Es war ein Schock im Frühjahr. In vielen Innenstadtbereichen, wo das Tagesticket in der gelben Zone bislang 4,40 Euro kostete, zahlen Nutzer seit 1. Mai deutlich mehr: 17 Euro, genauso viel wie ein Parkhaus-Tagesticket. Mitarbeiter von Firmen und Einrichtungen, Ladenpersonal, Büroangestellte: Viele, die in der Innenstadt arbeiten und mit dem Auto zur Arbeit kommen, müssen seither tiefer in die Tasche greifen oder auf den ÖPNV umsteigen, wenn das denn geht.
Arbeitgeber aus Handel, Dienstleistung, Gastronomie, Hotellerie, Vertreter der Lehrerschaft und Betroffene selbst waren entsprechend aufgebracht. Der Unmut hat auch die Stadtverwaltung erreicht und zeigt offenbar Wirkung. Zusammen mit dem Stadtwerk am See (SWSee) hat die Häfler Stadtverwaltung ein Angebot ausgearbeitet, das Entlastung bringen soll. Es richtet sich explizit an Beschäftigte, die in der Innenstadt arbeiten und aufs Auto angewiesen sind – ohne dass es für „Innenstadt“ eine genaue räumliche Abgrenzung gibt. „Ein gutes Signal“, so der Tenor der ersten Reaktionen. So sehen die Angebote im Detail aus.
Winterangebot für Beschäftigte
„Viele Beschäftigte benötigen vor allem in den Wintermonaten einen Parkplatz, weil sie im Sommer das Rad und ergänzend Bus und Bahn nutzen“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Für diese „Winter-Nutzer“ gibt es ein Parkhaus-Angebot von November bis einschließlich März für monatlich 105 Euro: Im Parkhaus am See stehen rund 30 Dauerparkplätze zur Verfügung, in den Parkhäusern Altstadt und Stadtbahnhof jeweils rund 50. Macht also 130 Plätze zusammen.

Wegen der hohen Auslastung der Parkhäuser im Sommer sei das Angebot auf die Wintermonate begrenzt. „Das Angebot wird monatlich buch- und kündbar sein“, heißt es in der Mitteilung. 105 Euro sind der reguläre Preis für eine Dauerkarte in den Innenstadtparkhäusern – nur sind bis dato in der Regel alle Dauerkarten vergeben.
Ganzjährig in Sportpark-Tiefgarage
Für Innenstadt-Beschäftigte gibt es zusätzlich ein neues, ganzjähriges Dauerparkangebot für monatlich 65 Euro im Parkhaus am Sportpark. Das liegt etwas außerhalb der Innenstadt, ist aber per Shuttlebus des Stadtverkehrs im 10-Minuten-Takt an die Innenstadt und den Bereich Landratsamt angebunden. Die Busnutzung ist im Preis mit drin. Hier stehen zunächst 100 Parkplätze zur Verfügung. Auch dieses Angebot wird monatlich buch- und kündbar sein. Wenn nötig, soll das Kontingent auf bis zu 200 Plätze erweitert werden.

Mehr Plätze für das Angebot vorzuhalten, dürfte kein Problem sein, denn das Sportpark-Parkhaus steht gewöhnlich so gut wie leer. Alle Versuche, die Auslastung substanziell zu verbessern, sind bislang gescheitert. Dafür ist der Parkplatz beim Bodensee-Center, wo man bislang kostenlos parkt, immer voll. Der Preis von 65 Euro entspricht der regulären Dauerkarte im Sportpark-Parkhaus, beim Ganzjahresangebot ist aber das Busshuttle dabei.

Stadt und SWSee haben vereinbart, dass die Angebote zunächst für zwei Jahre befristet gelten sollen. Zum Ende der Zwei-Jahres-Frist soll die Nutzung ausgewertet und bewertet werden.
Angebot auf Lehrerparkplätzen
Mit der Änderung der Parkgebührensatzung waren auch die Preise für das Parken auf den Lehrerparkplätzen im Schulquartier Nordstadt erhöht worden. Aufgrund der Rückmeldungen der Schulen ergänzt die Verwaltung das Angebot auch für Lehrer. Je nach Anzahl der Deputatsstunden sind die Preise gestaffelt.
Lehrkräfte mit einem Deputat von weniger als zehn Stunden pro Woche sowie Praktikanten, Referendare und Beschäftigte des Betreuungsvereins um einen vergünstigten Parktarif für 25 Euro pro Monat beziehungsweise 200 Euro pro Jahr. Lehrkräfte mit zehn bis zwanzig Stunden könnten für 57 Euro im Monat beziehungsweise 450 Euro pro Jahr auf dem schulnahen Lehrerparkplatz parken. Lehrkräfte mit mehr als 20 Stunden sollen im Monat 30 Euro mehr zahlen.
„Für alle Lehrerinnen und Lehrer gilt auch das Angebot der Parkhäuser für Beschäftigte in der Innenstadt“, so der Hinweis der Stadtverwaltung. Lehrkräfte an den Schulen wie auch an der Musikschule können demnach weiterhin vor den Schulen zum Be- und Entladen kurz halten – dürfen aber dabei keine Rettungszufahrten blockieren oder auf dem Gehweg stehen.
Positive Reaktionen
Und wie kommt die Initiative an? „Es ist gut, dass die Stadt reagiert“, sagt Thomas Goldschmidt, Chef des Stadtmarketings, einer Tochtergesellschaft der Stadt Friedrichshafen. Er bezeichnet die Lösung als „gut und mit Augenmaß“. Ob die 130 Plätze in den Innenstadtparkhäusern den Bedarf decken, werde man sehen müssen. Das ganzjährige Parkangebot in der Sportpark-Tiefgarage für 65 Euro mit ÖPNV-Anbindung bewertet er finanziell als attraktiv. Goldschmidt gibt zu bedenken, dass beim alten 4,40-Euro-Tagestarif in der gelben Zone bei 20 Arbeitstagen im Monat 88 Euro zusammengekommen sind. „Da ist das Sportpark-Angebot günstiger.“

Auch Stefan Zimmer, Inhaber des Modehauses Heka und Sprecher der Handels- und Dienstleistungsunternehmen im Friedrichshafener Stadtforum, kann den Angeboten Positives abgewinnen. „Das Sportpark-Angebot mit Busshuttle und das Angebot für die Innenstadt-Parkhäuser seien „eine notwendige und richtige Maßnahme für Innenstadt-Beschäftigte“, das könne man durchaus als ein Entgegenkommen bewerten und helfe Unternehmen wie Beschäftigten. Die Erhöhung des Tarifs in der gelben Zone im Mai von 4,40 auf 17 Euro sieht er kritisch: „Diese massive Erhöhung ist zu hoch, wir haben eine stufenweise Erhöhung vorgeschlagen.“
Die neuen Parkangebote in den Parkhäusern sollen ab Herbst gelten und können dann über www.stadtwerk-am-see.de gebucht werden. Sobald die Tarife online verfügbar sind, werden entsprechende Informationen publiziert.