Immer mehr Frauen aus Deutschland bringen ihr Kind im Asana Spital Leuggern zur Welt. Im vergangenen Jahr waren es deren 326. Das sorgt auf der anderen Seite der Grenze für rote Köpfe, vor allem beim Klinikum Waldshut: Dort fehlen, wie berichtet, rund 350 Entbindungen pro Jahr für einen wirtschaftlichen Betrieb. Für die Sorgen hat der Leuggener Spitaldirektor René Huber Verständnis. Er sagt aber: „Wir können nicht einfach Frauen abweisen.“

Der Verweis auf den freien Markt

Dies aus mehreren Gründen. Zum einen gelte im Gesundheitswesen der freie Markt, wenn auch reguliert aufgrund der Fallpauschale, also der pauschalen Vergütung von medizinischen Leistungen. „Der freie Markt soll weiterhin spielen können: Die Frauen sollen frei wählen dürfen, wo sie ihr Kind zur Welt bringen möchten“, sagt René Huber.

Auch finanzielle Gründe relevant

Zum anderen sind auch finanzielle Gründe relevant. Eine Vereinbarung zwischen den deutschen Krankenkassen und dem Spital Leuggern regelt die Kostenverteilung: Die Versicherungen zahlen denselben Preis, wie sie auch in Deutschland entrichten würden – unter dem Strich zahlen sie somit weniger als die Schweizer Krankenkassen. Für das Spital lohnt es sich aber trotzdem, wenn Frauen aus dem süddeutschen Raum in Leuggern gebären, wie René Huber erklärt: „Sie leisten seit Jahren einen Beitrag an die Fixkosten, die wir ohnehin haben.“

Keine Werbung im süddeutschen Raum

Das Spital sei froh darüber. „Wir haben dasselbe Problem wie die anderen auch – die Kosten steigen, die Preise passen sich aber nicht an.“ Deshalb brauche es eine gewisse Anzahl an Geburten, um die Abteilung profitabel führen zu können. Der Spitaldirektor stellt aber klar: „Wir machen keine Werbung im süddeutschen Raum.“ Das Spital profitiere aber von der Mund-zu-Mund-Propaganda, also von Frauen, die ihre Erfahrungen mit anderen teilen würden.

Deshalb ist das Spital Leuggern beliebt

Das Spital Leuggern ist bei schwangeren Frauen in der Region beliebt. So verzeichnet das Spital im Vergleich zu größeren Regionalspitälern mehr Geburten. Erst im vergangenen Jahr wurde gar ein neuer Rekord erzielt: 803 Kinder erblickten 2022 im Zurzibieter Spital das Licht der Welt. Die Frauen würden den familiären und persönlichen Rahmen sowie die individuelle Betreuung und die Qualität schätzen, sagt René Huber. „Sie fühlen sich umsorgt. Und das spricht sich herum.“ Deshalb steige die Zahl der deutschen Mütter stetig an. 2016 kam über ein viertel aus Süddeutschland, 2022 machten sie bereits 40 Prozent aus.

Es bestehe nebst Angeboten wie die Aromatherapie oder die Akupunktur für Schwangere auch die Möglichkeit, eine Beleghebamme beizuziehen: Die schwangere Frau kann eine der sechs Hebammen als Geburtsbegleitung auswählen, die beim Leuggener Spital unter Vertrag stehen. So weiß sie bereits im Voraus, wer ihr während der Entbindung zur Seite steht.

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Dieselben medizinischen Leistungen

René Huber betont zudem, dass Leuggern dieselben medizinischen Leistungen anbietet wie das Klinikum Waldshut. Die Aussage der Waldshuter Chefärztin sei falsch, dass es in Leuggern lediglich eine Belegabteilung gebe, die nicht regulär rund um die Uhr ärztlich besetzt sei. „Anästhesieärzte und Anästhesiepflege sind 24 Stunden im Haus und jeder Zeit einsatzbereit.“ Der jeweils diensthabende Facharzt Gynäkologie und Geburtshilfe sei ebenfalls innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Zeit vor Ort für die Geburtshilfe einsatzbereit – dies gemäß Spitallistenvorgaben.

Leuggern hat ein eigenes Netzwerk

Auch wehrt sich der Spitaldirektor gegen den Vorwurf, dass das Klinikum Waldshut Komplikationen nach einer Geburt in Leuggern nachbehandeln müsse. „Natürlich kann es immer zu einer Komplikation kommen. Ich darf jedoch festhalten, dass dies bei uns sehr selten der Fall ist.“ Sollte aber während oder nach der Geburt eine Komplikation eintreffen, würden Kind und Mutter in eine für Neonatologie spezialisierte Klinik verlegt. „In unserem Falle ist dies das Elisabethen-Krankenhaus in Lörrach oder das Kantonsspital Aarau, jedoch nicht das Spital Waldshut.“

Die Autorin ist Redakteurin der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.