Die geplante Neufassung der Gebührenordnung für Friedrichshafen hat es in sich und führt zu Effekten, die man zunächst gar nicht glauben mag: Parkt man bislang sein Auto eine Stunde lang in der Charlottenstraße (rote Zone), werden 2,2 Cent pro Minuten fällig, also 1,32 Euro für die Stunde. Wer hingegen künftig sein Auto weiter weg von den meisten Geschäften ein paar Straßen nördlich abstellt, beispielsweise in der Wendelgard- oder Scheffelstraße, soll ab 1. Mai statt bislang 1,1 Cent pro Minute 4 Cent bezahlen. Statt bislang 66 Cent pro Stunde sollen dann 2,40 Euro fällig werden – ein Plus von 264 Prozent.
Wie kann das sein? Die Stadt Friedrichshafen überarbeitet das Parkraum-Management und schraubt an unterschiedlichen Stellen. Zuletzt sind die Parkgebühren den Angaben zufolge im März 2022 angehoben worden. Nun also eine neue Runde. Darüber soll der Finanz- und Verwaltungsausschuss am 10. März vorberaten und der Gemeinderat am 24. März dann entscheiden.

Autos sollen in Parkhäuser
Bekanntlich fehlen im städtischen Doppelhaushalt 2025/2026 zig Millionen. Projekte werden verschoben oder reduziert. Höhere Gebühren, unter anderem bei Kitas, Bädern, VHS-Kursen, Medienhaus und eben auch fürs Parken, sollen mehr Geld in die Kasse spülen. Die neue Preisstaffelung soll aber auch die Verkehrsströme lenken: Fahrer sollen mehr die Innenstadt-Parkhäuser ansteuern, die im Unterhalt teuer sind.
Preis in roter Zone stabil
Dabei sieht die Verwaltungsvorlage vor, die Tarife in den städtischen Parkhäusern nicht zu erhöhen. Derzeit werden in den Innenstadt-Parkhäusern 1,20 Euro pro angefangene halbe Stunde (7-20 Uhr) fällig, der Tageshöchstbetrag beläuft sich auf 17 Euro. Auch der Tarif in der innenstadtnahen roten Zone (zum Beispiel Charlottenstraße, Alte Feuerwache, Möttelinstraße) soll mit 2,2 Cent pro Minute (1,20 Euro pro Stunde) unverändert bleiben – „unter Berücksichtigung der Interessen des Einzelhandels“, so die Empfehlung der Verwaltung. Allerdings will man die geltende Höchstparkdauer von derzeit 100 Minuten auf 60 Minuten reduzieren, um die Frequenz zu erhöhen.

Schock für Pendler
Markanteste Änderungen soll es in der gelben Zone geben: 4 Cent pro Minute statt bislang 1,1 Cent. Damit schnellt die Gebühr für 60 Minuten von 66 Cent auf 2,40 Euro in die Höhe – gleich viel wie im Parkhaus. Der Tageshöchstbetrag in der gelben Zone explodiert förmlich von derzeit 4,40 auf 17 Euro. Das trifft dann auch auf den Hinteren Hafen zu – hier erhöht sich der Tageshöchstsatz von derzeit 8 auf 17 Euro. Das trifft vor allem all jene, die in der Stadt arbeiten und das Auto tagsüber irgendwo abstellen müssen, Pendler zum Beispiel. Die gelbe Zone ist die größte Parkzone und umfasst weite Bereiche nördlich des Hinteren Hafens und nördlich der Charlottenstraße.
Weitere Veränderungen soll es in der Bäderzone geben, also rund um die Frei- und Seebäder. Von 33 auf 40 Cent pro Stunde oder Tageshöchstsatz 3 statt bislang 2,20 Euro sind geplant. Außerdem wird der Zeitraum ausgeweitet: auf 1. April bis 30. September (bislang: 15. Mai bis 15. September).
Schlossstraße nicht mehr gratis
Auch die letzten „Geheimtipps“ für kostenfreies Parken kassiert die Stadt: Im Bereich der Schlossstraße, Klosterstraße und in der Olgastraße beim Schlosssteg sollen künftig auch Gebühren erhoben werden.

Keine Sonderbehandlung für E-Autos
Das E-Auto-Privileg soll fallen: Bislang durfte man Elektrofahrzeuge in der Stadt kostenlos abstellen, per Sonderausweis. Waren es zur Einführung dieser Regelung im Jahr 2015 gerade mal 30 Fahrzeuge mit Sonderausweis, sind es nun 559.
Unterm Strich will die Stadt mit der neuen Gebührenrunde jährlich etwa 913.000 Euro mehr einnehmen im Vergleich zum Jahr 2023. Der größte Batzen fällt mit knapp 880.000 Euro Mehreinnahmen in der gelben Zone an.
Ist es in Ravensburg günstiger?
Vergleicht man die Parkgebühren der umliegenden Städte, zeigt sich ein gemischtes Bild, je nach Parkdauer und Ort. Zwei Stunden Parken in der Häfler gelben Zone kosten nach der Preiserhöhung 4,80 Euro, in der Ravensburger Altstadt 6 Euro, in der Meersburger Zone 2/3 macht das 4 Euro, in der Überlinger Bahnhofstraße 3,20 Euro. In Markdorf parkt man kostenlos – drei Stunden lang.
In Ravensburg ist die erste Stunde in den Parkhäusern Ulmer Straße und Marienplatz kostenfrei – in Friedrichshafen wird ab der ersten Minute abgerechnet. 4,80 Euro für drei Stunden sind‘s im Parkhaus Marienplatz in Ravensburg – im Parkhaus am See werden dafür 6 Euro fällig, parkt man nur kurz länger, kommt die nächste 30-Minuten-Gebühr von 1,20 Euro obendrauf.