Eigentlich wollte Daniel Kelbing immer einen Mustang haben. Zumindest ab dem Zeitpunkt, als er vor rund 30 Jahren zum ersten Mal in einem Oldtimer saß. Ein Freund von ihm hatte sich damals einen Chevrolet aus dem Jahr 1957 zugelegt, und als Kelbing mit Mitte 20 zum ersten Mal einen V8-Motor startete, war eine Begeisterung geboren, die heute noch anhält.

„Die Vibration, der Klang – das war schon was Besonderes“, erzählt der heute 56-jährige Inhaber eines Frisörsalons. Doch bis er selbst einen Oldtimer sein Eigen nennen konnte, dauerte es noch einige Jahre. „So ein Fahrzeug war einfach nicht mit dem Leben einer jungen Familie vereinbar“, sagt der Vater von zehn Kindern.

Daniel Kelbings Plymouth Fury II stammt aus Milwaukee, USA.
Daniel Kelbings Plymouth Fury II stammt aus Milwaukee, USA. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Aber der Traum blieb und vor rund zehn Jahren wurde Daniel Kelbing dann nach langer Suche im Internet in Hamburg fündig. „Zu dem Zeitpunkt war auch klar, dass was Gediegenes, Langes und Gemütliches besser zu mir passt“, so Kelbing. Und so wurde er stolzer Besitzer einer Plymouth Fury II aus dem Jahr 1968 aus Milwaukee/USA. „Die hat mich dann viel Liebe, Zeit und Geld gekostet. Schweiß und Tränen sind geflossen.“

Hörprobe: Daniel Kelbing startet den Motor Video: Nosswitz, Stefanie
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Oldtimer ist auch ein Rückzugsort

Dass Kelbing sein Auto – das er auf den Namen „Little Queeny“ getauft hat – liebt, spürt man in jedem Satz, den er über den Oldtimer verliert. Für ihn ist es nicht nur ein Fahrzeug, sondern auch ein Rückzugsort, in dem er seine Gedanken ordnen, dem Alltag entfliehen und zu Ruhe kommen kann – egal, ob er in der Garage an irgendetwas herumschraubt oder mit dem 480-PS-starken Fahrzeug auf Tour im Bodensee-Hinterland ist. „Das ist mehr als ein Hobby, mehr als Leidenschaft – das ist manchmal auch Therapie“, wird Kelbing nachdenklich.

Blick ins Innnere der Little Queeny: Hier sieht man den persönlichen Stil sei es vorn auf dem Armaturenbrett die beiden Wackelfiguren ...
Blick ins Innnere der Little Queeny: Hier sieht man den persönlichen Stil sei es vorn auf dem Armaturenbrett die beiden Wackelfiguren oder auf der Hinterbank die Bezüge der Kissen. | Bild: Nosswitz, Stefanie

In die Plymouth hat er viel investiert, der Motor wurde komplett überarbeitet, das Getriebe ist neu, ebenso der Auspuff. Die Sitze wurden neu besattelt, kleine Features wie Rabenpins, Aufkleber, Kissen mit Haarshop-Bezug und zwei kleine Wackelfiguren zeigen den persönlichen Touch. Und auch der ultimative Picknick-Korb darf nicht fehlen. Daniel Kelbing mag den Vintage-Stil und dass die „Little Queeny“ 57 Jahre alt ist, darf man ihr laut dem stolzen Besitzer ruhig ansehen.

Der Motor wurde komplett neu überarbeitet.
Der Motor wurde komplett neu überarbeitet. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Die Playlist muss authentisch sein

Ein Freund von Daniel Kelbing – Michael Glönkler von der Gruppe Unplugged DeVilles – hat der alten Lady sogar ein Lied gewidmet. Die weitere Playlist besteht aus Elvis Presley, Rockabilly, Rock – es muss authentisch sein. „Das ist mehr als ein Hobby, das ist mein Leben“, so Kelbing, der beim Dixiefest das Oldtimer-Treffen organisiert hat und in der Gemeinschaft nicht nur Gleichgesinnte, sondern auch viele sehr gute Freunde gefunden hat. „Alles auch so Spinner wie ich“, sagt er und lacht.

Ein Oldtimer rauscht vorbei Video: Nosswitz, Stefanie

Der Gedanke nach einem weiteren Oldtimer lässt den 56-Jährigen nicht los. Gern hätte er noch einen alltagstauglichen Pick-up. Aber auch die „Little Queeny“ nutzt er gern für Alltagsfahrten – einfach mal zum Einkaufen oder um jemanden abzuholen. Jüngst war er mit einem älteren Mann aus dem Deggenhausertal nach Markdorf unterwegs. „Der hat sich richtig gefreut“, erinnert sich Kelbing.

Haben Sie auch einen Oldtimer? Würden Sie sich mit Ihrem „Schatz“ auch gern in unserer Sommerserie porträtieren lassen? Wir freuen uns über Zuschriften an: markdorf.redaktion@suedkurier.de