Fritz Wöhrle ist gelernter Schreinermeister. Mit Holz kennt er sich bestens aus. Für ihn ist Holz der natürliche Werkstoff, den die Menschen schon seit Jahrtausenden verarbeiten. Für Wöhrle hat ziemlich jedes in der Natur vorkommende Holz einen besonderen Reiz. Sei es als Werkstoff in Schreinerbetrieben oder auch – wie in seinem Fall – inzwischen als Werkstoff für sein künstlerisches Hobby.

Seit Jahrzehnten bearbeitet Fritz Wöhrle Holz in vielen Varianten. Er kennt sich eben aus, weiß schon, wenn er ein Stück Holz findet, was daraus entstehen kann. Allein sein „Österlicher Zoo“ um das Gasthaus „Löwen“ zeigt, welche Verbindung er zu Holz hat. Wenn das Jahr langsam in Richtung Weihnachten wechselt, hält ihn nichts mehr hinter dem wärmenden Ofen in der guten Stube. Dann ist er in seiner Werkstatt, kann dort den Ofen mit Restholz befeuern.

Drechselbank ein Muss

Inzwischen steht in der Werkstatt eine Drechselbank, die durchaus raffiniert gesteuert werden kann. „Diese Investition musste einfach noch sein“, gibt Wöhrle preis. Denn seit Jahren hat er bereits auf einer kleinen Drehbank Drechselarbeiten gefertigt. „Die Drehbank ist einfach zu klein, für das, was ich inzwischen herstellen möchte“, berichtet Wöhrle. Wöhrle führt vor, wie ein Vierkantklotz nach und nach sein Aussehen wechselt und mit zunehmender Bearbeitungsdauer zu einem neuen Gebrauchsgegenstand wird. Der große Holzklotz wird mit der mitlaufenden Reitstockspitze an den Mitnehmer am Spindelstock gepresst. Parallel zum eingespannten Holzklotz befestigt Fritz Wöhrle die über die gesamte Holzlänge reichende Handauflage. „Das Teil muss gut justiert sein, sonst kann es passieren, dass das Drechselwerkzeug verklemmt und plötzlich aus den Händen fährt.“

So lange die runde Form des entstehenden Kerzenhalters noch nicht erreicht ist, bearbeitet Fritz Wöhrle mit einer Schruppröhre das Werkstück. Mit dem Bleistift werden Kontureinschnitte angezeichnet, um dann mit einem flachen Drehmeißel eingestochen und weiter bearbeitet zu werden. Bei Fritz Wöhrle kommen auch Drehmeißel mit Hartmetallbestückung zum Einsatz. Die Werkzeuge haben einen teilweise langen Holzschaft, damit das Werkzeug gut festzuhalten ist. Ab und zu muss die Handauflage neu positioniert werden, um am kleiner werdenden Durchmesser den Abstand zu verringern. Nichts fürchtet der Drechsler mehr, als das Herausfliegen des Werkstücks. Da kann sehr schnell ein großer Schaden entstehen – am Werkstück und auch an den Werkzeugen, einschließlich der Drechselbank.

Die Form des Werkstücks hat Fritz Wöhrle von Angang an im Kopf. Nun zeichnet er die verschiedenen Konturabschnitte am rotierenden Holz mit einem Bleistift an. Ab jetzt ist absolutes Fingerspitzengefühl angesagt. Ein Rutscher oder ein Verkanten mit dem Drehmeißel kann zu unkorrigierbaren Fehlern am Werkstück führen.

Was an der Arbeit des Drechslers fasziniert: Er hat zu jedem Stück Holz, das er bearbeitete, eine Geschichte parat. Egal, ob das Holz 200 Jahre oder viel jünger ist. In Wöhrles Kopf läuft buchstäblich ein Film ab, bei dem er zum fertigen Produkt inspiriert wird. Unter den Händen von Fritz Wöhrle erfährt das Naturprodukt Holz eine neue Bedeutung. Dazu hat er ständig neue, wechselnde Ideen, die er mit dem Drechseln auslebt.