstehenden Neubaugebiet gegeben haben.
Erste Überlegungen zu den Straßennamen im werdenden Stadtquartier gab es schon kurz vor Martin Walsers Tod. Er starb am 26. Juli in Nußdorf. In der Folge machte OB Zeitler den Martin-Walser-Platz zum Thema der Ausschusssitzung am 9. Oktober und sah darin eine „wahnsinnige Chance“. Die Entscheidung traf dann ein unterbesetzer Ausschuss mit drei zu zwei Stimmen, ohne die Familie des Dichters oder den Ortschaftsrat von Nußdorf mit einzubeziehen. Dies führte zu einer intensiven Diskussion auch in der breiten Bevölkerung, wovon Leserbriefe im SÜDKURIER zeugen.
Welche Art des Gedenkens ist richtig?
SÜDKURIER-Leser Hermann-Josef Faupel etwa denkt viel eher an ein „Martin-Walser-Gymnasium“ oder an eine Straße in der Nähe des Gymnasiums. Andreas Martin, ein anderer Leser, findet zwar die Wahl eines Platzes überstürzt, können sich aber gut vorstellen, dass im Teilort Nußdorf „die zentrale Durchgangsstraße „Zum Salm“, teilweise von der Ecke „Zum Stichling“ bis zur Ecke „Zum Felchen/Zum Hecht“ in „Martin-Walser-Straße“ umbenannt wird.
Auch Winfried und Evelyn Krämer sind sich sicher, Martin Walser gehöre nach Nußdorf und nicht in ein Neubaugebiet beim Krankenhaus. Der ehemalige Nußdorfer Ortsvorsteher Dietram Hoffmann schlägt vor zu warten, bis der Nußdorfer Ortschaftsrat sich am 13. November zusammengesetzt hat. Auch Volker Knapp und weitere Nußdorfer wünschen sich einen Platz in Nußdorf.
Das sagt Walsers Frau zu der Debatte
Käthe Walser findet die Idee, einen Erinnerungsort nach ihrem Mann zu benennen, sehr schön. Aber auch sie spricht sich für einen Ort in Nußdorf aus, vielleicht sogar direkt am See. „Mein Mann schrieb viel über den Bodensee“, erinnert sie. Einen konkreten Ort wünsche sie sich dabei nicht. Aber Walser gehöre nach Nußdorf und an den See und nicht in ein Neubaugebiet. Denn sie und ihr verstorbener Mann hätten sich immer als Nußdorfer gesehen und nicht als Überlinger.