Bräunlingen – Vor 40 Jahren gab es in der Bräunlinger Kommunalpolitik zwei neue Initiativen, welche die damaligen Kräfteverhältnisse im Gemeinderat stark verändern und eine breitere Sitzverteilung am Bräunlinger Ratstisch schaffen wollten. Die unabhängige Liste Gruppe 84 und die Freien Demokraten Bräunlingen strebten an, sich nach ihrer Gründung im Gemeinderat zu etablieren, was bei der Kommunalwahl 1984 für beide Gruppen gut gelang und in den folgenden Wahljahren immer weiter ausgebaut wurde.

Sitzverhältnis sollte sich ändern

Nach der Wahl 2024 vor einigen Monaten sitzen beide Fraktionen mit je sechs Vertretern am Bräunlinger Ratstisch und sorgen neben der CDU und der SPD für ein breites, vielfältiges Meinungsspektrum. Der langjährige Bräunlinger FDP-Vorsitzende Lorenz Neininger und einige Freunde starteten im Jahr 1983 das Vorhaben, auch in ihrer Stadt einen FDP Ortsverband zu gründen, um auch die Sitzverhältnisse am Ratstisch breiter aufzustellen. Nach einigen Vorberatungen, Diskussionen und Vorgesprächen wurde am 12. Juli 1984 die Gründungsversammlung abgehalten und Lorenz Neininger sowie Alfred Bertsche als erster und zweiter Vorsitzender gewählt.

Für die neue Bräunlinger FDP-Gruppe sei immer wichtig gewesen, dass sie durch ihre Parteizugehörigkeit gute Kontakte zur Kreis- und Landespartei habe, was für den Ortsverein und auch die Stadt Bräunlingen Vorteile habe, so die Gründungsväter zur damaligen Motivation, einen FDP-Ortsverein zu gründen. Lorenz Neininger kam 1994 erstmals in den Gemeinderat.

Die erfolgreiche Arbeit der FDP-Fraktion zeigte sich auch in den ständig wachsenden Stimmenzahlen bei den Gemeinderatswahlen seit 1984. Diese stiegen von 9,2 Prozent, über 12 und 14 Prozent bis 25,6 Prozent bei den Gemeinderatswahlen 2019. 2024 gelang es mit über 28 Prozent der Wählerstimmen, den FDP-Anteil bei sechs Sitzen noch zu vergrößern. Auch bei den überregionalen Wahlen schnitt die Bräunlinger FDP überdurchschnittlich ab. Der sehr gute Kontakt zum früheren FDP-Wahlkreisabgeordneten Ernst Pfister, der die liberalen Anliegen gut unterstützte, brachte Vorteile für die FDP und die Stadt Bräunlingen.

Die Bräunlinger FDP wirke auch durch ihre Präsenz aktiv am Gemeindeleben mit und sei gut aufgestellt. So sieht der FDP-Vorsitzende Siegbert Wernet aktuell seine politische Gruppe. Dabei seien vor allem die Personen, die mit dabei sind, sehr wichtig. „Wenn wir keine gute kommunale Arbeit machen würden, dann hätten wir uns bei den letzten Gemeinderatswahlen nicht um einen Platz auf nunmehr sechs Sitze am Ratstisch verbessert“, so Wernet. Von Bedeutung sei weiter der gute Kontakt zum FDP-Landtagsabgeordneten Niko Reith, der die Bräunlinger FDP-Gruppe berät und auch bei Vorbereitungen von Aktionen mithilft.

„Die dritte Kraft muss kommen, es wird Zeit für einen neuen Anfang.“ Unter diesem Motto machten sich einige Bräunlinger ohne Parteizugehörigkeit 1984 Gedanken darüber, wie die aktuellen Mehrheitsverhältnisse mit der CDU-Dominanz am Gemeinderatstisch verändert werden könnten. Sie gründeten die freie Wählergemeinschaft „Gruppe 84 – unabhängige Liste“.

„Der Bürger entscheidet, ob Bräunlingen weiterhin stagniert oder endlich ein neuer Anfang gefunden wird, um die Zukunftsprobleme unserer Stadt besser in den Griff zu bekommen. Ein Blick auf die kommunalpolitische Bühne 1984 lässt den Betrachter wenig optimistisch stimmen“, schreibt die Gruppe 84 in ihrer damaligen Wahlzeitung. Die Gefahr für Bräunlingen sei offenbar, hieß es dort. Die Fronten zwischen der CDU und der SPD verhärteten sich nach Ansicht der Gruppe 84 immer mehr und schafften eine lähmende Wirkung, welche die Unzufriedenheit der Bevölkerung vermehre. Deshalb könne es für den Bürger nur eine Lösung geben, durch eine dritte Kraft mehr Bewegung in den Gemeinderat zu bringen, wurde betont. „Wir wollen den Wettbewerb der guten Ideen für die Zukunft unserer Stadt steigern, weil angesichts der Probleme Parteidenken nicht Vorrang haben darf“, so die Gruppe.

„Es liegt nun am Bürger, bei der Wahl die Weichen zu stellen, damit der neue Gemeinderat mit breiterem Meinungsspektrum arbeitet, als dies bisher durch zwei verfestigte Parteien, die CDU und SPD, geboten werden kann“, schrieb damals die neue Liste. Die Gruppe 84 holte bei den Gemeinderatswahlen 1984 durch Gerhard Bombeiter, Hermann Hummel und Helmut Brugger drei Gemeinderatssitze und konnte zusammen mit der neuen FDP eine erheblich breitere Meinungsvielfalt schaffen. Zur Wahl wurde von der Gruppe 84 damals ein umfangreiches Sachprogramm aufgelegt, das neben der Stadtentwicklung auch die Themen Umweltschutz, Landwirtschaft, Kultur, Sport, Gesellschaft und Finanzen bis hin zur Verwaltung in den Mittelpunkt stellte.

Fraktion hat sich fest etabliert

Ein Bilderrückblick über vier Jahrzehnte Gruppe 84 mit vielen Presseberichten, Zeitdokumenten und auch Fotos der Gründungszeit sowie der folgenden Jahre durch Berthold Geyer, stand im Mittelpunkt des Jubiläumsabends der „Unabhängigen Liste Gruppe 84“ vor einigen Monaten in der Weinstube. Dabei wurde neben der Gemeinderatsarbeit vor allem an die gesellschaftlichen Aktivitäten erinnert. Benjamin Glunk, der Vorsitzende der Gruppe 84, sieht die unabhängige Liste als eine fest etablierte Fraktion in der Bräunlingen Kommunalpolitik. „Mit sechs Sitzen am Ratstisch können wir bei den Entscheidungen gut mitgestalten“, sagt Glunk. „Wir legen auch großen Wert darauf, dass der Verein Gruppe 84 neben der Gemeinderatsfraktion gut funktioniert“. Zwar seien Fraktion und Verein eng miteinander verbunden, doch es gebe auch getrennte Vorhaben.