Der letzte Vortrag im Jahr 2023 des Tennenbronner Heimathauses hätte etwas mehr Besucher verdient – zumal unsere Demokratie auch heute wieder vielfältigen Angriffen ausgesetzt sei, wie der Verein Heimathaus in einer Mitteilung schreibt. Der Schramberger Stadtarchivar Carsten Kohlmann schilderte vor gut 40 Gästen, wie vor 175 Jahren badische Bürger für die Einhaltung der von der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt beschlossenen freiheitlichen Grundrechte kämpften und wie die Revolution mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wurde. Den lokalen Bezug schaffte dabei die bislang weitgehend unbekannte Geschichte des Lehrers Karl Falk.

Von 1838 bis 1849 war Falk Hauptlehrer der Volksschule in Katholisch Tennenbronn. Als er nach Tennenbronn kam, war gerade ein neuer Bürgermeister gewählt und auch ein neuer Ratschreiber bestellt worden. Da beide in den vorkommenden Schreibarbeiten wenig geübt waren, baten sie ihn oft um Unterstützung. Falk verfasste auch die Urkunde, die bei der Grundsteinlegung der alten katholischen Kirche 1847 eingemauert und erst beim Abriss 1969 wieder entdeckt wurde.

Falk stammte aus Griesheim bei Offenburg und war 21 Jahre alt, als er seine Stelle in Tennenbronn antrat. Er heiratete Anna Maria Neininger aus Nußbach und die Ehe wurde von 1839 bis 1848 mit acht Kindern gesegnet.

Meinungs- und Pressefreiheit war eine der wichtigsten Forderungen der gegen die Fürstenherrschaft kämpfenden Bürger. Als einer der damals wenigen Zeitungsbezieher las Karl Falk seinen Mitbürgern bei Zusammenkünften daraus vor, darunter die beschlossenen freiheitlichen Grundrechte. Kohlmann band hierfür die Zuhörer in den Vortrag ein und ließ sie die Artikel, die noch heute die Basis unserer Verfassung bilden, selbst vorlesen.

Im Frühjahr 1848 war es im Deutschen Bund zu mehreren revolutionären Bewegungen gekommen. Das preußische Militär rückte indessen nach Südwesten vor und erklärte für Baden den Kriegszustand. Das Revolutionsheer erlitt schwere Niederlagen, löste sich auf und die nach Freiburg geflohene Regierung ergab sich dem Gegner. Karl Falk wurde wie viele Revolutionäre zur Flucht in die Schweiz gezwungen. Er wurde seines Dienstes als Hauptlehrer in Tennenbronn entbunden, sein Gehalt gestrichen und sein Vermögen beschlagnahmt. Nach seiner Rückkehr im Oktober 1849 wurde Falk verhaftet, kam nach einem Monat vorerst wieder frei und zog mit der mittellosen Familie zurück an seinen Geburtsort Griesheim. Im März 1850 verurteilte ihn das Badische Hofgericht wegen Hochverrats zu zwei Jahren Arbeits- und Zuchthausstrafe, die er in Bruchsal antreten musste. Mehrere Gesuche seiner verarmten Ehefrau hatten mit der Begnadigung zu Weihnachten 1851 Erfolg. Das weitere Leben von Karl Falk bleibt weitgehend im Dunkel.