Traumstrände, Natur, wilde Elefanten – Sri Lankas Charme zieht Touristen an. Darunter eine 35-jährige Deutsche, die vor wenigen Wochen den Horton-Plains-Nationalpark im zentralen Hochland des Inselstaates besuchte. An einer mehr als 1000 Meter hohen Klippe, die „World's End“ (Ende der Welt) genannt wird, wollte sie ein Selfie machen – und stürzte in den Tod.

Ertrinken ist häufige Todesursache

Der weltweit beliebte Reiseführer „Lonely Planet“ hat Sri Lanka zum Top-Reiseziel im kommenden Jahr erklärt – Deutschland landete auf Platz zwei. Eine tolle Nachricht für das Land im Indischen Ozean, das neun Jahre nach dem Ende eines jahrzehntelangen Bürgerkrieges die Einnahmen aus dem Tourismus gut gebrauchen kann. Mit ihrer Vorliebe, sich selbst vor schönen Kulissen zu fotografieren, begeben sich Touristen aber nicht selten in Gefahr – in Sri Lanka zum Beispiel auf den pittoresken Bahnstrecken durch den Dschungel des Landesinneren. „Die Zahl der Ausländer, die aus fahrenden Zügen auf das Trittbrett steigen, um Selfies zu machen, nimmt zu“, erzählt der Sicherheitschef von Sri Lankas Bahngesellschaft, Anura Premaratna. „Unsere Schaffner müssen ihnen ständig sagen, dass sie im Wagen bleiben sollen.“

Jungen in Indien machen ein Selfie vor dem Bahngleis, auf dem zuvor ein Zug entgleiste.
Jungen in Indien machen ein Selfie vor dem Bahngleis, auf dem zuvor ein Zug entgleiste. | Bild: dpa

In diesem Jahr hat es ihm zufolge schon 450 Todesfälle auf den Zugstrecken Sri Lankas gegeben – wie viele davon bei Selfies passierten, sei statistisch nicht erfasst. Ein vergangenes Jahr beschlossenes Selfie-Verbot auf Bahnschienen werde bislang nicht durchgesetzt. Der große Nachbar Indien ist aber mit Abstand das Land mit den meisten Selfie-Toten, wie zwei Studien ergeben haben. Demnach sind es vor allem junge Männer, die riskante Selfies machen – etwa an Klippen, auf den Dächern hoher Gebäude oder am Rande von Gewässern. Ertrinken ist demnach eine häufige Todesursache.

Menschen fotografieren sich am Bandra Fort Band Stand in der indischen Metropole Mumbai, einem berühmten Touristenort am Arabischen ...
Menschen fotografieren sich am Bandra Fort Band Stand in der indischen Metropole Mumbai, einem berühmten Touristenort am Arabischen Meer, unweit eines Verbotsschildes, das darauf hinweist, sich von der Wasserkante fern zu halten. | Bild: dpa

App warnt vor gefährlichen Orten

Die „No-Selfie Zones“ in Mumbai und Goa zeigten kaum Wirkung, zumal sie nicht ausgeschildert seien, sagt Kumaraguru. Der IT-Professor und Experte für soziale Medien meint, eine bessere Lösung zu haben: Zusammen mit Kollegen hat er eine App namens Saftie entwickelt, die eine Datenbank mit rund 7000 Orten weltweit enthält, an denen es gefährlich sein kann, ein Selfie zu machen. Außerdem kann die App durch die Handy-Kamera erkennen, ob man beim Selfie-Schießen einem Abgrund oder Gewässer zu nahe steht. (dpa)