Geisingen-Aulfingen – In frühen Gegenden sind sie längst ausgebracht, auf der Baar kommen die Saatkartoffeln demnächst in den Boden. Erfolgreicher Kartoffelanbau erfordert viel Fachwissen. Oft sind Tipps von Experten wichtig, um zu einem zufriedenstellenden Ertrag in guter Qualität zu kommen. Zu Beginn der diesjährigen Kartoffelanbau-Saison ist mit Hans-Jürgen Meßmer aus Aulfingen ein versierter Fachmann auf diesem Gebiet nach 37 Berufsjahren in den Ruhestand getreten.
1987 hatte er als Versuchstechniker bei der Außenstelle Donaueschingen des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) mit Sitz in Karlsruhe begonnen, die vielen als ehemaliges Saatbauamt bekannt ist. Bald wurden Kartoffeln sein Arbeitsgebiet, das ihm schnell ans Herz gewachsen ist. Bis heute ist ihm sein Faible für diesen Fachbereich geblieben.
In dem Kompetenzzentrum war er über all die Jahre, davon zehn Jahre als Leiter der Dienststelle, für alle Fragen zum Kartoffelanbau zuständig. Damit hatte er ein weites Arbeitsfeld zu beackern. Unter anderem ging es um die Prüfung der Wirksamkeit und die Zulassung neu entwickelter Pflanzenschutzmittel, wobei auch die ökologische Seite zu berücksichtigen war. „Wir sind da quasi der staatliche TÜV für Kartoffeln und schauen, dass für die Landwirtschaft gesundes Pflanzgut zur Verfügung steht“, sagt er.
Einen besonderen Stellenwert hatten auch die Sortenversuche, da in der Regel je Jahr zehn neue Sorten zugelassen werden. So leitete er die Versuchsstandorte bei Bad Krozingen (hier auch den Folienanbau), in Donaueschingen und Bönnigheim bei Heilbronn. Dabei ging es um die Ertragsleistung, die Qualität, die Kocheigenschaft, die Knollenoptik, den Geschmack sowie um das Lagerverhalten der Erdfrucht. Darüber hinaus waren Mittel zur Schädlingsbekämpfung zu erforschen.
Wie der Spezialist für die Produktion von Kartoffeln erläutert, war und ist die Kraut- und Knollenfäule das „Schreckgespenst“ eines jeden Kartoffelerzeugers. Sie ist weiter von großer Bedeutung, wenngleich inzwischen resistentere Sorten gezüchtet wurden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts führte diese Pilzkrankheit zu einer Hungersnot, die mit ein Beweggrund für die damalige Auswanderung war. Von den Schadinsekten sind vor allem nach wie vor Kartoffelkäfer, Drahtwurm und Blattläuse zu nennen.
Neben seiner landesweiten Zuständigkeit auf dem Gebiet des Kartoffelanbaus hat Meßmer vielen Landwirten manchen guten Rat an die Hand gegeben. Hatte jemand Probleme auf dem Kartoffelacker, hieß es: „Meßmer fragen!“ Er legte Wert darauf, zusammen mit seinem Team in Fragen der Produktionstechnik bundesweit Vorreiter zu sein. Zudem war er in mehreren hochrangigen Fachgremien Deutschlands vertreten.
Große Beachtung fanden seine Vorträge und seine vielen Veröffentlichungen mit einem über die Bundesrepublik hinaus bis nach Österreich und die Schweiz reichenden Verbreitungsgebiet. Damit ließ er die Fachwelt am Ergebnis seiner Forschungen teilhaben. Meßmer verstand sich auch als Botschafter für die Kartoffel. So warb er beispielsweise auch bei der Bundesgartenschau in Mannheim 2023 für den Verzehr von Kartoffeln. Mit Kostproben verschiedener Sorten unterstützte ihn dabei seine Ehefrau.
In einer Feierstunde wurde er kürzlich in einem größeren Rahmen verabschiedet. Dabei würdigte die anwesende Fachwelt seine herausragenden Verdienste für den Kartoffelanbau. „Die Kartoffel war seine Berufung und sein Leben“, mit diesen Worten fanden seine von hohem persönlichen Einsatz geprägten zielstrebigen Leistungen ihre verdiente Anerkennung.
Ganz verlässt der Ruheständler, der seit 50 Jahren Klarinette spielt und über 40 Jahre im Kirchenchor singt neben seiner Landwirtschaft, die Kartoffelwelt nicht. Sein reiches Fachwissen stellt er auch als Rentner zur Verfügung, indem er im Auftrag des LTZ durchs Ländle reist und ein Teil der Pflanzgut-Vermehrungsflächen überprüft und kontrolliert. Offen ist er nach wie vor auch für Fragen aus dem Kreis der Kartoffelproduzenten.