Bettina Grachtrup, dpa

Ins Restaurant am Landtag in Stuttgart kommt er immer noch gerne, aber die baden-württembergische Landespolitik hat Alexander Bonde hinter sich gelassen. Von 2011 bis 2016 war der Grünen-Politiker Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und wurde zeitweise auch als Nachfolger von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gehandelt. Doch es kam anders: Seit Februar 2018 ist der 44-Jährige Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit Sitz im niedersächsischen Osnabrück – und vermittelt den Eindruck, dass er mit dieser Aufgabe glücklich ist.

Nein, er verspüre keine Wehmut, beteuert Bonde, zu seinen Gefühlen wenn er heute im Stuttgarter Regierungsviertel sitzt. „Ich habe damals für mich entschieden, einen neuen Weg zu gehen. Das habe ich nicht bereut.“ 2016 kam für Bonde viel zusammen: Nach der Landtagswahl wurde die grün-schwarze Koalition aufs Gleis gesetzt. „Sein“ Ressort ging an Peter Hauk (CDU). Ein Landtagsmandat hat Bonde nicht, da er im parteiinternen Kampf um die Kandidatur im Wahlkreis Freiburg I mit Reinhold Pix nachgegeben hatte. Hinzu kamen Gerüchte über eine außereheliche Affäre mit einer grünen Lokalpolitikerin.

„Man muss wissen, was man tatsächlich will.“

Während einer einjährigen Karenzzeit orientierte er sich beruflich neu – was zunächst nicht einfach war. „Entgegen der öffentlichen Auffassung ist es nicht so, dass es eine natürliche Weiterverwendung für Minister gäbe.“ Er habe Angebote gehabt, in die Politik zurückzugehen – etwa Oberbürgermeister-Kandidaturen. „Aber man muss wissen, was man tatsächlich will.“ Er habe weiter im Umweltbereich etwas bewegen wollen. Zunächst arbeitete Bonde für eine Berliner Unternehmensberatung – bis das Angebot aus Osnabrück kam.

Alexander Bonde 2011 mit dem damals designierten grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann
Alexander Bonde 2011 mit dem damals designierten grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann | Bild: Bernd Weißbrod/dpa

Als Generalsekretär leitet Bonde die Stiftung mit 150 Mitarbeitern. Die Stiftung wurde 1990 gegründet, um den Erlös aus dem Verkauf der bundeseigenen Salzgitter AG, einem Stahlkonzern, sinnvoll zu verwenden. Das Stiftungskapital beträgt heute 2,24 Milliarden Euro. Gefördert werden Projekte zum Umweltschutz, besonders in der mittelständischen Wirtschaft. Die Projekte sind in ganz Deutschland verstreut. Privat hat Bonde, der verheiratet ist und drei Kinder hat, seinen Lebensmittelpunkt weiter im Schwarzwald. „Ich pendele zwischen Osnabrück, dem Schwarzwald und Berlin.“

Abstand zur tagesaktuellen Aufgeregtheit in der Politik

Als früherer Bundestagsabgeordneter hat Bonde Kontakte in Berlin. Doch dass es der Grüne, wenn auch ein Realpolitiker, an die Spitze der Bundesstiftung schaffte, überraschte dann schon. Seine beiden Vorgänger hatten ein CDU-Parteibuch. Der 44-Jährige ist nach wie vor Mitglied bei den Grünen, aber er hat in der Partei kein Amt mehr, weil dieses nicht zur Rolle einer überparteilichen Stiftung gepasst hätte, sagt er. Bondes Vertrag geht über fünf Jahre.

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Wirtschaft und Wissenschaft, Naturschutz und Technik: Diese Kombination in der Stiftungsarbeit hält Bonde für spannend. Zugleich hat er Abstand zur tagesaktuellen Aufgeregtheit in der Politik. Der permanente Druck sei jetzt niedriger als im politischen Geschäft. „Man kann sehr viel besser lange Linien entwickeln und hat mehr Luft für strategische Überlegungen.“

„Ihr findet mich zu Hause im Schwarzwald“

Der Grünen-Parteitag hatte Bonde 2016 mit viel Applaus aus der Landespolitik verabschiedet. „Ob ihr mich braucht und wo ihr mich braucht, müsst ihr entscheiden. Ihr findet mich zu Hause im Schwarzwald“, rief er den Delegierten damals zu. Heute sagt er, er habe nicht vor, in die Landespolitik zurückzugehen. Die beiden Landeschefs der Grünen, Sandra Detzer und Oliver Hildenbrand, sagen: „Wir Südwest-Grünen haben Alex Bonde viel zu verdanken.“ Sie nennen die Schaffung des Nationalparks Schwarzwald, die Modernisierung des Jagdrechts und die Aufstockung des Haushalts für Naturschutz im Landesetat.