Wenn Werner Bank (61) am Bodensee unterwegs ist, dann überkommen ihn manchmal Glücksgefühle: „Wer in dieser Landschaft groß geworden ist, für den ist das Glas immer halb voll.“ Bank ist Hausmeister der Gemeinde Gaienhofen. Er ist gleichsam der Mann für alle Notfälle.

Er muss ran, wenn sich im Rathaus das Wasser nicht mehr abstellen lässt oder das Licht ausfällt. Er sorgt dafür, das Veranstaltungen reibungslos ablaufen können, die Mikrofone funktionieren, die Getränke bereit stehen oder Jubilare ihr Geschenke bekommen.

Reuige und forsche Angeklagte

Für seinen Beruf wie für sein Ehrenamt, so sagt der Fachmann, benötige er vor allem gesundem Menschenverstand. Der gelernte Schreinermeister ist auch dort präsent, wo man ihn eher nicht vermutet. Am Amtsgericht Konstanz – als Schöffe seit elf Jahren. In dieser Funktion versucht er, jugendlichen Straftätern eine Chance zu geben.

Werner Bank hat meist mit jugendlichen Angeklagten zu tun, die sich sehr unterschiedlich verhalten. Er berichtet: Manche haben einmalig einen Bock geschossen, und zeigten Reue, andere seien eher forsch und sähen nicht ein, was sie getan haben. Vielfach aber verbinde die Täter ein ähnliches Schicksal. „Viele Jugendliche kommen aus sozialen Brennpunkten. Sie haben es schwer im Leben.“ Dies sei kein Grund, andere über Tisch zu ziehen oder sich gar an ihnen zu vergreifen.

In der Verhandlung gehe es meist darum, einem jungen Täter zu vermitteln: Du hast eine Chance, aber Du musst selbst an Dir arbeiten. „Ich bin froh, wenn ich den Eindruck habe, der könnte es packen.“ Manche benötigten aber eine Arreststrafe, um ihnen vor Augen zu halten, was passieren kann.

Manchmal genügt ein kleiner Schubs

In der Regel gebe es aber bessere Möglichkeiten, auf Jugendliche einzuwirken als sie einzusperren. Manchmal genüge ein kleiner Schubs, um jemanden auf den straffreien Pfade zu führen.

Werner Bank wirkt fast immer bei Verhandlungen von Richter Franz Klaiber. Er schätze diesen sehr. Er habe viel Menschenkenntnis, bringe immer wieder neue Gedanken ein und lasse Raum, ein gerechtes Urteil zu finden. „Es wird so lange diskutiert, bis alle zufrieden sind.“

Vor seiner Tätigkeit als Schöffe, hatte Werner Bank schon viel mit jungen Menschen zu tun. Er engagierte sich im Förderverein der Schule und als Trainer im Jugendfußball. Die Gemeinde schlug ihn als Schöffe vor. Er konnte sich die Aufgabe vorstellen und wurde gewählt.

Seit über zehn Jahren beim Amtsgericht

Die ersten fünf Jahre war er Schöffe beim Landgericht in Konstanz, seit 2014 wirkt er beim Amtsgericht. Trotz der großen Erfahrung sagt Werner Bank: „Ich bin Laie, auch nach so vielen Jahren.“

Manchmal beschäftige ein Fall über die Verhandlung hinaus, so etwa, als es um ein sehr junges Opfer des sexuellen Missbrauchs ging. Dessen Aussage wurde per Video zugeschaltet. Der Angeklagte aber stritt die Vorwürfe ab.

„Die Hemmschwelle ist gesunken“

Es bleibe auch hängen, wenn er junge Menschen erlebe, die massive Gewalt angewandt haben. „Das hat zugenommen. Die Hemmschwelle ist gesunken.“ Jugendlichen versuche man zu vermitteln: Sie haben es selbst in der Hand, wie der Lebensweg weiter verläuft.

Für Werner Bank gehört der Einsatz als Schöffe zu den Aufgaben für die Gemeinschaft. Er ist überzeugt: Jeder könne seinen Teil dazu beitragen, dass diese vorankommt. Dazu gehöre auch, mit Dingen der Gemeinde, etwa Rasen oder Beet, achtsam umzugehen. Er rät den Leuten, sich zu fragen: „Wie würde ich es machen, wenn es meines wäre.“