Esther Schwarz (45) und Joachim Steiner (61) treffen sich vor der Lutherkirche im Konstanzer Stadtteil Paradies. Es ist die Kirche, die für viele evangelische Konstanzer ihr kirchliches Wahrzeichen der überwiegend katholischen Stadt ist. Seit dem ersten Gottesdienst 1873. Ihre drei Glocken hatte Großherzog Friedrich I. von Baden gestiftet.

Nun steht die Zukunft dieser größten evangelischen Kirche von Konstanz auf dem Spiel. Was sich „Umstrukturierung“ nennt, könnte bedeuten, dass dieses Gotteshaus bald keines mehr ist. Zuschüsse von der Landeskirche Baden gibt es keine mehr.

Der Teppichboden kommt raus

„Die Kirche muss mehr und mehr sparen“, sagt Joachim Steiner. Mit der Entscheidung gegen die Lutherkirche könne sie andere wichtige Gebäude der Kirchengemeinde Konstanz retten. Das aber löst bei ihm gemischte Gefühle aus. Für ihn ist die Kirche mehr als nur ein Gebäude, es ist ein Ort der Heimat, ein sicherer Treffpunkt, ein Anker, hier wurden seine Kinder getauft.

Beide sind im Ältestenkreis der Luthergemeinde aktiv, und für Esther Schwarz kommt nun eine neue Aufgabe hinzu: Sie ist im jetzt gegründeten Verein „Zukunft Lutherkirche Konstanz“ die Schriftführerin.

Alte Türen werden restauriert

Wie die Kirche als Kirche erhalten bleiben soll, wird bereits besprochen, demnächst auch mit einem Architektenteam. Es soll eine Machbarkeitsstudie erstellen. Aber es bleibt nicht bei Papier. Der marode Teppichboden soll in der Sommerpause weichen, die alten Türen sollen noch in diesem Jahr restauriert werden.

Auch Schwarz muss sich verändern – etwa durch den Zusammenschluss mit anderen Kirchengemeinden, wie es angesichts sinkender Mitgliederzahlen immer üblicher wird. Dann wird ein Kirchengemeinderat für mehrere Gemeinden zuständig sein. Einfacher wird die Arbeit dadurch nicht.

Kinder- und Jugendarbeit liegt ihnen am Herzen

2016 lernten sich Schwarz und Steiner kennen und fanden sich schnell für die Organisation der Kindergottesdienste zusammen. „Im Team haben wir den monatlichen Termin auf einen Samstag gelegt“, erinnert sich Steiner. „Mit den Kindern haben wir gemeinsam gesungen, gespielt und Geschichten erzählt und auch zusammen gegessen. Das war eine gute Zeit“, sagt Esther Schwarz.

Schon damals lag ihnen im Besonderen die Kinder- und Jugendarbeit am Herzen. Während andere Vorschläge einbrachten, setzten sie sie praktisch um. Gemeinsam. „Deswegen wollten wir zusammen in den Ältestenkreis“, so Schwarz. Aber es war nicht einfach, Dinge unbürokratisch umzusetzen. „Das liegt an den Strukturen und daran, dass wir im Ältestenkreis zuweilen auch mit Themen konfrontiert werden, in die man sich erst gut einarbeiten muss.“

„Wir möchten aktiv mitgestalten“

Dabei wären beide auch ohne dieses Ehrenamt schon gut ausgelastet. Warum sie sich dennoch im Ältestenkreis einbringen? „Wir möchten aktiv mitgestalten“, kommt es wie aus einem Munde. Wichtig ist beiden ein gutes und aktives Gemeindeleben, das auch in der Zukunft trägt und Halt gibt.

Schwarz, die an der Wallgut-Grundschule Rektorin ist, erinnert sich an ihre eigene schöne Kindheit in der evangelischen Kirche. Die Lehrerin für Religion und Deutsch war von klein auf in der Kinder- und Jugendarbeit ihrer damaligen Gemeinde engagiert. Diese Gemeinschaft wollte sie gern weiterleben.

Auch bei Joachim Steiner haben die frühen Erlebnisse in der Kirchengemeinde Einfluss auf sein späteres Leben genommen. „Ich spielte immer gern im Krippenspiel mit“, erzählt der seit vielen Jahren freiberuflich arbeitende Kostümbildner.