Heute trifft man im Bodensee noch auf Felchen und Quaggamuschel, früher waren hier ganz andere Gewässer mit ganz anderen Bewohnern.

Ein Meeresreptil mit Moskitogesicht

  • Eurhinosaurus longirostris
  • Tiergruppe: Fischsaurier
  • Periode: Jura, Toarcium
  • Alter: ca. 183 Millionen Jahre
  • Größe: bis 7 Meter

Fischsaurier waren meeresbewohnende Reptilien des Erdmittelalters. Mit ihren zu Flossen umgestalteten Extremitäten und Schwanz sowie der Rückenflosse sahen sie wirklich aus wie Fische. Sie hatten meist sehr lange Schnauzen mit hunderten schmalen, kegelförmigen Zähnen. In Anpassung ans Leben in dunkleren Tiefen haben sie riesige Augen entwickelt.

Der Schädel des Eurhinosaurus (links) im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart erinnert an eine Stechmücke. Das etwas wuchtigere ...
Der Schädel des Eurhinosaurus (links) im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart erinnert an eine Stechmücke. Das etwas wuchtigere Exemplar rechts stammt von einem Temnodontosaurus. | Bild: Christian Klug / Universität Zürich

Zwar gab es in der Trias Fischsaurier, die bis zu 20 Meter lang wurden, mit seinen sieben Metern ist Eurhinosaurus jedoch auch ein beeindruckendes Tier. Neben seinen langen und schlanken Flossen fällt vor allem die extrem lange Schnauze auf, bei der der Oberkiefer doppelt so lang war wie der Unterkiefer. Der Oberkiefer trug auf der ganzen Länge Zähne.

Der größte Donnerkeil

Ein Megateuthis hat sich einen Ammoniten der Gattung Lytoceras als Beute gegriffen. Im Hintergrund zu sehen: der Fischsaurier Argovisaurus.
Ein Megateuthis hat sich einen Ammoniten der Gattung Lytoceras als Beute gegriffen. Im Hintergrund zu sehen: der Fischsaurier Argovisaurus. | Bild: Christian Klug / Universität Zürich
  • Megateuthis suevica
  • Tiergruppe: Belemniten, Coleoidea („Tintenfische“)
  • Periode: Jura, Bajocium
  • Alter: ca. 170 Millionen Jahre
  • Größe: bis ca. 3 Meter

Vielleicht wegen ihrer wenig beeindruckenden Formenvielfalt (alle Arten haben ein mehr oder weniger flockförmiges Rostrum) sind die Belemniten bei vielen Sammlern eher weniger beliebt, obwohl es spannende Tiere waren. Einen schönen Megateuthis lässt jedoch niemand liegen, allein schon wegen seiner Größe. Meist ist jedoch nur das Rostrum erhalten, an dem zu Lebzeiten die Flossen befestigt waren.

Vollständige Fossilien von Belemniten sind bisher ausschließlich aus Süddeutschland bekannt, so wie dieser Passaloteuthis aus Holzmaden.
Vollständige Fossilien von Belemniten sind bisher ausschließlich aus Süddeutschland bekannt, so wie dieser Passaloteuthis aus Holzmaden. | Bild: Christian Klug / Universität Zürich

Während das Rostrum maximal etwa 70 cm lang wurde, erreichte das ganze Tier mit Armen eine geschätzte Länge von bis zu drei Metern. Die zehn Arme trugen jeweils 40 bis 50 Armhäkchen in Paaren mit je einem Saugnapf dazwischen, perfekt um glitschige Beute wie Fische zu ergreifen. Vollständige Belemniten-Fossilien sind bisher ausschließlich aus Süddeutschland bekannt, so wie der Passaloteuthis aus Holzmaden im Staatlichen Museum für Naturkunde.

Der schwäbische Meerengel

Sieht aus wie ein Rochen, ist aber ein schwäbischer Meerengel: Bei diesem Fund aus Nusplingen lassen die länglichen Anhänge an der ...
Sieht aus wie ein Rochen, ist aber ein schwäbischer Meerengel: Bei diesem Fund aus Nusplingen lassen die länglichen Anhänge an der Bauchflosse darauf schließen, dass es sich um ein männliches Tier handelt. | Bild: Günter Schweigert

Pseudorhina acanthoderma

  • Tiergruppe: Haie, Plattenkiemer (Elasmobranchii)
  • Periode: Jura, Kimmerdigium
  • Alter: ca. 155 Millionen Jahre
  • Größe: bis 1,5 Meter

Haie und Rochen haben ein knorpeliges Skelett, das nur selten fossil überliefert wird. Meist sind es nur die Zähne, die wir fossil finden. So war es eine große Überraschung, als bei den Ausgrabungen in Nusplingen schon vor über 180 Jahren die eleganten Skelette mehrerer Engelhaie gefunden wurden. Diese ähneln Rochen in ihren sehr großen Brustflossen und dem stark abgeflachten Körper.

Ein sechs Meter langer Lurch

  • Mastodonsaurus giganteus
  • Tiergruppe: Temnospondylen, Lurche (Amphibien)
  • Periode: Trias, Ladinium
  • Alter: ca. 240 Millionen Jahre
  • Größe: bis 6 Meter

Die sogenannte Zitzenzahnechse wurde zuerst anhand eines einzelnen, riesigen Fangzahnes beschrieben. Inzwischen kennen wir vor allem aus Nordwürttemberg zahlreiche Teilskelette, sodass eine Rekonstruktion dieses merkwürdigen Tieres möglich wurde. Der flache Schädel wurde bis zu etwa 1,5 Meter lang.

Ein Fossil dieses Tiers im Muschelkalkmuseum Ingelfingen.
Ein Fossil dieses Tiers im Muschelkalkmuseum Ingelfingen.

Weil die bis etwa 20 cm langen Fangzähne deutlich länger waren als die Schnauze hoch, hatte das Schädeldach Löcher, durch die die Fangzähne nach außen traten. Das schwerfällige Tier war wohl ein Lauerjäger, der in Sümpfen und flachen Gewässern auf seine Beute (kleinere Wirbeltiere) wartete.

Das schwäbische Medusenhaupt

Der Stil der Seelilie Seirocrinus konnte bis zu 16 Meter lang werden.
Der Stil der Seelilie Seirocrinus konnte bis zu 16 Meter lang werden. | Bild: Science Photo Library / Witton, Mark P.
  • Seirocrinus subangularis
  • Tiergruppe: Seelilien, Stachelhäuter (Echinodermata)
  • Periode: Jura, Toarcium
  • Alter: ca. 180 Millionen Jahre
  • Größe: Stiellänge bis 16 Meter

Einer der wenig bekannten paläontologischen Weltrekorde aus Baden-Württemberg ist die riesige Seelilie Seirocrinus. Angeheftet an riesige Baumstämme durchfilterte sie mit ihrer feingliedrigen Krone die oberen Wasserschichten der europäischen Meere.

Diese riesige Seirocrinus-Kolonie auf Treibholz befindet sich im Holzmadener Urwelt-Museum Hauff.
Diese riesige Seirocrinus-Kolonie auf Treibholz befindet sich im Holzmadener Urwelt-Museum Hauff. | Bild: Christian Klug / Universität Zürich

Beeindruckende Kolonien mit ihrem Baumstamm-Floss sind zu bewundern in den Museen in Tübingen, Stuttgart, Holzmaden und Dotternhausen.

Die Giraffe unter den Meeresreptilien

Mit ihm möchte man bei Halsschmerzen nicht tauschen: Ein Tanystropheus hydroides lauert unter der Wasseroberfläche  auf Beute.
Mit ihm möchte man bei Halsschmerzen nicht tauschen: Ein Tanystropheus hydroides lauert unter der Wasseroberfläche auf Beute. | Bild: Christian Klug / Universität Zürich
  • Tanystropheus hydroides
  • Tiergruppe: Archosaurier, Reptilien
  • Periode: Trias, Ladin
  • Alter: ca. 240 Millionen Jahre
  • Größe: bis 6 Meter

Die Knochen des Giraffenhalssauriers haben schon vor 200 Jahren für Kopfzerbrechen gesorgt. Dessen Halswirbel sind zehnmal so lang wie breit und wurden deshalb als Armknochen eines Flugsauriers interpretiert.

Diese Skelettrekonstruktion eines Tanystropheus hydroides hängt im Naturhistorischen Museum der Universität Zürich.
Diese Skelettrekonstruktion eines Tanystropheus hydroides hängt im Naturhistorischen Museum der Universität Zürich. | Bild: Christian Klug / Universität Zürich

Erst die Funde kompletter Skelette am schweizerischen Monte San Giorgio (heute Unesco-Welterbe) schufen Klarheit: Die Hälse dieser Reptilien waren extrem verlängert und wohl auch – im Gegensatz zu frühen Rekonstruktionen – sehr steif. Ein Leben im Meer ist belegt durch Mageninhalte mit Tintenfisch- und Fischresten sowie durch die großen Füße.

Die hier vorgestellten Tiere im direkten Größenvergleich.
Die hier vorgestellten Tiere im direkten Größenvergleich. | Bild: Christian Klug / Universität Zürich

Ein Hai mit Verstopfung

Dieser Hybodus hatte wohl ein Verdauungsproblem: Sein Magen ist voller Donnerkeile. Foto: Günter Schweigert
Dieser Hybodus hatte wohl ein Verdauungsproblem: Sein Magen ist voller Donnerkeile. Foto: Günter Schweigert | Bild: Günter Schweigert in Klug et al., 2021, Swiss Journal of Palaeontology
  • Hybodus hauffianus
  • Tiergruppe: Haie, Plattenkiemer (Elasmobranchii)
  • Periode: Jura, Toarcium
  • Alter: ca. 183 Millionen Jahre
  • Größe: bis 3 Meter

Zähne von Hybodus sind weit verbreitet, gut erhaltene Skelette dieser ausgestorbenen Gattung aber nur äußerst selten zu finden. Im Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart ist das schönste Exemplar dieser Art ausgestellt. An den Verlängerungen der Bauchflossen lässt sich das Individuum als Männchen identifizieren. Der Magen enthält einen Klumpen aus etwa 100 Belemniten-Rostren. Vermutlich hat sich das gierige Tier an einem Schwarm dieser Belemniten buchstäblich totgefressen.

Schlauere Haie wie dieser Hybodus haben nur die Weichteile der Belemniten gefressen und die Rostren fallen gelassen.
Schlauere Haie wie dieser Hybodus haben nur die Weichteile der Belemniten gefressen und die Rostren fallen gelassen. | Bild: Christian Klug / Universität Zürich