Was als vermeintlicher Schottergarten vor einem halben Jahr noch für Unmut bei vielen Überlingern sorgte, verhilft der Stadt nun zu einer Auszeichnung des Wettbewerbs „Straßenoasen“. Der Wettbewerb des Landesverkehrsministeriums soll Kommunen dazu ermuntern, die Straßenbegleitflächen für den Klima- und Artenschutz zu nutzen. Der Ort trägt der Jury zufolge zum Klima- und Artenschutz bei.
In der Hizlerstraße säumte vorher Zierrasen die Verkehrswege, nun befindet sich hier ein Insektenparadies. Die Abteilung Tiefbau der Stadt Überlingen und die Stadtgärtnerei gruben die Flächen aus und füllten sie mit einem Magerboden, der aus einem Steingemisch, Sand und einer kleinen Schicht Humus besteht. Dieser scheinbar karge Boden wurde dann mit besonderer Hilfe der ehrenamtlichen Stadtverschönerern mit widerstandsfähigen heimischen Pflanzen bestückt, erläuterte Michael Brantner vom Grünflächenamt.
Staatssekretärin lobt Überlingens Engagement
Staatssekretärin Elke Zimmer vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg verlieh Überlingen den Preis vor dem Haupteingang des Friedhofs. Dort befindet sich eine der sogenannten Straßenoasen im zweiten Standjahr. Die Staatssekretärin verwies auf das „dramatische Insektensterben“, dem die Kommunen entgegenwirken sollen. Sie lobte das Engagement und das Langzeit-Pflegekonzept der Stadt, das ebenfalls einen Aspekt des Wettbewerbs darstellt. Die Beete würden kaum Zeit und Kosten für ihren Unterhalt in Anspruch nehmen, sagte Elke Zimmer.

Bei einer Betrachtung der Straßenbegleitfläche in der Hizlerstraße erklärte der Abteilungsleiter der städtischen Grünflächen, Roland Leitner, dass der einstige Rasen 15 bis 18 Mal im Jahr gemäht und noch häufiger gegossen werden musste. Nun erforderten die Flächen „null Pflege“, bis auf regelmäßige Überwachung der Pflanzen- und Artenvielfalt. Heimo Bretschneider von den Stadtverschönerern kümmert sich mit weiteren Ehrenamtlichen und bestätigt den geringen Pflegeaufwand. Zu Anfang hätten sie notfalls mal gießen müssen, ansonsten sei es „wie in der Natur“, sagte er.
Attraktiv für Augen und Bienen
Wie die Staatssekretärin in ihrer Rede anmerkte, sollen die Straßenoasen „nicht nur attraktiv für Bienen, sondern auch für das Auge“ sein. Sie hofft, dass es den Menschen auch Inspiration für ihre privaten Gärten gebe. Anfänglich sträubten sich jedoch einige Bewohner der Stadt gegen die Optik der Flächen. Auf Nachfrage sagt Bürgermeister Kölschbach, dass wohl anfangs noch nicht nachvollziehbar gewesen sei, dass die Flächen Zeit zum Wachsen brauchten. Dagegen wolle man zum Beispiel mit Erklärhinweisen vor Ort helfen.