Es war nur eine Frage der Zeit, jetzt ist sie da: Am 24. Mai 2025 wurde die erste Sichtung einer Asiatischen Hornisse im Schwarzwald-Baar-Kreis gemeldet – genauer gesagt in Bräunlingen. Sie erfolgte auf der Meldeplattform der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg.
Sie ist da, und sie wird auch nicht mehr verschwinden. Und das sorgt nicht unbedingt für Freude.
Ralf Claaßen aus Villingen hat eigentlich ein großes Herz für Insekten. Seit Langem gehört er zur Gruppe der ehrenamtlichen Wespen- und Hornissenberater, die im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde unterwegs sind.
Sichtungen unbedingt melden
Bei der Asiatischen Hornisse sieht es allerdings anders aus. Zwar warnt der Experte weiterhin vor Panik, sagt aber auch klar: “Man muss sie so weit wie möglich bekämpfen.“ Dazu müsse man in erster Linie aufmerksam sein und Sichtungen melden.

Wer genau wissen möchte, ob sich in der näheren Umgebung schon Asiatische Hornissen aufhalten, kann auch einen Locktopf basteln und im Garten oder auf dem Balkon aufstellen.
Schöner Nebeneffekt: Das Gefäß zieht auch Schmetterlinge und Käfer an, die sich dort gut beobachten lassen.
Gefahr gehe vor allem durch unentdeckte Nester aus, die von Privatleuten, Wald- oder Gartenarbeitern gefunden werden.
„Bei Einzeltieren muss man keine Angst haben, aber sobald man ihr Nest stört, werden sie richtig böse“, sagt Ellen Claaßen. Studien würden zudem darauf hinweisen, dass die Stiche der Asiatischen Hornisse ein größeres Allergiepotenzial aufweisen.
Die Königinnen der Asiatischen Hornissen bauen zunächst ein so genanntes Initialnest, das oft an noch gut zugänglichen Stellen entsteht – an Gartenhäuschen etwa oder an Kunststoffboxen, in denen Sitzkissen gelagert werden. Ab Mitte Juni dann entsteht das Sekundärnest. Das ist nicht nur deutlich größer, sondern auch weitaus schwieriger zu erreichen: Meist hängt es in zehn bis 30 Metern Höhe in Bäumen.
Das Problem: Sie hat sich etabliert
Daher gelte: „Umso früher die Inititalnester entdeckt und gemeldet werden, umso schneller kann man reagieren“, sagt Ralf Claaßen. Sprich: Das Nest entfernen.
Problematisch sei, dass die Asiatische Hornisse seit März 2025 in Deutschland als etablierte Art eingestuft sei: Sie ist so weit verbreitet, dass sie nicht mehr ausgerottet werden kann. Sie wird nur noch gemanagt – man versucht, die Schäden in der Imkerei, im Obst- und Weinbau zu minimieren.
Nest-Entfernung kann richtig teuer werden
Das bedeute zugleich, dass die Entfernung von Nestern nicht mehr von der öffentlichen Hand bezahlt werde, sondern Privatpersonen und Kommunen selbst dafür aufkommen müssen. Claaßen vermutet, dass das Thema auch von Hausrat- und Wohngebäudeversicherern bald aufgenommen wird.
Zuerst wird das Nest abgesaugt, die Tiere später getötet und das Nest vernichtet „Dazu braucht es einen Hubsteiger und Spezialisten“, sagt Ralf Claaßen, „da ist man schnell bei mehreren tausend Euro.“
Wie aufwändig eine solche Aktion ist, hat er in einem Video dokumentiert: Im vergangenen Herbst war er bei der Entfernung eines Nests in Tennenbronn dabei.
Achtung, Verwechslungsgefahr
Umso wichtiger sei, schon die kleinen Nester zu melden, die dann gegebenenfalls entfernt werden. Dazu sollte man sich aber unbedingt an die Wespen- und Hornissenbeauftragten wenden, denn nur anhand des Nests sei nicht zu erkennen, um welche Art es sich handle.
„Erst kürzlich wurden wir zu einem vermeintlichen Nest gerufen, bei dem sich herausstellte, dass es ein Bau der Sächsischen Wespe war“, sagt Ralf Claaßen. Diese gelten als sehr friedlich.

Die Asiatische Hornisse indes sei inzwischen eine echte Gefahr für die Biodiversität. Während die Arbeiterinnen Obst und Nektar bevorzugen, was Fraßschäden im Obst- und Weinbau verursacht, sind die Larven auf Proteine angewiesen: Wildbienen, Schwebfliegen, Aas steht auf ihrem Speiseplan, im Spätsommer auch Honigbienen.
Wie ein Drive-in-Restaurant
Genau das fürchten Imker: „Ein Bienenstock ist für die Asiatische Hornisse wie ein Drive-in-Restaurant“, sagt Ellen Claaßen. „Oder vielmehr: Fly-in.“ Wo tausende Bienen umherschwirren, muss die Asiatische Hornisse sich nur bedienen.
Der Landesverband Badischer Imker ist deshalb alarmiert – und auch aufgrund der Einstufung Tiere als etablierte Art. In einem Rundbrief vom 3. Juni 2025 schreibt der Verband, dass diese Regelung für die Mitglieder nicht zufriedenstellend sei. Daher setze man sich auch weiterhin für ein Vorgehen gegen die Ausbreitung und zur Eindämmung der Asiatischen Hornisse ein.
Selektive Fallen gibt es nicht
Fallen seien keine Lösung und grundsätzlich auch nicht erlaubt. Sie würden zudem nur die heimischen Arten dezimieren und in wenig befallenen Gebieten keinen Sinn ergeben, weil er Beifang zu hoch sei. Selektive Fallen gebe es nicht. Allerdings laufen Versuche in Zusammenarbeit mit der Landesbienenanstalt an der Universität Hohenheim. Diese würden fortgesetzt.